Im Frühjahr bekamen die Pächter von rund 70 % der Flächen der Diözese Eisenstadt die Kündigung ihrer Verträge für die Pfarrpfründe. Über eine Bieterplattform im Internet wurden die Flächen neu ausgeschrieben. Die Vergabe richtet sich nach wirtschaftlichen, ökologischen und pastoralen Kriterien, heißt es von der Diözese. Teilweise haben sich die Pachtpreise verdreifacht, wie einige Landwirte berichten. Am Dienstag protestierten zahlreiche Bauern in Eisenstadt gegen die Vergabepolitik der Kirche.
Mit Transparenten und Traktoren rückten die Landwirte an. "Die Diözese verbaut meine Zukunft" war auf einem Schild zu lesen, auf einem anderen etwa der "Bischof fordert Gewinnmaximierung auf Kosten der Bauern". Auch die Landwirtschaftskammer ergreift für die Landwirte Partei.
Die LK Burgenland hat sich von Beginn an als Vermittlerin für verträgliche Lösungen eingesetzt, die den Betrieben vor Ort eine wirkliche Chance geben sollten, auch weiterhin Flächen zu pachten. "Wir richten den dringenden Appell an die Diözese, nicht auf hart zu schalten, sondern die Pachtvergabe nochmals zu überdenken, um zu für alle Seiten annehmbaren Lösungen zu kommen“, erklärt LK-Präsident Nikolaus Berlakovich bei der Bauern-Demonstration vor dem Bischofshof.
Verhandlungsteam mit der LK
Dem eingesetzten LK-Verhandlungsteam unter Führung von Johann Weber und den Kammerräten Johannes Schulz, Silvia Toth und Peter Wachter und in enger Abstimmung mit Präsident Niki Berlakovich und dem Kammerdirektor wurde nach mehreren Gesprächsrunden vom Bischofshof zugesichert, dass bei der Pachtneuvergabe Neubieter aus anderen Bundesländern ausgeschlossen werden und neben wirtschaftlichen und ökologischen Kriterien sehr wohl auch die bisherige Zusammenarbeit und die Mitarbeit in der Pfarrgemeinde berücksichtigt werde.
Die Rückmeldungen betroffener Betriebe haben aber gezeigt, dass anscheinend doch nur die Höhe des Pachtangebotes entscheidend ist, wer den Zuschlag bekommt. Der Vorwurf lautet, dass mittels Höchstangeboten versucht werde, die bereits nachgebesserten Angebote der bisherigen Pächter noch weiter hinauf zu lizitieren.
Nachdenkpause zur Lösungsfindung eingefordert
„Die Stimmung unter den Bauern und in den Pfarrgemeinden ist derzeit äußerst angespannt. Unsere Betriebe sind ohnehin stark gefordert durch Unwetterschäden, schwierige Marktsituationen und immer mehr bürokratische Vorgaben aus Brüssel. Hier sollte nicht noch zusätzlich an der Pachtspirale mit weitreichenden Auswirkungen gedreht werden. Wir rufen den Bischofshof auf, im Sinne der betroffenen Betriebe und der Landwirtschaft im Burgenland in einer Nachdenkpause den Vergabeprozess nochmals zu evaluieren und neue Lösungsüberlegungen anzustellen. Der Unmut der Bäuerinnen und Bauern ist riesengroß“, sagt Berlakovich.