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Pflanzenschutz: Neue Mittel für die Saison 2022

Auch wenn die Beschränkungen im Pflanzenschutz zunehmen: Auf den Pflanzenschutztagen 2021 wurden wieder neue, vielversprechende Herbizide und Fungizide im Ackerbau vorgestellt.

Lesezeit: 8 Minuten

Mit dem „Green Deal“ will die EU-­Kommission Europa zum ers­ten klimaneutralen Kontinent machen. Um dies zu erreichen, soll u. a. der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um 50 % reduziert werden.

Für Christian Stockmar, Obmann der Industriegruppe Pflanzenschutz, ist aber klar: „Nur eine Agrarpolitik des Er­möglichens schafft eine Landwirtschaft der Chancen, nicht eine Agrarpolitik des Verbietens und Reduzierens“, erklärte er bei den Pflanzenschutzmitteltagen 2021 der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Integrierten Pflanzenschutz (ÖAIP).

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Innovativer Pflanzenschutz

Aus der Sicht Stockmars muss es vielmehr darum gehen, die Landwirtschaft in Österreich zukunftsfit zu machen. Diese Landwirtschaft stelle nicht nur die Versorgung mit regionalen und hochwertigen Lebensmitteln sicher, sondern habe auch optimale Rahmenbedingungen für eine flexible und effiziente Produktion. Dafür muss sie laut dem Experten zeitgemäße Produktionsmittel und digitale Technologien einsetzen und „über innovative Pflanzenschutzmittel verfügen.“

In diesem Zusammenhang zitierte Stockmar Prof. Andreas von Tiedemann von der Uni Göttingen: „Wie auch immer Pflanzenschutz aussieht, Kulturpflanzen brauchen Schutz. Sie sind von Menschen geschaffen und haben keinen ursprünglichen Schutz mehr. Die Vorstellung, man käme ohne Pflanzenschutz aus, ist also illusionär und wird uns vom eigentlichen Ziel abbringen, den Hunger auf der Welt zu beseitigen.“

Kommen wir damit zu den neuen Mitteln für das Jahr 2022, die bei den Pflanzenschutzmitteltagen vorgestellt wurden.

Getreide und Mais

Das Fungizid  Kumar  steht 2022 auch in Winterweizen zur Bekämpfung gegen Ährenfusariosen zur Verfügung, berichtete Gernot Haubenhofer von der Fa. Certis. Das Mittel mit dem Wirkstoff Kaliumhydrogencarbonat zeige die beste Wirkung durch präventive Spritzungen nach einem Regenereignis, da es als Kontaktfungizid wirksam ist. Der empfohlene Spritzzeitraum erstreckt sich von BBCH 61 bis 65, wenn die ersten Antheren sichtbar sind, bis BBCH 65, wenn 50 % der Antheren sichtbar sind.

In dem neuen Herbizid  Merkur  sind die drei Wirkstoffe Flufenacet (80 g/l) HRAC 15, Diflufenican (20 g/l) HRAC 12 und Pendimethalin (333,3 g/l) HRAC 3 in einer Fertigformulierung (Suspensionskonzentrat SC) kombiniert.

Diese Wirkstoffe werden als wenig resistenzgefährdet eingestuft und sind damit ein wichtiger Baustein in einem Anti-Resistenz-Management, weil dadurch die üblichen Herbizide im Frühjahrseinsatz entlastet werden, meinten Christoph Krato und Paul Krennwallner von der Fa. Syngenta. Das Mittel kann in Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen und Wintertriticale im Vorauflauf bis zum Stadium BBCH 29 einmalig pro Jahr/Kultur mit max. 3,0 l/ha angewendet werden. Neben den wichtigsten Unkräutern werden ­damit laut Syngenta auch Gemeiner Windhalm, Ackerfuchsschwanz, Einjährige Rispe und Deutsches Weidelgras gut bis sehr gut erfasst.

Inatreq active in dem neuen Mittel  Inatreq Aktiv Pack  ist ein neuer, breit wirksamer Fungizidwirkstoff zur Bekämpfung der bedeutenden ertragsrelevanten Krankheiten im Getreide­anbau, berichtete Josef Schlagenhaufen von der Fa. Kwizda-Agro. Das Mittel zeichne sich durch einen lang anhaltenden und vorbeugenden Schutz sowie eine starke kurative Wirkung aus.

Der Wirkstoff Fenpicoxamid erfasse auch Septoria-Stämme, die bereits resistent gegen Fungizide aus anderen Wirkstoffklassen sind. Durch Einfluss auf die Sporenbildung der Krankheit werde zusätzlich ihr Infektionspotenzial im Bestand reduziert.

Inatreq active wird aus einem bodenbürtigen Bakterium hergestellt. Der neue Wirkstoff Fenpicoxamid ist laut Schlagenhaufen in Questar hochaktiv formuliert. Zur Resistenzstrategie wird er immer gemeinsam mit Metconazol in Turret 60 ausgebracht. Die Anwendungsempfehlung lautet zur T2-Spritzung (im Stadium BBCH 37 bis 49) 1,5 l Questar + 1,0 l Turret 60/ha.

Breite Fungizidwirkung

Das Getreidefungizid  Revytrex  (Wirkstoffe Mefentrifluconazol und Fluxapyroxad) ermöglicht eine breite Bekämpfung von allen wichtigen pilzlichen Schaderregern in Getreide, erklärte ­Alexander Auer von der Fa. BASF ­Österreich.

Durch die bewegliche Molekülstruktur und die genau auf den Wirkstoff abgestimmte Formulierung sei das Mittel auch bei bereits mutierten Pilz-Stämmen wirksam. Die schnelle Aufnahme ins Blattinnere gewährleiste eine sofortige Wirkung und schütze zudem vor Verlusten durch Witterungseinflüsse wie beispielsweise Regen und Sonneneinstrahlung. Auer: „Im Blatt wird Mefentrifluconazol aus einem Wirkstoff-Reservoir langsam in den Saftstrom nach oben abgegeben und schützt somit über einen langen Zeitraum auch die Bereiche, die bei der Anwendung nicht erfasst wurden.“

Fluxapyroxad gewährleiste durch einen zusätzlichen Wirkmechanismus höchste Effektivität und biete aufgrund des Wirkstoffdepots auf dem Blatt eine sehr gute Dauerleistung.

Das Kontaktfungizid  Folpan 500 SC  wird vorbeugend gegen Septoria tritici in Weizen eingesetzt, wie Franz-Josef Weis, Gerd Dingebauer, Jürgen Bontenbroich, Hermann Michlits und Bernhard Gschaider von der Fa. Adama Deutschland vortrugen. Der Wirkstoff Folpet (500 g/l) gehört zur chemischen Gruppe der ß-Phthalimide. Er bilde einen oberflächenaktiven Belag, der den Pilz bereits an der Auskeimung hindere.

Keine Resistenzen

Eine Besonderheit von Folpan 500 SC: Der Wirkstoff ist ein Multi-Site-Inhibitor (MSI). Dieser greift an verschiedenen Stellen im Schadorganismus an. „Dadurch wirkt er effektiv und hat gleichzeitig ein sehr geringes Resis­tenzrisiko. So ist die Wirkung sichergestellt und andere Wirkstoffgruppen wie Azole und Carboxamide werden vor einer Resistenzentwicklung bestmöglich geschützt“, so die Experten.

Die Anwendung in Weizen (und Dinkel) gegen Septoria tritici ist mit einem zweimaligen Einsatz von je 1,5 l/ha im Kultur-Stadium BBCH 30 bis 59 des Getreides zugelassen. In Triticale sind die Indikationen Septoria tritici, Septoria nodorum, Puccinia striiformis und in der Gerste die Indikationen Rhynchosporium secalis, Puccinia hordei und Erysiphe graminis zur Befallsminderung zugelassen.

Die Zulassung gegen Ramularia collo-cygni und Pyre­nophora teres ist bereits beantragt. Insbesondere bei der Bekämpfung von Ramularia collo-cygni in der Gerste kann Folpan 500 SC zukünftig eine herausragende Rolle spielen, meinen die Adama-Mitarbeiter. 

Das neue Maisherbizid  Botiga  ist eine Fertigformulierung der Wirkstoffe Mesotrione (HPPD-Hemmer) und Pyridat (PSII-Hemmer). Diese Kombination erfasst nach Aussage von Dr. Christian Engel von der Fa. Belchim ein breites Spektrum an zweikeimblättrigen Unkräutern sowie Hirsen. Aufgrund der physikalischen Eigenschaften besitze das Mittel eine ausgesprochene Blattwirkung.

Das Besondere an der Wirkstoffkombination sei der so genannte Boost-Effekt. Das bedeute, dass die synergistische Wirkung von Pyridat auf Mesotrione die Wirkungsbreite und -stärke auf Hirsen und Unkräuter erhöhe. ­„Botiga ist damit die Basis für ALS-Hemmer-freie Herbizid-Strategien im Mais“, erklärt Engel.

Kartoffeln und Zuckerrüben

Der  Kartoffel Pack  besteht aus dem neuen kontaktwirksamen Prevint Flow (SC) und dem bekannten Winner (SC). Laut Michael Fünfkirchen vom Hersteller Kwizda beinhaltet Prevint Flow 200 g/l Initium (Ametoctradin), einem neuen Wirkstoff aus der Gruppe der Pyrimidylamine (FRAC Code C8) mit langanhaltender vorbeugender Wirkung. Initium ist laut Fünfkirchen der einzige Vertreter dieser Gruppe in der Kartoffel.

Er hemmt die Mitochondrien-Atmung im Komplex III und damit die Energiegewinnung des Phytophthora-Pilzes. Der Wirkstoff binde sich sehr gut mit der Wachsschicht der Pflanze. Er wird laut Fünfkirchen bei Niederschlag aus den Depots gelöst und abermals auf der Pflanzenoberfläche verteilt. Anwendungsempfehlung in der zweiten Vegetationshälfte nach der Blüte: 1,2 l Prevint Flow + 0,24 l Winner/ha.

Unter anderem gegen Phytophthora in Kartoffeln und Cercospora in Zuckerrüben wirkt  Revyona . Das Mittel resultiert aus der Kombination des innovativen Wirkstoffs Revysol (Mefentrifluconazol) und einer hoch wirksamen, speziell entwickelten Formulierung, berichtete Alexander Auer von BASF Österreich. Revyona beseitige die Schwächen herkömmlicher Triazole. Revyona wirke sowohl präventiv als auch kurativ, sei leicht mischbar und wirke lang anhaltend. Durch die bewegliche Molekülstruktur sei der enthaltene Wirkstoff Revysol auch bei ­bereits mutierten Pilz-Stämmen hochwirksam.

Erstes Biobodenfungizid für mehrere Kulturen

 Xilon  ist das erste biologische Bodenfungizid mit einer breiten Zulassung in verschiedenen Feldkulturen, wie Mais, Sonnenblume und Soja. Das Mittel ­basiert auf dem pilzlichen Wirkstoff Trichoderma asperellum T 34, wie Raphael Schramel vom Hersteller Kwizda Agro erläuterte.

Durch die Formulierung kombiniere Xilon beste Wirksamkeit im Freiland mit praxistauglichen Parametern, wie der einfachen Ausbringung als Granulat in die Säfurche während der Aussaat, einer ausgezeichneten Haltbarkeit und einer guten Kombinierbarkeit mit chemischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern. Trichoderma asperellum T 34 bietet laut Schramle durch vier verschiedene Wirkmechanismen sicheren Schutz gegen verschiedene Bodenpathogene wie Fusarium spp. (DON-Reduktion) in Mais sowie Sclerotinia-Arten in Sonnenblume und Soja. Neben der fungiziden Wirkung habe Xilon einen positiven Effekt auf die Boden- und Pflanzengesundheit.

Kombi aus Pflanzen stärken und schützen

„Wirksamer Pflanzenschutz ist selbstverständlich noch möglich.“ Davon ist Lukas Hader, GF der Firma Multikraft im Gespräch mit top agrar Österreich überzeugt. Pflanzenschutz bedeute in unserer landwirtschaftlichen Sprache fast automatisch den Schutz der Pflanzen mit Pestiziden. Diese gebe es für den konventionellen Anbau genauso wie für den Bio-Anbau.

Das bedeute immer, dass erst bei Auftreten einer Krankheit behandelt wird. Multikraft legt laut Hader deshalb einen großen Fokus auf die Pflanzenstärkung. „Wir setzen Produkte auf Basis von Mikroorganismen, Pflanzenextrakten und organischen Säuren so ein, dass sie Boden, Wurzel und Pflanze stärken und dadurch schützen, bevor Probleme entstehen“, so Hader.

Doch genauso wie ein Pflanzenschutzmittel keinen 100%igen Schutz biete, sei dies auch mit dem Multikraft-System nicht vollständig möglich. Vielmehr sollte das Ziel darin liegen, die effektivste Kulturführung zu finden. Eine Kombination von verschiedenen Behandlungsmethoden ist hier am sinnvollsten – sozusagen das Beste aus beiden Welten herausholen, mit möglichst geringem Einsatz von Pestiziden. Dasselbe lasse sich auch auf die Tierhaltung und Antibiotika ummünzen.

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