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topplus Interview Markus Mühleisen

„Bis März können Bauern noch Zuckerrübenfläche kontrahieren!“

Agrana-Chef Markus Mühleisen hofft, bis zur Rübenaussaat weitere Betriebe zum Anbau zu motivieren. Schließlich dürften sich die Zuckermarkt-Aussichten positiv auf die Erzeugerpreise 2022/23 auswirken. Weiters erklärt er auch, warum im Stärkekartoffelbereich gekürzt werden muss.

Lesezeit: 8 Minuten

Sie haben vor etwas mehr als sechs Monaten das Ruder bei der ­Agrana übernommen. Davor waren Sie Deutschland-Chef des deutsch-­dänischen Molkereikonzerns Arla. Wie war der Umstieg vom ­Molkerei- zum Zucker-, Stärke- und Fruchtgeschäft-Manager?

Mühleisen: Der Umstieg gelang gut und es war sicher ein Vorteil, dass ich in meiner Arla-Zeit Agrana bereits von der Kundenseite her kannte.

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2021 hat den Zuckerrübenanbau in Österreich wieder zum Positiven ­verändert! Der Druck durch den ­Derbrüssler hat deutlich nachgelassen, auch für 2022 ist mit einer weiteren Entspannung der Befallslage zu ­rechnen. Sind die Gefahren aus dieser Richtung gebannt?

Mühleisen: Ja, der Rüsselkäfer ist ­zurückgedrängt. Die kühlfeuchte ­Witterung im Frühjahr reduzierte die Eiablage des Rübenderbrüsslers und die anhaltenden Niederschläge im Laufe der Vegetationsperiode limitierten die Larvenbildung. Unsere landwirtschaftliche Arbeitsgruppe im Aric gemeinsam mit unserem Rohstoffteam ist beim Rüsselkäfer-Monitoring weiterhin sehr aktiv und wachsam, damit wir fundierte Aussagen um die Anbausicherheit in den unterschiedlichen ­Rübenanbauregionen abgeben können.

Wir werden im Herbst in beiden ­österreichischen Zuckerfabriken die Rüben verarbeiten. Das heißt, dass der Standort Leopoldsdorf 2022 gesichert ist.

Für die Auslastung beider Agranawerke in Tulln und Leopoldsdorf ist eine Mindestanbaufläche von 38.000 ha in Österreich erforderlich. 2021 konnten diese kontrahiert werden. Wie sieht es für das heurige Jahr aus?

Mühleisen: Bisher (21. Jänner: Anmerkung der Redaktion) haben wir rund 35.000 ha Rübenfläche kontrahiert. Da wir nach wie vor Kontrakte der ­Rübenbauern akzeptieren, ist eine ­Erhöhung der Anbaufläche bis zum Anbau im März noch möglich. Wir werden im Herbst in beiden ­österreichischen Zuckerfabriken die Rüben verarbeiten. Das heißt, dass der Standort Leopoldsdorf 2022 gesichert ist. Die Entscheidung für eine Rübenkampagne in beiden Fabriken haben wir im Sinne einer gesicherten Planung für uns und die Landwirte getroffen. Das angestrebte Flächenniveau in ­Österreich wird auch in Zukunft bei rund 38.000 ha liegen. Fakt ist in ­diesem Zusammenhang, dass die ­Weiterentwicklung des Saatguts bzw. der Rübensorten sowie das verbesserte Anbaumanagement – alles Maß­nahmen, an denen wir gemeinsam mit den Rübenbauern arbeiten – bereits Früchte tragen und zu besseren ­Rübenerträgen und höheren Zucker­gehalten führen.

Wie viele Tonnen Rüben hat die ­Agrana in der abgelaufenen Kampagne verarbeitet und wie viel Tonnen ­Zucker wurden daraus erzeugt?

Mühleisen: Der Rübenertrag in diesem Jahr war sehr zufriedenstellend, im Durchschnitt betrug er in Österreich 81 t/ha im konventionellen Anbau. Bei der Biorübe lag der Ertrag bei rund 53 t/ha. In den beiden öster­reichischen Werken wurden insgesamt rund 3 Mio. t Zuckerrüben verarbeitet. Bei konventioneller Rübe erzielten wir im Durchschnitt rund 17,2 % und bei Biorübe sogar rund 18,5 % ­Zuckergehalt, dies ergibt eine Zuckerproduktionsmenge in den beiden ­österreichischen Werken von rund 430.000 t Zucker.

Wie viele Rüben aus Nachbarländern haben Sie im letzten Jahr in Österreich verarbeitet? Haben Sie diesbezüglich für die kommende Erntesaison 2022 auch bereits vorgesorgt?

Mühleisen: Wir haben in der letzten Kampagne rund 24.000 t verarbeitet, die aus der nahe gelegenen Anbau­region in der Westslowakei stammten. Diese Größenordnung bedeutet etwa zwei Verarbeitungstage in unserem Werk Leopoldsdorf. Über ähnliche Projekte werden wir im Laufe des ­Jahres entscheiden, wenn die Ernte­prognose möglich ist und nach ­Abwägung der Logistikkosten. Die ­Gesamtrechnung muss hier stimmen.

„Die Erlöse für die Ernte 2021 liegen um 500 bis 600 € über dem Vorjahr.“

Die Agrana hat, um die Mengen zu stabilisieren, seinen Erzeugern 2020 Dreijahresverträge mit fixen Preisen angeboten. Für heuer sieht der Kontrakt einen Mindestpreis von 34 € (exkl. USt.) auf Basis 15,5 % BZG vor. Wie hat sich dieses Angebot auswirkt?

Mühleisen: Der Mindestpreis gibt dem Landwirt die Sicherheit, auch bei geringeren Zuckerpreisen einen garantierten Preis ausbezahlt zu bekommen. Dies wirkte sich positiv auf die Anbaubereitschaft aus und hat wesentlich dazu ­beigetragen, das Flächenausmaß 2021 deutlich zu erhöhen. Auch für das Anbaujahr 2022 gelten die gleichen Bedingungen. Durch die im Durchschnitt um 2 % höheren Zuckergehalte gegenüber der Ernte 2020 und den gestiegenen Mindestpreis von 2 €/t ergeben sich für den Landwirt für die Ernte 2021 ­deutlich höhere Rübenerlöse. Im Durchschnitt liegen die Mehrerlöse zum Vorjahr bei rund 500 bis 600 €/ha.

Zuletzt entwickelten sich der EU- und Weltmarktpreis positiv. Der Weltmarktpreis für Weißzucker hat im Laufe des Jahres 2021 die Marke von 500 €/t geknackt. Auch der EU-Preis ist deutlich über 400 €/t gestiegen. Wie sehen sie hier die Aussichten im Laufe des heurigen Jahres?

Mühleisen: Auch bei der Zuckerpreis- entwicklung sind wir zuversichtlich, dass sie sich im laufenden Zucker­wirtschaftsjahr auf hohem Niveau ­stabilisiert. Seit dem Ausbruch der ­Corona-Pandemie sind die inter­nationalen Zuckerpreise kontinuierlich angestiegen und für das Zuckerwirtschaftsjahr 2021/22 ist bei der ­Weltzuckerbilanz erneut mit einem Produktionsdefizit zu rechnen.

Welche Auswirkungen sehen Sie ­dadurch für den Rübenanbau in ­Österreich?

Mühleisen: Für das Anbaujahr 2022 bin ich durch die steigenden Zuckerpreise zuversichtlich, dass der ­Auszahlungspreis über dem Mindestpreis von 34 €/t zu liegen kommt. Die daraus resultierende Einkommens­verbesserung für die Landwirte sollte den Anreiz, Rüben verstärkt ­anzubauen, weiter steigern.

Auch bei der Zuckerpreisentwicklung sind wir zuversichtlich, dass sie sich im laufenden Zucker­wirtschaftsjahr auf hohem Niveau ­stabilisiert.

Wie hat sich die Anbaufläche von ­Biorüben entwickelt? Besteht hier ­weiterer Bedarf vonseiten der Agrana?

Mühleisen: Im Anbaujahr 2021 wurden auf rund 1.900 ha Biorüben kultiviert. Für 2022 zeigen die ­aktuellen Kontrahierungszahlen einen Rückgang auf ca. 1.500 ha. Die hohen Preise für alternative Biokulturen ­sowie der weiterhin hohe Arbeits­kräftebedarf wirken sich hier negativ aus. Die Biozuckerproduktion ist eine fixe Größenordnung in unserem ­Wirtschaftsplan. Wir wollen dieses Segment auf dem derzeitigen Niveau halten, um der Nachfrage am Markt gerecht zu werden.

Welche Preise erhalten Biorüben­anbauer pro Tonne?

Mühleisen: Der Biorübenpreis setzt sich aus dem Basispreis (entspricht dem konventionellen Rübenpreis) plus einem Bio-Aufschlag zusammen. Abhängig von der produzierten Biozucker­menge ergeben sich für 2022 Auszahlungspreise von bis zu 87 €/t (exkl. USt.).

Neben den Rüben verarbeitet die ­Agrana auch 300.000 t Kartoffeln zu Stärke. Wie ist hier die Saison 2021 verlaufen?

Mühleisen: Die Kampagne 2021 brachte sehr gute Erträge und Quali­täten. Die Stärkegehalte lagen auf ­einem sehr guten Niveau und dank der guten Witterungsverhältnisse konnten die Rodungen zügig und sauber auf den Feldern durchgeführt werden.

Welche Mengen wurden verarbeitet? Reichen diese aus, um den Bedarf zu decken?

Mühleisen: In der heurigen Kampagne kamen rund 265.000 t konventionelle und darüber hinaus ca. 8.000 t ­Biokartoffeln zur ­Verarbeitung. Bei den konventionellen Kartoffeln sehen wir aufgrund der Marktentwicklung auf den Stärkemärkten einen Handlungsbedarf in der Rücknahme der Kontrahierungs­flächen. Die Gründe dafür liegen vor allem in einem Überangebot an ­Kartoffelstärke aufgrund sehr guter Ernten in den letzten ­Jahren. Wir wollen daher unsere konventionelle Kartoffelstärkeproduktion künftig auf ein stabiles, vernünftiges Maß bringen, um nachhaltig ein ­ausgewogenes Gleichgewicht zwischen der Produktion und unseren ­Absatzmärkten zu schaffen.

Wie ist der Stand der Kontrahierungen für Stärkekartoffeln für 2022?

Mühleisen: Die Kontrahierungen wurden mit Anfang Jänner abgeschlossen und unsere Zielmenge von rund 200.000 t wurde erreicht.

Ist die Agrana mit den Stand­beinen Zucker, Stärke und Frucht ­optimal aufgestellt? Sind hier in naher Zukunft größere Veränderungen vorgesehen?

Mühleisen: Agrana ist mit ihrem ­diversifizierten Portfolio und den drei Segmenten gut und krisensicher ­aufgestellt. Das zeigt sich gerade in der Covid-19-Pandemie.

Wo sehen Sie das größte Entwicklungspotenzial für das von Ihnen geführte Unternehmen?

Mühleisen: Für jedes Segment gibt es interessante Ansätze für die weitere Entwicklung und wir arbeiten in allen Bereichen an der Effizienz und an einer Ergebnisverbesserung. Mir ist dabei auch eine starke Kunden- und ­Marktorientierung wichtig. Das heißt, wir müssen näher an unsere Kunden heran und gezielt schauen, wo es Chancen im Markt gibt.

Sie haben kürzlich gesagt, dass Sie die allergrößte Hochachtung vor der ­Arbeit haben, die moderne Landwirte heute leisten müssen. Sie müssen mit vielen Problemen fertig werden. Und für diese Herausforderungen gelte es, ­Respekt zu zollen. Wodurch tun Sie dies konkret?

Mühleisen: Respekt ist nicht nur für mich die wesentlichste Voraussetzung für eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Agrana und unseren Landwirten, sondern auch für unser Rohstoff-Beraterteam mit ihren umfangreichen Serviceleistungen. Sie sind selbst als Landwirte tätig, ­kommen also aus der Praxis, und ­unterstützen die Landwirte in vielen Bereichen der Anbau- und Erntetechnik sowie beim Pflanzenschutz. Als ­einer der wichtigsten Abnehmer ­landwirtschaftlicher Rohstoffe in ­Österreich ist es mir daher ein ­besonderes Anliegen, die Partnerschaft zwischen Agrana und unseren ­Landwirten zu stärken.

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