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Grüne Reiswanze bedroht den Anbau der Sojabohne

Die Sojabohne ist eine widerstandsfähige Kultur mit nur wenigen Schädlingen. Allerdings bereitet seit einigen Jahren ein neuer Schädling einheimischen Sojaproduzenten Sorge: Die Grüne Reiswanze.

Lesezeit: 6 Minuten

Unsere Autoren: Anna Moyses, Abteilung für Nachhaltigen Ackerbau, AGES in Wien

Schnell gelesen

Die Grüne Reiswanze stellt ein zunehmendes Problem in der Landwirtschaft dar. Wegen ihrer frühen Aktivität und der Resistenz gegenüber Wintertemperaturen ist sie besonders schwer zu kontrollieren.

Der Schädling verursacht durch Saugen an jungen Sprossen, Früchten und Samen erhebliche Schäden an einer Vielzahl landwirtschaftlicher Kulturen, vor allem an der Sojabohne.

Ein Warndienst der AGES und der LK Österreich soll in den nächsten vier ­Jahren Landwirte frühzeitig informieren und Maßnahmen koordinieren.

Zur biologischen Bekämpfung wird der Einsatz der Schlupfwespe Trissolcus basalis empfohlen, die in Österreich seit 2024 zur Anwendung zugelassen ist.

Die Population der Grünen Reiswanze hat seit ihrem ersten Auftreten in Österreich 2015 stark zugenommen. Mittlerweile stellt sie auch in ländlichen Gebieten ein zunehmendes Problem an zahlreichen landwirtschaftlichen Kulturen dar.

Wanzen-Warndienst läuft

Daher hat die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Zusammenarbeit mit der LK Österreich einen Reiswanzen-Warndienst eingerichtet ( www.warndienst.at ), der für die nächsten vier Jahre fortgeführt werden soll.

Die Grüne Reiswanze wird bereits sehr früh im Jahr aktiv. Sie überwintert an geschützten Plätzen, beispielsweise in Glashäusern, wo sie bereits im Januar erwacht. Auch im Freiland kann sie den Winter unbeschadet überstehen und je nach Witterung können die ersten erwachsenen Reiswanzen bereits im Februar aktiv werden. Im Freiland kommt es ab April zur Paarung und ab Mai zur Ablage der ersten Eigelege.

In Österreich wurden vergangenes Jahr drei vollständige Generationen beobachtet. Aufgrund der schnellen Entwicklung der Nymphen war die erste Generation der Reiswanzen im Jahr 2024 bereits Mitte Juni abgeschlossen. Durch die hohen Sommertemperaturen entwickelte sich auch die zweite Generation sehr schnell, sodass von Mitte August bis Ende September noch eine vollständige dritte Generation durchlaufen werden konnte.

Mitte Juli gingen aus dem Bezirk Baden die ersten Meldungen erwachsener Reiswanzen auf Körnermais ein, und Anfang August begann die Besiedelung der Sojabohnen in der Steiermark und im Marchfeld. Die insgesamt 92 Meldungen aus der Landwirtschaft im Jahr 2024 konzentrieren sich dabei vor allem auf die bereits 2023 verzeichneten Hotspots im Südosten Österreichs (Übersicht). Aus Niederösterreich wurden 32, aus dem Burgenland 9 und aus Wien 5 Meldungen verzeichnet. Der südöstliche Teil der Steiermark lag mit 35 Meldungen an erster Stelle, und auch aus Oberösterreich gingen 6 Befallsmeldungen ein.

Im Westen gab es ebenfalls 5 Meldungen, darunter erstmals eine in Tirol an Buschbohnen. Die am häufigsten betroffenen Kulturen waren die Sojabohne, gefolgt von Tomaten, Beeren-obst, Paprika, Buschbohnen, Gurken, Melanzani, Mais und Käferbohne. 88 % der Meldungen betrafen den Freilandanbau, und die Befallsstärke wurde bei den genannten Kulturen im Durchschnitt als mittelstark eingeschätzt.

Von den 38 Befallsmeldungen an Sojabohne wurde auf 14 Standorten ein mittelstarker Befall der Sojabohne beobachtet. Die meisten Meldungen an Sojabohne stammten aus Niederösterreich, gefolgt von der Steiermark.

Am schlimmsten in der Kornfüllungsphase

Die Mehrheit der Landwirte gab an, den Befall ab dem empfindlichsten Entwicklungsstadium der Sojabohne, nämlich der Kornfüllung, beobachtet zu haben. Auswirkungen auf die Quantität konnten aufgrund der erntemindernden Faktoren wie Trockenheit und Hitzestress nicht eindeutig auf die Reiswanze zurückgeführt werden, negative Auswirkungen auf die Qualität, wie Saugschäden und Geschmacksminderung, hingegen schon.

Wie die Studiendaten zeigen, befällt die Grüne Reiswanze eine Vielzahl von Pflanzenarten aus unterschiedlichen Kulturbereichen. Die Symptome können je nach befallener Pflanzenart und Pflanzenteil stark variieren. Das Anstechen junger Triebe kann zu Welken und Absterben führen. Früchte entwickeln unansehnliche Flecken, Verkorkungen, Einschnürungen und Verfärbungen des Fruchtfleisches. Samen verformen sich und sind in ihrer Größe und Keimfähigkeit reduziert. Zusätzlich können mikrobielle Schaderreger die Qualität des Erntegutes erheblich mindern.

Die Grüne Reiswanze gehört zur Familie der Baumwanzen und misst etwa 14 bis 16 mm in der Länge und 8 mm in der Breite. Aufgrund ihrer grünen Färbung sind die ausgewachsenen Wanzen schwer auf Pflanzen zu erkennen. Im Herbst tarnen sie sich ebenso gut durch den Farbwechsel von grün zu rotbraun. Einige wenige Reiswanzen haben zusätzlich weiße Färbungen am Kopf und am vorderen Rand des Schildchens, und selten findet man leuchtend orange Exemplare.

Oft wird die Grüne Reiswanze mit der einheimischen Grünen Stinkwanze (Palomena prasina) verwechselt. Ein genauer Blick hilft bei der Unterscheidung: Die Grüne Reiswanze hat eine charakteristische weiße Punktreihe am oberen Rand des Rückenschildchens und helle, durchsichtige Flügelmembrane. Zudem können die Eigelege bis zu 130 Eier pro Gelege umfassen. Diese Eier sind anfangs creme-weiß und färben sich mit zunehmender Reife orange.

Gegenspieler Schlupfwespen

Im Freiland beginnt die Eiablage witterungsabhängig frühestens Ende April/Anfang Mai. Spätestens ab dem Zeitpunkt der Eiablage ist der Einsatz des natürlichen Gegenspielers Trissolcus basalis empfehlenswert. Diese Schlupfwespe kann die Eigelege der Reiswanze sehr gut parasitieren und dadurch un-schädlich machen.

Parasitierte Eigelege nehmen eine graue Färbung an und sollten im Bestand verbleiben, um die Schlupfwespe zu erhalten und zu fördern. Das Einsammeln und Vernichten der Eigelege ist kaum möglich, da sie schwer zu entdecken sind. Werden Eigelege jedoch übersehen, schlüpfen daraus die jungen Wanzen, auch Nymphen genannt. Sie durchlaufen mehrere Entwicklungsstadien und ändern dabei ihre Farbe von orange über rotbraun bis hin zu schwarz oder grün mit weißen Punkten. Da die Nymphen dicht gedrängt beieinandersitzen, sind sie auf den Pflanzen meist leichter zu sehen als die erwachsenen Wanzen. Spätestens dann muss schnell gehandelt werden, da auch die Nymphen Schäden verursachen, indem sie bevorzugt an jungen Sprossen, Früchten und Samen saugen.

Erhebliche Schäden

Die Grüne Reiswanze kann erhebliche Schäden in der Landwirtschaft verursachen. Durch gezielte Maßnahmen und effektives Monitoring lässt sich der Schaden begrenzen und die Ausbreitung kontrollieren. Die Bekämpfungsmöglichkeiten sind überschaubar. Die im geschützten Anbau empfohlenen regelmäßigen Pflanzenkontrollen sowie das Absammeln, Absaugen oder Zerdrücken können den Befall zu Kulturbeginn reduzieren, lassen sich in Freilandkulturen jedoch nicht umsetzen.

Weiters kann das rechtzeitige Einnetzen kleinerer Freilandflächen Wanzenschäden reduzieren. Der Einsatz zugelassener Pflanzenschutzmittel ist eingeschränkt effektiv und oft nicht die beste Wahl, da die Wanzen schwer zu erfassen sind und besonders im Freiland ständig zufliegen. Große Hoffnung liegt in der biologischen Bekämpfung durch die Schlupfwespe Trissolcus basalis.

Seit Juli 2024 ist sie für professionelle Anwendungen als auch im Kleingarten im Freiland und unter Glas in zahlreichen Kulturen zugelassen. Der Einsatz der Schlupfwespe ist eine biologische und nachhaltige Methode, die den Einsatz chemisch-synthetischer Insektizide reduziert. Es bleibt zu hoffen, dass durch den vermehrten Einsatz der Schlupfwespe im Freiland ein Gleichgewicht zwischen Reiswanzen und Schlupfwespen entsteht, um langfristig die Wanzenpopulation zu reduzieren.

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