Landwirtschaftliche Betriebe müssen ihren Pestizideinsatz in der EU ab 2026 elektronisch erfassen. Das verlangt eine EU-Verordnung im Rahmen der „Farm-to-Fork“-Strategie. So soll das Monitoring vereinfacht werden und weniger Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen.
Den Grünen geht dieses Vorhaben nicht weit genug, wie Medien berichten. Die so gewonnenen Daten sollten außerdem der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. "Trotz der hohen Relevanz für Umwelt und Gesundheit wissen wir in Österreich nichts darüber, wo in welchem Ausmaß welche Pestizide eingesetzt werden", kritisierte die Landwirtschaftssprecherin der Grünen, Olga Voglauer, gegenüber dem ORF.
Nicht noch mehr Bürokratie
Dass alle Betriebe ihre Aufzeichnungen ab 2026 elektronisch führen müssen, wird für viele mit zusätzlichem Aufwand verbunden sein, weshalb die LK Österreich – wie auch andere europäische Partnerorganisationen – "diese Verordnung nicht nur kritisch sehen, sondern sich auch für eine Verschiebung oder zumindest für eine möglichst unbürokratische elektronische Erfassung einsetzt", erklärt LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger: "Die Bäuerinnen und Bauern mit weiteren Aufzeichnungsvorschriften zu belasten, bringt nicht mehr als zusätzlichen bürokratischen Aufwand und wird daher von uns abgelehnt. Konsumentinnen und Konsumenten können darauf vertrauen, dass Lebensmittel aus Österreich noch nie so sicher waren wie heute."
Seit 2011 ist die Menge der eingesetzten chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel um 25% zurückgegangen und das, obwohl Österreich zu jenen EU-Mitgliedstaaten zählt, die ohnehin wenig derartige Pflanzenschutzmittel je ha landwirtschaftliche Nutzfläche ausbringen. Die integrierte Anwendung von Pflanzenschutzmaßnahmen sei in Österreich schon lange etabliert und gängige Praxis.
Handschriftliche Notizen reichten bisher
In der Praxis mussten Landwirte bis jetzt den Einsatz von Pestiziden nur handschriftlich festhalten. Eine Meldepflicht bestand nicht, deshalb gab es auch nur hochgerechnete Daten von rund 1.000 Betrieben, die sich an einer freiwilligen Erhebung beteiligten. Für die Grünen mit zu wenigen Details, welche konkrete Agrarfläche zu welchem Zeitpunkt mit welchen Mitteln behandelt wurden. Ebenso fehle aus Sicht der Grünen ein Pestizidreduktionsziel, um die von der EU vorgesehene Halbierung der Verwendung von chemischen Pflanzenschutzmitteln bis 2030 zu erreichen.
"Das eigentliche Problem ist heute vielmehr, dass uns Möglichkeiten zum Schutz vieler Kulturen und somit Lebensmittelgrundlagen fehlen. In den vergangenen Jahren sind 66% der chemischen Wirkstoffe verschwunden. Während 1993 noch 703 Wirkstoffe verfügbar waren, sind heute nur noch 232 übrig", sagt Moosbrugger. Bäuerinnen und Bauern beklagen, dass die Produktion zentraler Kulturen wie Gemüse, Obst, Kräuter, Heil- und Gewürzpflanzen, Raps, Zuckerrüben und Erdäpfel immer schwieriger wird.
Aber auch die Produktion von Saatgut werde zunehmend zur Herausforderung. "Als LK Österreich setzen wir uns mit anderen Institutionen für Verbesserungen ein, um zentrale Produktionsgrundlagen für unsere Betriebe und damit die Versorgung der Bevölkerung abzusichern. Noch mehr klimaschädliche Importe aus Ländern, die mit Mitteln und Methoden arbeiten, die bei uns nicht zugelassen sind, können nicht die Antwort für die Zukunft sein", sagt Moosbrugger.