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­Erdäpfel: Ruhe im Lager wichtig

Im Lager nimmt die Qualität der Erdäpfel mit der Zeit selbst bei optimalen Bedingungen ab. Umso wichtiger ist es, die Lagerung so gut wie möglich zu optimieren.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autorin: Anita Kamptner, Landwirtschaftskammer Niederösterreich

Schnell gelesen

Die Voraussetzungen für eine gute Erdäpfellagerung werden zusehends herausfordernder.

Sie müssen bereits mit der Wahl des Pflanzgutes und der Sorten, gefolgt von den Legebedingungen, der Kulturführung und der schonenden Ernte geschaffen werden.

Gute Läger sind wichtig, um die Qualität zu erhalten, besonders wenn die Knollen bereits am Feld Stress ausgesetzt waren. Sonst gibt es hohe Abzüge.

Die fünf Phasen Die Phasen der Erdäpfellagerung müssen beachtet werden.

Die neuen Keimhemmer .sind zwar deutlich teurer als Chlorphrophan, die Keimhemmung funktioniert jedoch.

Gleich nach der Ernte sind die Erdäpfelknollen üblicherweise in einer natürlichen Keimruhe, die mehrere Wochen andauert. Sie ist, genau wie andere Qualitätsparamater, abhängig von den Vegetationsbedingungen. Im Prinzip beginnt es bereits mit der Sortenwahl und mit dem optimalen Hantieren des Pflanzgutes, geht weiter über die Legebedingungen bis hin zu den klimatischen Faktoren. So beschleunigen z. B. die zunehmend hohen Temperaturen den physiologischen Alterungsprozess der Erdäpfel. In den letzten Jahren kann man immer öfter Partien beobachten, die schon unmittelbar nach der Ernte erste Keime zeigen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Keimruhe bereits beendet ist.

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Fünf Phasen der Lagerung

Bevor mit der Keimhemmung begonnen wird, müssen die Erdäpfel zunächst optimal eingelagert werden. Dafür müssen die physikalischen und physiologischen Voraussetzungen beachtet werden. Den größten Einfluss haben Temperatur und Luftfeuchtigkeit.

Bei der Lagerung werden fünf Phasen unterschieden:

Abtrocknung:  Nur trockene Knollen können gelagert werden. Je feuchter die Bedingungen sind, desto leichter können diverse Pilze und Bakterien über die offenen Poren in die Knollen eindringen. Eine rasche Abtrocknung durch Belüftung innerhalb der ersten 24 bis 48 Stunden nach der Ernte ist daher entscheidend. Am günstigsten sind hierbei Lufttemperaturen, die um 2 °C unter der Knollentemperatur liegen. Es gilt, eine schnelle und schonende Abtrocknung zu gewährleisten.

Eine Austrocknung der Knollen soll allerdings vermieden werden. Kommt die Ware gleich ins Lager, soll daher nur kurz, aber intensiv stoßgelüftet werden.

Wundheilung:  Die Wundheilungsphase soll rund 7 bis 14 Tage nach der Ernte bei 12° bis 15 °C erfolgen. Es kommt hierbei zu einer Verdickung der Schale, die in der Folge Wasser- und damit Gewichtsverluste reduziert. Über die Wundfläche wird stark verdunstet. Um eine rasche Verkorkung zu erreichen, sollte daher zumindest anfangs so wenig wie möglich belüftet werden. Gleichzeitig muss aber dennoch darauf geachtet werden, dass der CO2-Gehalt nicht zu sehr ansteigt.

Da nach Ende dieser Phase im Oktober oftmals nochmal recht hohe Außentemperaturen herrschen, sollte man auch mit der Abkühlung vorsichtig sein. Ein nochmaliger Anstieg der Temperatur im Lager kann nämlich mehrere Wochen Keimruhe am Ende der Lagersaison kosten. Es ist für die Erdäpfel stressfreier, etwas wärmer gelagert zu werden, als Temperaturschwankungen verarbeiten zu müssen.

Abkühlen:  Im Anschluss an die Wundheilungsphase soll das Erntegut langsam auf die Lagertemperatur runtergekühlt werden. Idealerweise erfolgt das um täglich 0,5 °C. Temperaturschwankungen müssen vermieden werden, da durch die Bildung von Schwitzwasser Silberschorf und Ankeimen gefördert werden.

Um unkontrollierte Temperaturveränderungen und damit Qualitätsverluste zu vermeiden, ist eine maschinelle Kühlung empfehlenswert. Sie hat den Vorteil, dass die Ernte früher erfolgen kann. Bis vor wenigen Jahren galt das Feld als bestes Lager bis zum Herbst. Mittlerweile hat sich dieser Grundsatz allerdings ins Gegenteil gekehrt. Die hohen Temperaturen, die in den letzten Jahren über die Sommermonate herrschen, führen zu extrem aufgeheizten Dämmen. Das beschleunigt den Alterungsprozess enorm. Zudem nimmt die Gefahr der Knollenschädigung durch den Drahtwurm mangels wirksamer Pflanzenschutzmittel und durch die trockenen und heißen Bedingungen ab Mitte August deutlich zu. Eine rasche Ernte und Einlagerung ist daher für gute Qualitäten entscheidend. Mit reinen Belüftungslagern kann die Temperatur um diese Jahreszeit aber in der Regel nicht ausreichend abgesenkt werden.

Unter 4 °C lagern

Ab Temperaturen von unter 4 °C sind die meisten Schaderreger nicht mehr in der Lage, Stoffwechsel zu betreiben – dies ist daher die anzustrebende Lagerungstemperatur für Speisekartoffeln. Bei Speiseindustriekartoffeln muss die Temperatur etwas höher gehalten werden, weil andernfalls Stärke zu Zucker abgebaut wird. Das wiederum wirkt sich auf die Backfarbe aus. Die relative Luftfeuchtigkeit liegt idealerweise bei 90 bis 95 %, um Verdunstung (Gewichtsverlust) so gering wie möglich zu halten.

 Hauptlagerung:  In dieser Phase ist eine möglichst konstante Temperaturführung anzustreben. Durch kurze Intervalllüftung wird CO2 abgeführt und der nötige Sauerstoff zugeführt. Auch anfallende Wärme und Feuchtigkeit müssen abgeführt werden, um eine Kondensation zu verhindern. Darüber hinaus soll durch Umluftbewegung eine Luftschichtung vermieden werden.

Im Winter bei Minusgraden empfiehlt sich eine kurze Stoßlüftung um die Mittagszeit, da die Außentemperaturen zu diesem Zeitpunkt üblicherweise am höchsten sind.

Ein besonderes Augenmerk muss auch auf die Dichtheit des Lagers gelegt werden. Sie ist entscheidend für die Erhaltung einer hohen relativen Luftfeuchtigkeit, um die Gewichtsverluste zu minimieren. Außerdem wird dadurch das Eindringen wärmerer Luft und damit Kondensation vermindert. Seit dem Aus von Chlorphropham und der Verwendung von flüchtigeren Stoffen zur Keimhemmung ist das noch entscheidender, als es ohnehin schon war.

Auslagern:  Die Knollen sind bei tieferen Temperaturen sehr beschädigungsempfindlich. Vor dem Auslagern bzw. der Sortierung muss daher eine Aufwärmphase auf mindestens 10 °C erfolgen. Dabei soll die Knollentemperatur über die natürliche Veratmung ansteigen – hier schafft man etwa 0,5 °C pro Tag.

Wenn es schneller gehen muss, kann auch mit wärmerer Außenluft oder Heizgeräten gearbeitet werden. Allerdings sollte die warme Luft nicht über 3 bis 5 °C Differenz zur Knollentemperatur haben. Bei zu schneller Temperaturerhöhung können Risse entstehen. Nach dem Aufwärmen müssen die Knollen rasch vermarktet werden.

Die einzelnen Chargen sollen die ganze Lagerungssaison über ständig kontrolliert werden, um problematische Partien gegebenenfalls rasch einer Vermarktung zuführen zu können.

Wie Sie Keime hemmen können

Durch maschinelle Kühlung kann auch der Beginn der Keimhemmung nach hinten verschoben werden. Wird am Feld bereits der Wirkstoff Maleinsäurehydrazid (MH) eingesetzt, kann je nach Sorte und Professionalität des Lagers auf den Einsatz von Keimhemmungsmitteln im Lager verzichtet oder der Beginn verzögert werden.

Für eine optimale Wirkung der Mittel mit MH muss es am Feld in den noch wüchsigen Bestand mindestens drei Wochen vor der Reifeförderung gespritzt werden. Es stoppt das Zellwachstum und hilft dadurch in problematischen Jahren auch gegen Zwiewuchs. Darüber hinaus können Durchwuchskartoffeln in den Folgejahren reduziert werden. Diese Maßnahme muss aber unbedingt vorab mit dem Aufkäufer der zu behandelnden Erdäpfel abgesprochen werden, da MH nicht in allen LEH-Programmen akzeptiert wird und in der Knolle nachgewiesen werden kann.

Am meisten Bedeutung hat daher die Keimhemmung am Lager. Mittlerweile haben sich Alternativprodukte zum seit 2020 in der EU verbotenen Chlorpropham gut etabliert. Registriert sind in Österreich die Mittel Biox-M, 1,4-Sight, Argos und Restrain, wobei die beiden Letzteren eine sehr untergeordnete Bedeutung haben.

Biox-M ist ein Öl, dass aus der Grünen Minze gewonnen wird und auch im Biobereich zugelassen ist. 1,4-Sight wird synthetisch hergestellt. Das enthaltenen 1,4-Dimethylnaphthalin kommt aber auch natürlich in der Erdäpfelknolle vor und sorgt für Keimruhe. Es wird im Laufe der Alterung in der Knolle abgebaut.

Mit der Vernebelung von 1,4-Sight wird der Wert auf ausreichendem Niveau gehalten. Beide Produkte werden im Nebelverfahren ausgebracht. Nach der Ausbringung gilt für beide Präparate, dass das Lager für mindestens 48 Stunden nicht geöffnet werden soll, mit Ausnahme der CO2-Abfuhr. Die Mittel sind sehr flüchtig und so führt jedes Öffnen bzw. Belüften des Lagers zu Wirkstoffverlust. Die Effizienz und Wirkungsdauer der Mittel erhöht sich, je dichter und moderner das Lager ist. Vorsicht ist geboten, wenn der Wirkstoff beim Einblasen direkt auf die Knollen trifft. Es kann zu Verbrennungen kommen.

Eine Nachbehandlung ist bei 1,4-­Sight dann nötig, wenn die Augen beginnen aufzuhellen. Bei Biox-M, ­sobald die Keime wieder zu spitzen ­beginnen.

Maschinell kühlen im Kommen

Auch maschinelle Kühlung wird in Österreich mehr und mehr Thema, einerseits weil dadurch wie eingangs erwähnt früher mit der Ernte begonnen werden kann und andererseits, da Erdäpfel bis in den Juni hinein gelagert werden und bei den zu der Zeit herrschenden Außentemperaturen die Lagertemperatur im Belüftungslager nur schwer konstant niedrig gehalten werden kann.

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