Welche Maßnahmen nun im Grünlandwichtig sind, lesen Sie in diesem Beitrag. Unser Autor: Matthias Greisberger, Referent für Grünlandbewirtschaftung, LK Salzburg
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Wer jetzt in die Frühjahrspflege investiert, legt das Fundament für eine ertragreiche Vegetationsperiode.
Durch gezielte Maßnahmen wie Striegeln, Nachsaat, Frühjahrsdüngung und Kalkung können Winterschäden minimiert und die Futterqualität optimiert werden.
Problematisch ist eine starke Mäuseaktivität über die Wintermonate. Hier gilt es, entsprechende Maßnahmen zu setzen.
Eine frühzeitige Beurteilung der Bestände und die Wahl standortspezifischer Maßnahmen sichern hohe Erträge und nährstoffreiches Futter.
Der Frühling ist eine sehr wichtige Phase für eine erfolgreiche Grünlandbewirtschaftung. Jetzt müssen optimale Bedingungen geschaffen werden, damit Gräser, Leguminosen und Kräuter gesund in die Vegetationsperiode starten. Ziel ist ein ertragreicher erster Schnitt mit qualitativ hochwertigem und sauberem Futter.
Dabei spielt nicht nur die Beseitigung von Winterschäden eine wesentliche Rolle, sondern auch eine gezielte Frühjahrsdüngung zur Sicherung des Nährstoffhaushalts. Eine gezielte Kalkung zur Bodenverbesserung und pH-Wert-regulierung kann ebenso Ertragsverbesserung bzw. -stabilisierung beitragen.
Winterschäden und die Folgen
Die Wintermonate waren vielerorts von schneearmen Phasen geprägt, insbesondere in tiefen Lagen. Dennoch zeigt sich regional Schneeschimmel (Microdochium nivale), der grundsätzlich von feuchtkalten Bedingungen mit längerer Schneedecke begünstigt wird. Dieser Pilz schwächt wertvolle Wirtschaftsgräser und hemmt den Wiederaustrieb im Frühjahr.
Vor allem Gräserarten mit höheren Zucker- und Eiweißgehalten werden von dem pilzlichen Schaderreger befallen. Dementsprechend sind beispielsweise raygrasreiche Bestände anfälliger als andere. Besonders gefährdet sind dichte, gut ausgedünnte Bestände, die im Herbst mit einer hohen Aufwuchshöhe in den Winter gegangen sind. Nach der Schneeschmelze sind weiße bis rötliche Verfärbungen auf den Pflanzen erkennbar, die sich zu verfilzten Bereichen auf dem Grünlandschlag entwickeln können.
Ebenfalls problematisch ist eine starke Mäuseaktivität über die Wintermonate. Bereits 2023 verzeichneten viele Regionen hohe Populationsdichten von Wühl- und Feldmäusen, die sich 2024 fortgesetzt haben. Die Folge sind massive Erdauswürfe, Lücken im Bestand und in weiterer Folge eine erhöhte Verunkrautungsgefahr. Besonders Pflanzenarten, die Ausläufer bilden können, kriechen in die Lücken.
Beispiele hierfür sind die allseits bekannte Gemeine Rispe, aber auch Kräuter wie die Gundelrebe. Auch Maulwürfe haben die milden Wintermonate zur Aktivierung und Instandhaltung ihrer Gangsysteme genutzt. Die hohen Erdhügel tragen nicht nur zu Lückenbildung im Grünland bei, sondern sorgen auch für eine erhöhte Futterverschmutzung.
Frühjahrspflege: Striegeln, Abschleppen und Nachsaat
Ein früher Start der Frühjahrspflege zahlt sich aus. Sobald der Boden tragfähig ist, empfiehlt sich der altbewährte Einsatz der Wiesenegge zur Einebnung von Maulwurfshügeln und zur Verteilung von Festmistresten. Unter der Voraussetzung, dass ausreichend Feuchtigkeit vorhanden und der Bestand nicht übermäßig verfilzt ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Wirtschaftsdünger effizient verwertet werden. Dies verhindert, dass bei der Ernte des ersten Aufwuchses das Grundfutter durch Verunreinigungen beeinträchtigt wird.
Vorteile in der Frühjahrspflege kann auch der Grünlandstriegel bringen: Neben der Einebnung von Erdauswürfen entfernt der Striegel Verfilzungen durch Schneeschimmel, belüftet vermooste Flächen und unterstützt bei frühzeitiger Beweidung die Bestockung der Gräser. In stark verfilzten Beständen kann der Einsatz eines Starkstriegels mit aggressiver Zinkenstellung sinnvoll sein, wobei auf eine angemessene Bodenfeuchte geachtet werden sollte, um die vorhandenen Bestandspartner nicht zu stark zu schädigen.
Lücken im Bestand müssen zügig geschlossen werden. Für eine erfolgreiche Nachsaat bietet sich eine Kombination aus Striegel und Sätechnik an. Bei lückigen Beständen und entsprechend ausgebrachter Saatgutmenge sollte das Saaatgut mit einer Profilwalze angewalzt werden, um einen optimalen Bodenschluss zu gewährleisten. Eine Frühjahrsübersaat mit einem Kleinsamenstreuer kann ebenfalls die Bestandsqualität stabilisieren.
Ziel regelmäßiger Übersaaten mit Saatgutmengen bis zu 10 kg/ha ist nicht die Sanierung eines stark lückigen oder verunkrauteten Bestandes. Vielmehr dient die Maßnahme der Anlage eines Samendepots im Boden, damit die Konkurrenzfähigkeit erwünschter Bestandspartner unterstützt wird und vor allem Obergräser im Bestand erhalten bleiben, die in Gunstlagen im leistungsfähigen Grünland nicht in die Blüte gelangen. Die Wahl des Saatgutes sollte standortangepasst erfolgen, wobei Gräser mit hoher Konkurrenzkraft bevorzugt werden.
Düngung: Grundlage für den ersten Aufwuchs
Eine gezielte Frühjahrsdüngung ist essenziell, um den ersten Aufwuchs zu unterstützen. Stickstoff (N) sollte in der Gunstlage im leistungsorientierten Grünland in einer Menge von 40 bis 50 kg N/ha ausgebracht werden, um das Wachstum zu stimulieren. Bei flüssigen Wirtschaftsdüngern kann mit einer raschen Verfügbarkeit des ausgebrachten Stickstoffs gerechnet werden. Besonders Jauche, deren Anteil an schnell verfügbaren Ammonium-Stickstoff (NH4) bei rund 80 % liegt, sollte daher gezielt zu Vegetationsbeginn ausgebracht werden.
Bei der Gülle liegt der NH4-Anteil bei rund 50 %. Eine mineralische Ergänzungsdüngung kann in der konventionellen Bewirtschaftung speziell bei (weidel-)gräserreichen Beständen zusätzlichen Ertrag bringen. Gleichzeitig kann in solchen Fällen eine zusätzliche Schwefeldüngung mit bis zu 10 kg S/ha ratsam sein, da Schwefel die Stickstoffnutzungseffizienz verbessert. Besonders vorteilhaft ist Sulfat-Schwefel (z. B. in Form von Ammoniumsulfat), da er in kühleren Frühjahrsmonaten schneller pflanzenverfügbar ist als elementarer oder organisch gebundener Schwefel aus dem Humus.
Die Gülle im Frühjahr ist bei den meisten Betrieben dicker als im restlichen Jahr, sofern es ausreichend regnet. Daher gilt es unter Abschätzung der Befahrbarkeit, die Düngung möglichst zeitig zum Wachstumsstart durchzuführen, damit es zu keiner zusätzlichen Futterverschmutzung kommt. Wirtschaftsdüngerreste im Erntegut führen zu Fehlgärungen in der Silage und erhöhte Buttersäureanteile verringern in weiterer Folge die Fresslust bei den Tieren.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem ersten Aufwuchs, da dieser für den Jahresertrag entscheidend ist. Eine Unterversorgung kann das Wachstum verzögern und den Ertrag mindern.
Vegetation mit Kalk fördern
Eine oft unterschätzte Maßnahme ist die Kalkung zu Vegetationsbeginn. Bei pH-Werten unter 5,5 empfiehlt sich die Ausbringung von 1 bis 2 t/ha kohlensaurem Kalk. Dies verbessert die Bodenstruktur, fördert das Bodenleben und optimiert die Nährstoffverfügbarkeit. Eine gezielte und frühzeitige Kalkdüngung kann den Ertrag und die Futterqualität nachhaltig steigern. Sie unterstützt die Wirkung der Frühjahrsdüngung und sorgt für eine verbesserte Wurzelentwicklung.
Kohlensaurer Kalk muss eine hohe Qualität aufweisen, um eine optimale Bodenverbesserung zu gewährleisten. Grundsätzlich gilt: Je feiner der Kalk vermahlen ist, desto größer ist die reaktive Oberfläche und desto besser wirkt der Kalk. Der Kalk sollte eine Mahlfeinheit von mindestens 100 % kleiner als 1 mm und 80 % kleiner als 0,3 mm aufweisen, um eine schnelle Reaktivität sicherzustellen.
Der Calciumoxid-(CaO)-Anteil liegt bei kohlensauren Kalken je nach Ausgangsmaterial bei rund 50 %. Geringe Schwermetallgehalte sind essenziell für die Umweltverträglichkeit und eine gleichmäßige Verteilung sorgt für eine entsprechende Wirksamkeit.