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Stoppelkalkung: Sauer macht nicht lustig

Kohlensaurer Kalk, Brannt- oder Konverterkalk – es gibt viele Dünger, um den pH-Wert im Boden anzupassen und die Bodenstruktur zu verbessern. Einige von ihnen liefern zusätzliche Nährstoffe. Treffen Sie Ihre Entscheidung für einen Kalkdünger daher bewusst.

Lesezeit: 9 Minuten

Muss ich kalken, werden sich viele auch in diesem Sommer fragen. Und welchen Kalk nehme ich? Dass Kalk das Bodengefüge stabilisiert, merkt man bei ton- und schluffreichem Boden nach einem starken Regenguss. Bei unzureichender Kalkdüngung verschlämmt dieser oder fließt ab.

Diese Probleme entstehen deutlich seltener, wenn vor allem mittlere bis schwere Böden optimal mit Kalk versorgt sind. Denn das freie Kalzium (Ca) sorgt für ein günstiges Verhältnis von Grob-, Mittel- und Feinporen im Bo­den. Überschüssiges Wasser leitet dieser dadurch zügig ab, und die Oberfläche kann schnell trocknen. Durch das Kalzium entstehen auch stabile Ton-­Humus-Komplexe, die das Verschlämmen des Oberbodens verhindern.

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Da der Boden weniger verdichtet, können die Pflanzen ihn gut durchwurzeln. Auch der Zugwiderstand beim Bearbeiten verringert sich. Das spart Diesel. Zudem sichert das frühere Abtrocknen des Bodens ein längeres Bearbeitungsfenster.

Nicht nur gut für den Boden

Neben dieser strukturverbessernden Wirkung auf den Boden, gibt es weitere Vorteile:

  • Das durch Kalk aktivere Bodenleben kann Pflanzenrückstände schneller umwandeln und sorgt z. B. bei Mulchsaat für eine zügige Rotte.
  • Der Kalk neutralisiert Säuren im Boden und stellt darüber den Boden-pH-Wert ein. Dieser beeinflusst stark die Verfügbarkeit von Makro- und Mikronährstoffen für die Pflanzen.

Verschiedene Versuche zeigen, dass bereits bei einer vernachlässigten Erhaltungskalkung der Ertrag bei Getreide im Schnitt um 10 % sinkt.

Um die Vorteile nutzen zu können, ist eine regelmäßige Kalkdüngung nötig. Denn der Kalk „verbraucht“ sich mit der Zeit. Die Böden verlieren dabei ihren optimalen pH-Wert und versauern durch natürliches Auswaschen, sauren Niederschlag, die Umsetzung organischer Substanz und Pflanzenausscheidungen. Düngen Sie kalkzehrende Mineraldünger, wie z. B. schwefelsaures Ammoniak, reagiert der Boden ebenfalls mit sinkendem pH-Wert. Auch die Ca-Entzüge der Kulturen vor allem von Raps, Rüben und Mais tragen dazu bei, dass Sie in reglmäßigen Abständen kalken sollten. Nach der Getreideernte den Kalk auf die Stoppel zu streuen, ist ein idealer Termin für viele Kulturen (siehe Übersicht). Die Böden sind dann sehr tragfähig, und Sie reduzieren so das Risiko von Bodenverdichtungen.

Passender pH-Wert

Wie viel Dünger Sie benötigen, hängt vom pH-Wert Ihrer Fläche, der Bodenart, dem Humus­gehalt, der Nutzung und dem Kalktyp ab. Der pH-Wert lässt sich über eine Bodenanalyse bestimmen und beschreibt die Konzen­tration an versauernd wirkenden Wasserstoff­-Ionen in der Bodenlösung.

Der optimale pH-Wert kann für jeden Schlag oder Teilschlag unterschiedlich sein. Dabei gilt: Je höher die Ton­gehalte im Boden, desto höher ist der optimale pH-Wert. So liegt dieser z. B. auf Ackerland mit Bodenart leicht lehmigem Sand (Humusgehalt: 2 %) bei pH-Wert 6,0, bei einem schluffigen Lehm bei pH-Wert 6,8.

Im pH-Wert Bereich 5,5 bis 7,0 sind die meisten Nähstoffe gut verfügbar. Zu niedrige pH-Werte unter 5,0 reduzieren dagegen z. B. verfügbares Phosphor oder Molybdän. Vermeiden Sie aber auch ein Überkalken. Denn zu hohe Werte können schnell im Konflikt mit der Mikronährstoff-Versorgung stehen. Es verursacht bei pH-Werten über 7,0 z. B. Probleme mit Bor bei Rüben oder Raps und sorgt bei pH-­Werten über 6,5 für Mangan­-Mangel in Getreide. Der ideale pH-Wert ist daher immer ein Kompromiss, da auch die einzelnen Kulturen ihren bevorzugten pH-Wert-Bereich haben (siehe Übersicht).

Die empfohlene Düngemenge für den optimalen pH-Wert ist grundsätzlich in kg/ha Kalzium­oxid (CaO) angegeben. Da nur Branntkalk diese Ca-Verbindung wirklich enthält, müssen Sie bei den meisten Kalken die Angaben umrechnen, um die nötige Ausbringmenge zu ermitteln. Für die Berechnung gelten folgende Faktoren:

  • CaCO3 mal 0,56 = CaO
  • MgCO3 mal 0,48 = MgO
  • MgO mal 1,39 = CaO
  • CaO mal 1,78 = CaCO3
  • MgO mal 2,09 = MgCO3

Die Qual der Düngerwahl

Die Auswahl an Düngekalke ist groß, regional aber auch sehr verschieden. Die Produkte unterscheiden sich nach:

  • Ausgangsgestein oder Herstellung,
  • basisch wirkenden Bestandteilen,
  • Reaktivität und
  • Mahlfeinheit.

Zu den „basisch wirkenden Bestandteilen“ (oder auch Neutralisationswert) zählen Kalziumcarbonat (CaCO3), CaO, Magnesiumcarbonat (MgCO3) und -oxid (MgO). Sie beschreiben, wie viel Säure sich durch eine Mengen­einheit des Düngers neutralisieren lässt. Die Angabe erfolgt in % CaO.

Die „Reaktivität“ bei kohlensaurem Kalk oder die „Löslichkeit“ bei z. B. Konverterkalk zeigt Ihnen, wie schnell sich dieser im Boden umsetzt und den pH-Wert erhöht. Auch die „Mahlfeinheit“ beeinflusst die Kalkwirkung im Boden. Dabei gilt: Je feiner, desto schneller. Welche Eigenschaften haben die gängigen Kalkdünger?

1. Kohlensaurer Kalk: Durch Brechen und Vermahlen von carbonatischen und dolomitischen Gesteinen entsteht kohlensaurer Kalk. Da man ihn in natürlichen Lagerstätten gewinnt, hängen seine Nährstoff-Gehalte von den natürlichen Gegebenheiten ab. Kalzium und Magnesium liegen als CaCO3 oder MgCO3 (carbonatische Verbindung) vor. Stammt der Kalk aus Dolomit, besteht er aus Ca- und MgCO3.

Kohlensaurer Kalk hat ca. 42 bis 53 % CaO. An MgO hat er maximal einen Anteil von 40 %. So kann ein Dolomit umgerechnet bis zu 57 % CaO erreichen. Die Reaktivität des Düngers muss mindestens 30 % betragen. Sind mehr als 25 % MgCO3 enthalten, reichen 10 % aus. Kreidekalke setzen sich besonders schnell um und zeichnen sich durch Reaktivitäten von über 80 % aus. Im Schnitt liegen die Werte bei 40 bis 60 %.

Kohlensaure Kalke wirken insgesamt nachhaltig und sind für alle Bodenarten geeignet. Auch auf leichten Böden lässt sich die Auf- und Erhaltungskalkung damit sinnvoll durchführen.

2. Branntkalk: Brennt man kohlensauren Kalk bei 900 bis 1 200 °C, entsteht Branntkalk. Dabei reagiert das Carbonat (z. B. CaCO3) zur Oxidform (z. B. CaO). Er enthält 70 bis 90 % CaO und zum Teil 15 bis 40 % MgO.

Branntkalk setzt sich als einziger mit dem Bodenwasser um und benötigt dafür keine Bodensäuren. Im Vergleich zu den anderen Kalktypen beeinflusst er daher am schnellsten den pH-Wert. Dadurch ist er jedoch für leichte Böden ungeeignet. Er empfiehlt sich zur Aufkalkung von schluffigen oder tonigen Böden, vor allem um die Bodenstruktur zu verbessern. Sie erhalten diesen Kalk gemahlen oder körnig.

Tipp: Mit diesem Dünger lässt sich ein kurzfristiger Trocknungseffekt an der Bodenoberfläche erreichen. Das ist im Kartoffelanbau oder vor der Saat von empfindlichen Kulturen hilfreich. Da Branntkalk im Kontaktbereich auch pH-Werte bis zu 12,0 erzielen kann, ist ein phytosanitärer Effekt möglich.

3. Mischkalk: Er besteht aus kohlensaurem Kalk und Branntkalk. Die Ausbringmenge liegt daher zwischen den gebrannten und ungebrannten Kalktypen. Er wirkt nach­haltig und schnell. Die Hersteller bieten ihn nun auch erdfeucht an. Das ist für den Transport, die Lagerung und Ausbringung vorteilhaft.

4. Carbokalk: Bei der Zuckerherstellung entsteht Carbokalk. Dieser enthält ca. 30 % CaO sowie zusätzlich Stickstoff und Phosphor. Er ist deutlich feuchter als andere Kalktypen. Neben Brannt- oder Kreidekalk ist auch der Carbokalk gut geeignet, um die Bodenstruktur auf schwereren Böden zu verbessern.

5. Konverterkalk: Dieser entsteht bei der Produktion von Stahl. Sein Kalk­anteil liegt in silikatischer Form vor und er enthält wichtige Mikronährstoffe, wie z. B. Mangan. Die CaO­-Gehalte beziffern sich auf ca. 41 bis 45 %. Er bietet sich für eine regelmäßige Erhaltungskalkung und zusätzliche Zufuhr von Mikronährstoffen an. Die Kieselsäure führte in einigen Versuchen zu einer besseren P-Verfügbarkeit im Boden.

Mit oder ohne Magnesium?

Magnesium mit dem Kalk auszubringen, kann für Flächen interessant sein, die nur einen geringen Vorrat aufweisen. Häufig ist ein Mg-haltiger Kalk nicht viel teurer. Zudem hat er eine höhere neutralisierende Wirkung. Bei einem Kalk mit 20 % MgCO3 düngen Sie mit 2 t bereits 240 kg Magnesium. Auch das Zumischen von Magnesium zum Kalk ist bei einigen Herstellern Praxis. Ihr Nachteil: Ist der pH-Wert bereits hoch, lösen sich grobe Mg-Kalke langsamer. Dann sind fein vermahlene Kalke wirksamer

Den Preis des Düngers bestimmen meist die Entfernung zum näch­sten Hersteller und die Zahl an Anbietern. Daher kann dieser regional sehr unterschiedlich ausfallen. Das Preis­niveau der Branntkalke liegt aber immer über den anderen Typen.

Viele Landwirte schauen bei der Düngerwahl nur auf den Tonnenpreis. Doch seien Sie kritisch! Dieser sagt nichts darüber aus, wie gut der Dünger den pH-Wert anhebt. Lassen Sie sich besser den Preis je Kilogramm CaO nennen. Dabei ist auch die Qualität wichtig. Qualitätssiegel (z. B. von der DLG) können eine wichtige Hilfestellung geben.

Zu anspruchsvollen Kulturen

Steht eine Erhaltungskalkung an, ist es sinnvoll, zu den kalkanspruchsvollen Kulturen zu düngen. Dazu zählen z. B. Rüben oder Raps. Wintergerste und -weizen haben eher mittlere Ansprüche, Roggen und Kartoffeln z. B. geringe.

Bei Feuchte kann Branntkalk mit den Bodenteilchen schnell Klumpen bilden. Dadurch verliert er seine schnelle Wirkung. Eine Kopfdüngung mit diesem Kalk ist ebenfalls nicht sinnvoll, da er die Kultur verätzen kann. Günstiger ist bei Branntkalk eine Vorsaatkalkung. Brannt- oder Mischkalk sollten auch nicht mit der Gülle-Düngung zusammenfallen, da es dann zu N-­Verlusten kommen kann.

Je nach Aufbereitung des Kalkdüngers eignen sich zum Ausbringen Teller- oder Schneckenstreuer. Eine entscheidende Rolle spielen dabei die Feuchte und der Vermahlungsgrad. Sehr feinen Branntkalk können Sie z. B. nur mit dem Schnecken­streuer ausbringen.

Arbeiten Sie den Kalk auf unbestellten Flächen nach dem Ausbringen zügig und flach ein. Dazu empfiehlt sich eine Bearbeitung auf 10 cm z. B. mit einem Grubber. Dadurch kann der Kalk schnell pH-Wert-steigernd wirken und die Bedingungen für das Bodenleben verbessern. Bei der Stoppelkalkung fördert dies die Strohrotte und lässt das Ausfallgetreide zügig aufkommen. Setzen Sie Branntkalk ein, ist das Einmischen besonders wichtig. Geschieht dies nicht, kann der Kalk mit Kohlen­dioxid reagieren und sich zu kohlensaurem Kalk umwandeln. So verliert er seine schnelle Wirkung.

Künftig auf Teilflächen?

Auf Flächen, die starke pH-Wert- und Bodenunterschiede aufweisen, kann eine teilflächenspezifische Kalk­ung interessant sein. Dadurch verhindert man eine Über- oder Unterversorgung mit Kalk. Dafür müssen Sie jedoch sehr kleinräumig Bodenproben entnehmen. Dies kann sehr aufwändig und kosten­intensiv sein.

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