Auf dem Friedhof in meinem Wohnort steht ein üppiger Magnolienbaum. Im Frühling blüht er in voller Pracht und wirft seine wunderschönen Blüten anschließend auf die Urnengräber, die in seinem Schatten angelegt sind. Dort, so habe ich schon oft zu meinem Mann gesagt, möchte ich mal beigesetzt werden. „Das hat doch noch Zeit!“, war schon häufig seine Antwort. Doch in den letzten Jahren kamen die Schicksalsschläge häufig gefährlich nahe. Klassenkameraden, Freunde aus dem Studium oder Kollegen in den 30er- und 40er-Jahren erkrankten, hatten Unfälle oder verstarben plötzlich.
"In den letzten Jahren kamen die Schicksalsschläge häufig gefährlich nahe."
Ich habe deshalb für mich beschlossen, dass ich vorsorgen möchte und werde. Und zwar nicht nur im Hinblick auf z. B. Testament, Vollmachten, Patientenverfügung, sondern auch, was familiäre Angelegenheiten sowie Wünsche für das „Danach“ angehen.
„Nachlass, Erbfolge und letzte Wünsche müssen zu Lebzeiten geregelt sein.“
Die Wichtigkeit eines Testaments und geklärten Bankverhältnissen konnte meine Familie schon im Bekanntenkreis erleben. Eingefrorene Betriebskonten, weil die Vollmacht eben nicht „über den Tod“ hinaus ging. Oder Erben, die niemand auf dem Schirm hatte, die dann aber plötzlich in der Erbfolge noch vor der langjährigen Lebensgefährtin auftauchten. Versicherungen, die nach einem Todesfall nicht mehr greifen oder Abos, von denen niemand weiß.
Und dann bin ich im vergangenen Jahr über ein Buch gestolpert. In „Alles was ihr wissen müsst, wenn ich nicht mehr bin“ kann man auf über 160 Seiten eine Übersicht über Passwörter, Versicherungen, Abos, Kontakte usw. erstellen. Und letzte Wünsche formulieren – wie eben die Beisetzung unter dem Magnolienbaum.
Niemand setzt sich gerne mit der eigenen Sterblich- und Vergänglichkeit auseinander. Doch wenn man schon Negativfälle erlebt hat, in denen es nicht so gelaufen ist, wie man es sich selbst wünscht, dann muss man für sich handeln. Das empfehlen auch die Interviewpartnerinnen in unserem Artikel zur Vorsorge.
Das ist wahrlich keine Aufgabe für einen trüben und dunklen Winternachmittag. Aber wenn man sich bewusst macht, dass man die Hinterbliebenen dadurch entlastet und gleichzeitig beeinflussen kann, dass auch über den Tod hinaus die eigenen Bedürfnisse berücksichtigt werden können, dann findet man vielleicht auch den Antrieb, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wie viel Zeit uns dafür bleibt, wissen wir nun mal leider alle nicht.