Unsere Autoren: Hanna Hogenboom und Joachim Neureiter, AGES Wien
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Der Roggenanbau Österreichs wird nach wie vor von Populationssorten dominiert, obwohl Hybridroggen mit deutlich höheren Erträgen überzeugen können.
Populationsroggen sind weniger anfällig gegen Mutterkorn als Hybridsorten.
Triticale ist für Betriebe mit Viehhaltung interessant und als Alternative zum Mais, um die Winterfeuchtigkeit des Bodens besser auszunützen.
In vielen Lagen trat heuer vermehrt Gelbrost auf. Deshalb kommt der richtigen Sortenwahl besondere Bedeutung zu.
Die Saison 2023/2024 war geprägt durch relativ hohe Temperaturen, außer einer Kältephase mit Frostnächten Anfang April. Der Roggen und das Triticale kamen daher relativ früh ins Ährenschieben, obwohl die Bestände gleichzeitig etwas kürzer geblieben sind.
Der feuchte Herbst, die darauffolgende Trockenheit und die nassen Perioden mit teilweise extremen Regenmengen wirkten sich wie folgt auf die Bestände aus: geringere Bestockung, die von der höheren Anzahl an Körnern pro Ähre nicht kompensiert werden konnte, teilweise Lager und hohe Krankheitsbelastung. Letztendlich wurden dadurch niedrigere Erträge als im Vorjahr erreicht.
Hybridroggen immer stärker
Der Roggenanbau Österreichs wird nach wie vor von Populationssorten dominiert, obwohl Hybridroggen mit deutlich höheren Erträgen überzeugen. Populationssorten sind dagegen wegen ihrer Ertragsstabilität und großteils höheren Krankheitsanfälligkeiten für geringere bis mittlere Böden gut geeignet. Vergleichsweise höhere Proteingehalte ergeben sich aus den niedrigeren Erträgen. Auf Biobetrieben können genauso wie auf konventionellen Betrieben Hybridsorten benutzt werden, da das Sortiment zum Teil aus biologischer Produktion angeboten wird.
Populationsroggen besitzen meist eine geringere Mutterkornanfälligkeit als die Hybridsorten. Der Grenzwert der Mutterkornsklerotien im Erntegut hätte heuer im Juli gesenkt werden sollen. Der Termin wurde aber auf 1. Juli 2025 verschoben. Ab dann sind nur mehr 0,2 g/kg Sklerotien in unverarbeitetem Roggen erlaubt, gegenüber den aktuellen 0,5 g/kg. Durch die Züchtung wird auch bei den Hybridsorten die Mutterkornempfindlichkeit langsam besser.
Populationssorten unterscheiden sich im Sortiment durch ihre frühere Reife und die langen Halme. Ihr Ertragspotenzial liegt deutlich unter dem von Hybridroggen.
Der seit 1996 zugelassene Amilo ist vor allem anfällig für Mehltau und Roste. Wegen einer höheren Auswuchsfestigkeit hat er unter wechselhaften Abreifebedingungen einen großen Vorteil. Die neuere Sorte Dan´kowskie Turkus ist für eine Populationssorte sehr standfest und zeigt eine mittlere Krankheitsresistenz. Er liegt ertraglich im Sortiment voran und besitzt eine gute Ertragsstabilität. Auch Dukato lagert weniger dank seiner stabilen Halme. Er ist etwas anfälliger für Rostkrankheiten. Der mittelfrüh reifende Elias reagiert auf Schneeschimmel und Braunrost sensibler und ist aufgrund seines langen Halmes weniger standfest. Vorteilhaft sind aber Elias‘ relative Ertragsstabilität im Trockengebiet und niedrige Mutterkornanfälligkeit. SU Bebop wurde im Dezember 2023 zugelassen und hat eine mittlere Wuchshöhe. Er sticht bei den Populationssorten im langjährigen Ertragsergebnis positiv hervor. Für eine Populationssorte ist er etwas anfälliger für Mutterkorn.
Hybridsorten werden europaweit nur von wenigen Firmen gezüchtet. Im Moment sind in Österreich nur Sorten von KWS Lochow gelistet, von Hybro Saatzucht werden einige als EU-Sorten verkauft oder befinden sich in der Prüfung und stehen zukünftig – nach einer evtl. Zulassung – dem Markt zur Verfügung.
Die Hybridsorten reifen generell etwas langsamer, sie haben kürzere Halme und sind oft gegenüber Blattkrankheiten resistenter. Das Ertragspotenzial ist höher als bei Populationssorten und der Proteingehalt niedriger.
KWS Detektor ist im Vergleich zu den anderen Hybridsorten anfälliger für Mehltau und vor allem Braunrost, widersteht aber Schneeschimmeldruck besser. Im Mühl- und Waldviertel ist er weniger ertragsstabil. KWS Emphor unterscheidet sich durch seine bessere Standfestigkeit, niedrige Auswuchsneigung und guten Erträge in allen Regionen. Gegenüber Blattkrankheiten ist KWS Pulsor mittel anfällig, eine lange Schneedecke übersteht er aber besser. Er erzielt seine Erträge über Bildung eines dichten Bestandes. Im Mühl- und Waldviertel zeigte er sich sehr ertragsstabil, im Trockengebiet dagegen ist er weniger ertragstreu. Dies verhält sich bei KWS Tayo ähnlich, sein Ertragspotenzial ist bereits langjährig das höchste im Sortiment. Er zeichnet sich zusätzlich durch eine höhere Standfestigkeit aus und überwindet die meisten Krankheiten relativ gut. Für Braun- und Schwarzrost ist er mittel anfällig.
Triticale als Ertragsbringer
Wie bei fast allen Getreidearten gab es auch bei Triticale einen leichten Rückgang der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt lag das Minus der Anbaufläche bei 5 %, wobei im Biobereich der Rückgang 8 % betrug. Interessant ist Triticale für Betriebe mit Viehhaltung und als Alternative zum Mais, um die Winterfeuchtigkeit des Bodens besser auszunützen. In vielen Lagen konnte heuer ein vermehrtes Auftreten von Gelbrost beobachtet werden, womit die richtigen Sortenwahl im Herbst für eine gute Ernte mitentscheidend war.
Im letzten Dezember gab es keine Neuzulassungen bei Triticale. Viele Sorten bewährten sich aber in den letzten Jahren; von dem größten Teil ist auch Saatgut aus biologischer Produktion erhältlich.
Das höchste Ertragspotenzial im Alpenvorland und im Mühl- und Waldviertel erzielte Lumaco . Er konnte durch eine sehr gute Widerstandskraft bei Mehltau und Gelbrost überzeugen und diese auch heuer bestätigen. Durch den höheren Wuchs kann es etwas stärker zu Lager kommen.
Trimondo ist ähnlich ertragsstark und erzielt sehr gute Hektolitergewichte. Allerdings sollte seine sehr hohe Anfälligkeit für Gelbrost beachtet werden. In schneereichen Wintern kann es leichter zu Schäden durch Schneeschimmel kommen. Der früh ährenschiebende RGT Tamac gehört auch in allen Anbaugebieten ertraglich zum Spitzenfeld. Durch seine hohe Anfälligkeit für Mehltau ist er weniger für Staulagen geeignet. Gelb-, Braunrost und Ährenfusarium wehrt er hingegen gut ab. Als Wechseltriticale eignet er sich auch für die Frühjahrsaussaat sowie Brehat . Als langstrohige Sorte schiebt dieser früh die Ähren und reift mittel ab. Robust gegen Braun- und Gelbrost kann Lager allerdings ein Problem darstellen.
SU Laurentius glänzt neben den hohen Kornerträgen auch mit mittlerem Hektolitergewicht. Bei kurzem Wuchs und geringer Lagerneigung tritt Schneeschimmel sowie Braun- und Gelbrost nur selten auf.
Rivolt wurde heuer sehr stark von Gelbrost beeinträchtigt, sodass er nicht mehr an die guten Erträge der letzten Jahre anschließen konnte. Braunrost und Schneeschimmel werden hingegen gut abgewehrt. Das Hektolitergewicht ist unterdurchschnittlich ausgeprägt. Das Wechseltriticale RGT Flickflac lieferte bei niedrigem Wuchs und geringem Lager durchschnittliche Kornerträge. Diese werden durch dichtere Bestände realisiert.
Belcanto reift spät und ist bei mittlerer Wuchshöhe mittelgut standfest. Blattkrankheiten widersteht er gut. Qualitativ überzeugt er mit den höchsten Hektolitergewichten des Sortiments.
Bei Tribonus handelt es sich um eine mittelspät ährenschiebende Sorte, welche bei geringer Wuchshöhe relativ halmstabil ist. Für schneereiche Gebiete eignet er sich weniger. Die etwas höhere Sensibilität gegenüber Braunrost erfordert oft einen fungiziden Schutz.
Durch die Anfälligkeit für Gelbrost blieb Claudius in diesem Jahr in den Versuchen unter dem erwarteten Ertragspotenzial. Er neigt bei längeren Regenperioden zur Ernte verstärkt zu Auswuchs. Der langwüchsige Tricanto neigt zu Lager und ist empfindlich gegenüber Braunrostinfektionen. Ährenfusarium tritt bei ihm seltener auf. In Steiermark und Kärnten liegt der Kornertrag im Durchschnitt des Sortiments.
Triamant besitzt eine geringe Resistenz gegenüber Mehltau und Braunrost und neigt stark zu Auswuchs. Im Biolandbau ist die Sorte beliebt.