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Jahner-Hof: Vom Ferkel bis zum Festmahl

Lisa und Sebastian Zanker führen ihren Hof in Bruck an der Leitha und setzen auf Tierwohl, Kreislaufwirtschaft und die Direktvermarktung von Spanferkeln.

Lesezeit: 5 Minuten

Schnell gelesen

Lisa und Sebastian Zanker führen seit 2022 den Jahner-Hof, einen Schweinehaltungsbetrieb mit langer Tradition, der auf Direktvermarktung setzt.

Schweinezucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung passieren am Hof. Das Hauptprodukt ist seit den 1992 das ­Jahner’s-Spanferkel.

Den bestehenden Zuchtstall haben sie umgebaut und einen Außenklimabereich errichtet.

Höchste Qualität sowie Tierwohl ­gehören zur Philosophie der beiden ­Betriebsführer, ebenso wie gutes ­Marketing.

Zwischen Industriegebiet, Autobahn und fünf Doppelhäusern liegt der Jahner-Hof. Kein Ort, an dem man einen Schweinehaltungsbetrieb vermutet. Lisa und Sebastian Zanker haben 2022 den Betrieb übernommen. „Den Hof gibt es seit 1890, damals war er noch mitten in Bruck an der Leitha. In den 70er-Jahren haben meine Großeltern diesen Aussiedlerhof gebaut. Mein Opa war begeisterter Schweinebauer“, erzählt Lisa Zanker.

Zucht, Mast und Schlachtung am Hof

Damals war es ein großer Schritt und mit hohen Kosten verbunden. Heute ist der Betrieb zwar wieder „eingesiedelt“, doch die neue Generation profitiert noch von der Weitsicht des Großvaters. Denn der Maststall von 1975 erfüllt auch 2025 die Tierwohl 60-Anforderungen. Stroh ist seit damals Standard in den Buchten.

Am Betrieb werden rund 40 Zuchten gehalten und es gibt 360 Mastplätze. Gut 65 ha Ackerfläche werden bewirtschaftet und die Hälfte der Schweine selbst am Hof geschlachtet. Seit 1992  ist das Jahner’s-Spanferkel das Herzstück des Betriebs. Den Grundstein dazu legten die Eltern von Lisa Zanker. Mit selbst gebauten Backöfen und einer Schlachthof-Zulassung. „Wir konzentrieren uns so gut wie möglich auf unser Hauptprodukt“, sagt Sebastian Zanker. Der gebürtige Bayer kommt eigentlich von einem Milchviehbetrieb. Seine Frau lernte er bei einem Praktikum in Neuseeland kennen. „Ich war bei einem Schweinebauern und Sebastian am Nachbarbetrieb mit Milchkühen“, sagt Lisa. Mittlerweile haben die beiden drei Kinder und 2023 kräftig in den gemeinsamen Betrieb investiert.

Um- statt Neubau

„Es gab teilweise einen Investitionsstau, vor allem beim Zuchtstall und der Abferkelung“, sagt Zanker. Also ging es während der Coronazeit an die Planung. Ein Neubau am Feld neben dem Hof kam nicht infrage. „Es tut uns weh, wenn wir Böden mit fast 100 ­Bodenpunkten verbauen, die Substanz des Altgebäudes war noch sehr gut“, erklären die Zankers ihre Entscheidung, die sie nicht bereut haben.

Wichtig war den beiden Tierwohl, es gibt eine freie Abferkelung und einen Außenklimabereich für die Tiere. So wollen sie für zukünftige Vorschriften gerüstet sein. Mit gut 550.000 € an Investitionskosten integrierten sie den Deck- und Wartestall, den Abferkelstall und die Ferkelaufzucht mit Auslauf in ein Bestandsgebäude. Die Jauchegrube und den Mistplatz errichteten sie neu. Gut 150.000 € konnten sie durch Eigenleistungen sparen.

Die Bewilligung für den Umbau des bestehenden Maststalls, der um einen Außenklimabereich erweitert werden soll, liegt vor. Die Entscheidung, wann gebaut wird, steht noch aus. „Grundsätzlich haben wir nach Bio-Standard gebaut. Eine Zertifizierung nach TW 100 oder die vollständige Umstellung auf Bio sind für uns jedoch noch uninteressant, da die Nachfrage in der Direktvermarktung fehlt“, meinen die beiden: „Wir wollen weiterhin konventionell wirtschaften. Obwohl wir im Ackerbau größtenteils auf Hackgerät und Striegel setzen, möchten wir uns die Option für den gezielten Einsatz von chemischem Pflanzenschutz offenhalten, wenn es nötig ist“, sagt Sebastian Zanker.

Fruchtfolge für die Fütterung

Bei der Fruchtfolge steht das Futter für die Schweine im Vordergrund. Neben Sommer- und Wintergerste werden Weizen, Mais, Triticale-Erbsen-Gemenge und Soja angebaut. Das Futter mischt Zanker selbst. Im Stall setzen sie auf Landrasse und Edelschwein Zuchten mit Piétrain Eber. „Ich beginne jetzt mit Schwäbisch Hällischen Zuchten, die besser für die freie Abferkelung geeignet sind. Wir haben weniger Erdrückungsverluste und sie haben eine bessere Milchleistung“, sagt Zanker. Im neuen Stall kommen sie im Schnitt auf 10,5 abgesetzte Ferkel pro Wurf.

Um den Betrieb in diesem Umfang am Laufen zu halten und Zeit für die Familie zu haben, können die Zankers auf ihre beiden Mitarbeiter zählen: „Ohne die würde es bei uns nicht mehr gehen und wir sind ein tolles Team.“

Die Direktvermarktung macht viel Arbeit, auch wenn die Infrastruktur für Schlachtung und Zubereitung der Spanferkel seit Jahren eingespielt ist. Dienstags wird geschlachtet, am Mittwoch zerlegt und vorbereitet. Bis zu 1.500 Portionen Spanferkel können die beiden an einem Tag ohne Probleme liefern. „Wir haben Kunden im Umkreis von gut 100 km, dazu zählen Private, Firmen oder Vereine“, sagt Zanker. Gut die Hälfte ihrer Schweine werden am eigenen Betrieb zu Spanferkeln veredelt. Der Rest über das Gut Streitdorf vermarktet.

Viel Geld fürs Marketing

Gewachsen ist der Betrieb über Mundpropaganda. „Wenn es schmeckt, ist das die beste Werbung. Mittlerweile geben wir bis zu 15 % des Umsatzes für Marketing und Digitalisierung aus“, sagt Zanker.  Generell würde das Marketing von vielen Direktvermarktern vernachlässigt. „Wir finden es wichtig, dass unsere Werte und was wir machen zu unseren Kunden transportiert wird“, so Zanker. Neben Drucksorten, der Webseite und Arbeitskleidung setzen sie auf die Sozialen Medien. „Während unseres Stallbaus war ich sehr aktiv auf Social Media, das bringt Laufkundschaft und man bleibt den Leuten im Gedächtnis“, sagt Lisa Zanker. Sie sind Teil der Farmfluencer Gruppe. „Hier gilt es Einblicke in den Alltag am Hof zu geben und die tägliche Arbeit der Gesellschaft verständlich zu machen.“

„Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, das motiviert uns am meisten.“
Lisa und Sebastian Zanker

Die Webseite nutzen sie für die Abwicklung ihrer Bestellungen. „Bei uns können die Kunden nur mehr online bestellen, durch die Digitalisierung sind wir effektiver“, sagt Zanker. Beim Angebot gibt es keine Experimente. „Wir bieten das Spanferkel, dazu Semmelfülle, Bratensaft und Krautsalat, hier liefern wir höchste Qualität“, sagt Lisa Zanker. Die abwechslungsreiche Arbeit gefällt den beiden, so wie der Kundenkontakt: „In der Landwirtschaft fehlt oft die Wertschätzung – es dominieren negative Schlagzeilen. Wir bekommen viele positive Rückmeldungen, wenn die Spanferkel den Kunden schmecken, motiviert uns das am meisten.“

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