Unsere Autoren: Clemens Flamm und Thomas Massinger, AGES Wien
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Die Saison 23/24 gestaltete sich beim Weizen schwierig. Vor allem die Gelbrostepidemie rief im Waldviertel und im NÖ Alpenvorland Ertragseinbußen hervor.
Beim Qualitätsweizen gibt es große Sortenunterschiede im Proteingehalt. Dieser liegt langjährig zwischen 14 und 16,1 %.
In den heurigen Versuchen sowie in der Praxis lagen die Proteinwerte teilweise relativ niedrig.
Im vergangenen Herbst konnten nicht alle Felder rechtzeitig bestellt werden, weil dies die feuchten Bedingungen teilweise nicht mehr zuließen. Die nächste Herausforderung war die wieder auftretende Gelbrostepidemie, die besonders im Osten, im Waldviertel und im NÖ Alpenvorland Ertragseinbußen hervorrief. Die Regenfälle in der Blüte führten dann zu verbreitetem Auftreten von Ährenfusarium. Die falsche Vorfrucht und mangelhafte Einarbeitung der Ernterückstände nahmen heuer verstärkt negativen Einfluss auf das Krankheitsauftreten.
Weizen für das Pannonikum
Der frühreife Activus besitzt hohes Ertragspotenzial auf allen Böden. Dafür benötigt er aber seit zwei Jahren meist einen fungiziden Schutz gegen Gelbrost. Der standfeste Ekonom lag ertraglich auf den guten und sehr guten Böden allen Qualitätsweizen voran. Von Mehltau und Braunrost wird er in mittlerem Maße befallen. Gelbrost wehrt er gut ab. Im Hektolitergewicht ist er etwas begrenzt. Artimus und Axaro zählen im Ährenschieben zu den frühesten Sorten. Damit sind sie bei Hitzeperioden im Juni bereits viel weiter in der Entwicklung. Bei guter bzw. mittelguter Standfestigkeit sind sie durchschnittlich anfällig für Blattkrankheiten.
Axaro ist aufgrund seiner etwas erhöhten Neigung zu Ährenfusarium besser für das Trockengebiet geeignet. Von Aronio stehen heuer erstmals größere Saatgutmengen zur Verfügung. Er schiebt ebenfalls früh die Ähren und ist bei mittlerer Wuchshöhe mittelgut standfest. Auf Gelbrost sollte er kontrolliert werden. Wechselhaftes Erntewetter erfordert bei ihm eine zügige Ernte aufgrund der Auswuchsneigung.
Arameus – ein Qualitätsweizen der Backqualitätsgruppe (BQG) 8 – wird von Gelbrost kaum befallen. Braunrost kann aber stärker schädigen. Er sticht durch seine positiven Qualitätseigenschaften wie Proteingehalt, Hektolitergewicht und Sedimentationswert hervor. Monaco kombiniert mittelkurzen Wuchs mit guter Standfestigkeit und geringer Auswuchsneigung. Von Rostkrankheiten kann er stärker geschädigt werden. Seinem sehr hohen Hektolitergewicht steht ein nur mittlerer Proteingehalt entgegen.
Ähnliche Qualitätseigenschaften besitzt Aurelius . Dieser standfeste Einzelährentyp erzielt seine Erträge aus einer geringeren Bestandesdichte. Er wird weiterhin wenig von Gelbrost infiziert. Seine Ährenfusariumanfälligkeit erfordert bei regnerischer Blüte eine fungizide Behandlung.
Mandarin ist sowohl im Ährenschieben und in der Abreife früh bis sehr früh. Seine etwas höhere Lagerneigung kann auf guten Böden zu einem Problem werden. Durch seine hohe Qualität wird er zur BQG 8 gezählt.
Der standfeste Christoph ist besonders auswuchsstabil und wird von Gelbrost kaum befallen. Von Braunrost, Septoria tritici und Ährenfusarium kann er stärker infiziert werden. Qualitativ punktet er mit hohem Hektolitergewicht und mittlerem Proteingehalt.
Energo ist zwar ertraglich nicht mehr an der Spitze, wird aber noch gerne aufgrund seiner geringen Auswuchsneigung und ausgewogenen Qualität angebaut. Seine Gelbrostanfälligkeit nahm in den letzten Jahren etwas zu.
Auch Capo verlor die Resistenz gegen Gelbrost und sollte bei Auftreten der ersten Pusteln behandelt werden.
Der spätreife Bernstein widersteht Gelbrost weiterhin gut, in der Abreife benötigt er aber oft einen fungiziden Schutz gegen Braunrost. Der frühreife Arnold punktet durch die hohe Qualität. Sein Proteingehalt liegt langjährig um 1 % höher als Bernstein und 2,1 % über Activus .
Mahlweizen fürs Feuchtgebiet
Der mittel reifende California ist standfest und widersteht Blatt- und Ährenkrankheiten in mittlerem Ausmaß. Er besitzt ein sehr hohes Ertragspotenzial mit etwas eingeschränkter Qualität.
Der halmstabile Ernestus sticht mit seiner Resistenz gegen Gelbrost hervor. Auch die geringe Anfälligkeit für Ährenfusarium ist im Feuchtgebiet von Vorteil. Bei mittlerer Qualität brachte er seine sehr guten Erträge aufgrund einer sehr hohen Bekörnung der Ähre.
Die Neuzulassung Pallas reift mittelspät und kombiniert stabilen Halm mit geringer Auswuchsneigung und ausgewogener Resistenz gegen Blattkrankheiten. Hohes Ertragspotenzial ist mit einem geringen Proteingehalt gepaart.
Der spätreife Siegfried ist mittelgut standfest, wird aber von Braunrost stärker infiziert. Septoria-Krankheiten schädigen hingegen weniger. Spontan reift ein paar Tage früher und ist standfest. Gelbrost und Mehltau schädigen kaum, die erhöhte Braunrostanfälligkeit sollte beachtet werden. Der mittlere Proteingehalt zeichnet sich durch eine hohe Proteinqualität aus.
SU Habanero zeichnet ein hohes Ertragspotenzial auf allen Standorten aus. Neben einer ausgewogenen Resistenz gegen Blattkrankheiten widersteht er Ährenfusarium mittelgut. Er verwertet den angebotenen Stickstoff effizient.
Der sehr kurzwüchsige und standfeste Thalamus wird von Mehltau und Rostkrankheiten kaum infiziert. Ährenfusarium kann aber stärker auftreten. Aus besonders dichten Beständen erzielt er seine hohen Erträge mit einem mittelhohen Hektolitergewicht und geringem Proteingehalt. Tiberius wird von Gelbrost wenig geschädigt, Braunrost kann starke Ertragsabfälle hervorrufen. Bei wechselhaften Erntebedingungen kann Auswuchs rascher auftreten, ähnlich wie bei WPB Calgary . Dieser ist kurzwüchsig, halmstabil und wird von Gelbrost kaum infiziert.
Futterweizen im Feuchtgebiet
Futterweizen zeichnen sich meist durch ein hohes Ertragspotenzial aus. Ethan ist standfest und beinahe resistent gegen Gelbrost. Braunrost erfordert hingegen oft einen fungiziden Schutz. Da sein Proteingehalt trotz seiner hohen Erträge mittelhoch ist, zeichnet er sich durch eine hohe N-Effizienz aus.
Die Neuzulassung LG Mondial reift spät und hat einen besonders stabilen Halm. Neben einer ausgewogenen Resistenz gegen die meisten Blattkrankheiten wird er auch nur mittel von Ährenfusarium befallen. Neben einem mittleren Hektolitergewicht sind die Proteinwerte sehr gering.
Es werden auch einige EU-Sorten in Österreich angeboten. Einige wurden in Exaktversuchen mehrjährig getestet. Da es keine offiziellen Beschreibungen dazu gibt, besteht immer die Gefahr, dass einzelne negative Eigenschaften beim Anbau nicht bekannt sind.
So zeigte sich beispielweise Chevignon in Österreich als sehr stark anfällig für Ährenfusarium. Diese Eigenschaft, die bis zu den Konsumenten durchschlagen kann, sollte bei Wahl der Sorte, der Vorfrucht und auch bei einer meist notwendigen Ährenbehandlung in der Blüte mitbedacht werden.
Alle in Österreich zugelassenen Sorten und Eigenschaften finden Sie in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste 2024 und im Online-Tool Sortenfinder unter www.bsl.baes.gv.at . Dieses erleichtert die Sortenentscheidung. Die Sorteneigenschaften können gefiltert und damit die geeignetste Sorte für den Betrieb gefunden werden.