Erntebilanz 2024/25

Getreideerträge dürften passen, die Preise nicht

Mit vermutlich knapp 2,9 Mio. t dürfte die heurige Getreideernte über dem Vorjahresniveau liegen. Weniger positiv sind allerdings die Preisaussichten. Hier alle Details der Erntebilanz 2024/25.

Lesezeit: 7 Minuten

Landwirt Hubert Blauensteiner aus Ottenthal, auf dessen 120 ha-Betrieb mit Acker- und Weinbau sowie einer Buschenschank die diesjährige Erntepressekonferenz stattfand, sprach u.a. die Problematik Pflanzenschutz an: Insbesondere durch den Drahtwurm komme es vermehrt zu Unwägbarkeiten.

"Dieser Schädling hat den Anbau von Frühkartoffeln für unseren Betrieb unrentabel gemacht und stellt nun auch beim Mais- und Kürbisanbau eine ernsthafte Bedrohung dar. Auch den Rübenanbau hat er aufgrund der massiven Schäden durch den Rüsselkäfer bereits aufgegeben.

Blauensteiner sieht sich selbst mit einer wachsenden Kluft konfrontiert: "Auf der einen Seite werden weniger wirkungsvolle Pflanzenschutzmittel zur Verfügung gestellt, andererseits steigen die Anforderungen und Kritik vonseiten der Verbraucher." Er kritisiert die Diskrepanz zwischen den steigenden Kosten für die landwirtschaftliche Produktion und den geringen Preisen, die für Produkte gezahlt werden, was die wirtschaftliche Lage der Landwirte weiter verschärfe.

Getreideerntemenge über Vorjahresniveau

Starkregenereignisse zur Herbstanbauzeit einerseits und fehlende Möglichkeiten zur Schädlingsbekämpfung andererseits sind die prägenden Themen der laufenden Ackerbausaison. Welche Ackerkulturen gelitten und welche profitiert haben und was es für die Zukunft braucht, erläuterten LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger, LK Niederösterreich-Präsident Johannes Schmuckenschlager und LK Burgenland-Präsident Nikolaus Berlakovich bei der Erntepressekonferenz.

Während die Getreidefläche laut den Vertretern so niedrig ist wie noch nie zuvor, erreichen die Herausforderungen ungeahnte Höhen. Insgesamt wird eine leicht unterdurchschnittliche, aber über dem Vorjahresniveau liegende Getreideernte 2025 erwartet – wenn die Hitze nicht zu schlimm wird, mit hoffentlich guten Backqualitäten.

Getreideanbaufläche auf historisch niedrigstem Niveau

"Mit rund 505.400 ha ist die Getreideanbaufläche so niedrig, wie noch nie zuvor. Sie fällt um 3,4% kleiner als im 5-Jahres-Schnitt aus und ist gegenüber dem letztjährigen Rekordtiefstand weiter gesunken.

Auch die Anbaufläche der wichtigsten Alternativ-Druschfrüchte ist mit 229.700 ha erneut zurückgegangen", betonte Moosbrugger und wies auf schwierige klimatische Bedingungen zum Herbstanbau 2024 und auf verstärkte Einbußen durch Schädlinge hin. "Auch wenn unsere Ackerbaubetriebe besser ausgebildet sind und professioneller wirtschaften als je zuvor, ist das Sprichwort, 'was man säht, das erntet man' längst einem Zustand verstärkter Unsicherheit gewichen."

 Erntemenge bei voraussichtlich knapp 2,9 Mio. t

"Insgesamt erwarten wir derzeit eine leicht unterdurchschnittliche Getreideerntemenge von 2,89 Mio. t, was 2,0% unter dem 5-Jahres-Schnitt liegt. Das könnte sich angesichts der Hitzewelle aber noch verringern. Außerdem wäre trockenes Erntewetter wichtig, um das Getreide mit guten Backqualitäten einbringen zu können", berichtet der LKÖ-Präsident und weiter: "Kaum jemand weiß außerdem, dass Österreichs Bäuerinnen und Bauern mittlerweile 240.000 ha der Biodiversität zur Verfügung stellen – ein neuer Rekordwert. Wie viel das ist, wird erst im Vergleich zur Getreidefläche wirklich deutlich." 

"Während Raps 2013 noch auf rund 60.000 ha angebaut wurde, ist seine Fläche mittlerweile trotz attraktiver Marktpreise auf 20.000 ha gesunken. Grund ist, dass effektive Pflanzenschutzmittel fehlen, Schädlinge wie Kohlschotenrüssler, Erdfloh und Glanzkäfer machen den Rapsanbau mittlerweile zum finanziellen Risiko", kritisiert der LKÖ-Präsident. "Während auch die Soja-Anbaufläche – insbesondere im Trockengebiet – seit ihrem Hoch im Jahr 2022 wieder sinkt, zeigte sich etwa der Markt für Sonnenblumen als interessante Alternative, weshalb die Fläche deutlich ausgeweitet worden ist", so Moosbrugger.

Johannes Schmuckenschlager ging auf die abgelaufene Vegetationsperiode ein. Demnach sahen sich die Landwirte mit einer verzögerten Aussaat konfrontiert, verursacht durch starke Regenfälle im Herbst. "Dennoch verlief das anschließende Wachstum der Bestände relativ stabil, begünstigt durch einen milden Winter und einen kühlen Mai. Schmuckenschlager prognostizierte für die aktuelle Erntesaison ein "durchschnittliches bis überdurchschnittliches Ertragsniveau, abhängig von den klimatischen Bedingungen der nächsten Wochen, insbesondere den Hitzeperioden. Der Ertrag hängt auch stark von der Wasserspeicherfähigkeit der Böden ab, was die Bedeutung von hochwertigen Bodenbonitäten unterstreicht."

Weniger optimistisch war der Ausblick Schmuckenschlagers auf die Preise. "Die Preissituation im Getreidebereich ist sehr ernüchternd, muss man ganz ehrlich sagen", meinte der Präsident. "Wir sind nach wie vor auf einem schwachen Niveau unterwegs. Das ist nicht erfreulich und auch der Ausblick, verspreche keine großen Sprünge nach oben.

Großer Lebensmittelhändler vertreibt AMA-Gütesiegel-Ware

Nicht zuletzt deshalb zeigte sich Schmuckenschlager darüber erfreut, dass sich beim AMA-Gütesiegel für Getreide erste Erfolge zeigen. Ein großer Lebensmittelhändler wolle künftig zu 100 % Gütesiegel-Getreide anbieten. Inzwischen nehmen laut Schmuckenschlager österreichweit 7.000 Betriebe am AMA-Gütesiegel-Programm teil, davon 5.500 allein aus Niederösterreich. "Dies stärkt die Position der österreichischen Landwirtschaft auf einem globalisierten Markt, indem es die Unverwechselbarkeit der heimischen Produkte betont", erklärte der LK-Präsident.

Schmuckenschlager plädierte abschließend für die Nutzung moderner Technologien wie der Präzisionslandwirtschaft und der Genschere, um den Herausforderungen der Zukunft intelligent zu begegnen. "Diese Technologien bieten Potenziale, die genutzt werden sollten, um den Agrarsektor nachhaltig zu gestalten", meinte Schmuckenschlager.

"Märkte unter Druck"

Niki Berlakovich zeigte sich anfangs optimistisch zur Getreideernte: "Bei der Fahrt vom Burgenland über Wien nach Niederösterreich zeigt sich eine erfreuliche Entwicklung der Getreidebestände. "Trotz der intensiven Hitzeperiode mit Temperaturen bis zu 38 Grad Celsius sind die ersten Ernten mit guten bis durchschnittlichen Ergebnissen abgeschlossen. Die Qualität der Gerste ist zufriedenstellend."

Die Anbaufläche von Weizen, die im letzten Jahr einen historischen Tiefstand erreichte, habe um 3,5 Prozent zugenommen. Hingegen verzeichne der Roggenanbau einen Rückgang um über 14 Prozent. Auch Wintergerste und Triticale seien weniger angebaut worden, wobei vor allem die widrigen Wetterbedingungen im Herbst eine Rolle spielten.

Hartweizen habe 5 % seiner Anbaufläche verloren, bleibe jedoch eine wichtige Kultur. Die Fläche für Hafer erhole sich auf 20.500 ha, während Winterungen bedingt durch den Klimawandel zunehmen. Der Anbau von Mais sei um 12500 ha auf 210.700 ha Anbaufläche gestiegen, begünstigt durch den Rückgang bei Zuckerrüben und Soja.

Die Märkte stehen jedoch unter Druck durch handelsabkommenbedingte Importe aus der Ukraine. Vorschläge für ein Handelsabkommen wurden präsentiert, die den Import von zollfreien Kontingenten betreffen. Wichtig bleibe dabei die Einhaltung europäischer Standards bei importierten Waren.

Moosbrugger fordert geeignete "Maßnahmen, Mittel und Marktbedingungen"

 "Was Österreichs Ackerbaubetriebe für die Zukunft dringend benötigen, könnte man mit 'Maßnahmen, Mittel und Märkte' zusammenfassen. So brauchen wir weiterhin eine starke Gemeinsame EU-Agrarpolitik mit Maßnahmen, die einerseits eine wettbewerbsfähige Produktion zulassen und unnötige Bürokratie entfernen. Andererseits müssen unseren Bäuerinnen und Bauern auch weiterhin jene Leistungen abgegolten werden, die sie für Umwelt und Gesellschaft erbringen, aber bei den Marktpreisen nicht bezahlt bekommen", betont Moosbrugger.

 "An Mitteln benötigen unsere Betriebe vor allem ein ausreichend dotiertes und weiterhin zweckgebundenes Agrarbudget auf europäischer Ebene. Jede Reduktion nach Jahren hoher Inflation oder auch die Idee eines sogenannten 'Single Plans' sind inakzeptabel. Daneben brauchen wir jedenfalls auch weiterhin gut ausgestattete Versicherungslösungen sowie den Agrardiesel, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Wir fordern auch mehr Realismus im Hinblick auf Betriebsmittel sowie effektive Pflanzenschutz-Wirkstoffe, deren Anzahl laufend abnimmt. Der Kampf gegen die Lebensmittel-Verschwendung beginnt am Feld – durch Schutz unserer Ernten", so der LKÖ-Präsident. "Außerdem muss die EU-Kommission die internationalen Märkte gut im Auge behalten. Sollte Brüssel neue Regelungen für ukrainische Agrarimporte planen, müssen alle sensiblen Produktionsbereiche geschützt werden, so auch Weizen", fordert Moosbrugger.

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