Der Preisanstieg beim Großvieh in Deutschland scheint kein Ende zu nehmen. Zu Beginn dieser Woche notiert die norddeutsche Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch e.V. (VEZG) den Jungstier R3 mit 6,10 € um 20 Cent höher als in der Vorwoche, berichtet Dr. Frank Greshake von der Landwirtschaftskammer NRW. Die unverändert knappen Schlachtkühe wurden um 10 Cent höher notiert. Damit liegt die Standard-R3-Kuh bei 330 kg Schlachtgewicht bei 4,95 €/ kg SG.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in Bayern (siehe Übersicht). Hier liegt der Durchschnittspreis für Jungstiere (R2) in dieser Woche bereits bei 6,05 €/kg. Und der Preis für R3-Kühe liegt in dieser Region bei 4,98 €/kg im Schnitt.
"In letzten drei Wochen um 25 Ct/kg erhöht"
Auch in Österreich steigen die Rinderpreise. Das Angebot bei Jungstieren liegt deutlich unter dem Vorjahr, bei einer sehr guten Nachfrage sowohl im Inland aber vor allem auch im Export, schreibt Werner Habermann, ARGE Rind, auf der Homepage der LK Oberösterreich. Dadurch kommt es abermals zu einer Erhöhung der Notierungspreise. In den letzten zwei bis drei Wochen seien die Notierungspreise um 25 Ct/kg gestiegen.
Bei Schlachtkühen herrscht eine ähnliche Situation. Die Nachfrage kann kaum gedeckt werden, sowohl bei Inlandskunden als auch bei Exportkunden. Es können nicht alle Kunden entsprechend mit Ware beliefert werden. "Dabei versuchen wir, langjährige Kundenkontakte durch gezielte Mengensteuerung zu beliefern, um hier die Rohstoffversorgung mit österreichischer Ware sicherzustellen. Sowohl Schlachtkühe als auch Kalbinnen notieren in der laufenden Woche nach oben. Schlachtkälber notieren stabil", so Habermann.
Es fällt allerdings auf, dass die Preise in allen Kategorien in Österreich teils kräftig unter denen in Süd- als auch Norddeutschland liegen. Beim Notierungsvergleich liegen z.B. bei den Jungstieren demnach 75 Ct/kg zwischen den Durchschnittpreisen in Bayern und denen von der ARGE Rind gemeldeten.
ARGE-Rind Geschäftsführer Werner Habermann gibt als eine Begründung dafür an, dass es sich bei den österreichischen Preisen um Mindestpreise handelt. So seien hier laut dem ARGE-Geschäftsführer bei den Jungstierpreisen "sicher noch Zuschläge (z.B. AMA-Gütesiegel) in Höhe von 40 Ct/kg" hinzuzurechnen. Habermann schätzt den Durchschnittspreis für U-Stiere inkl. allfälliger Zuschläge auf 5,70 €/kg. Aber es sei richtig, dass der Stierpreis in Deutschland um etwa 30 Ct/kg höher liege. Zu erklären sei dies laut Habermann auch dadurch, dass Österreich im Gegensatz zu Deutschland ein Exportland sei. Auch in Polen, ebenfalls ein Exportland wie Österreich, liege der Preis auf ähnlichem Niveau wie bei uns, fügt der ARGE-GF hinzu.
"Nicht komplett überziehen!"
Zu berücksichtigen sei weiters, dass die Mäster in Deutschland aktuell auch deutlich höhere Kälberpreise in Kauf nehmen müssten. "Dort zahlt man im Schnitt rund 7 €/kg, bei uns sind Kälber um 1,50 €/kg günstiger zu haben", meint Habermann.
Für die kommenden Wochen rechnet Habermann mit weiter steigenden Preisen am Rindermarkt. Das Angebot gehe weiter zurück, die notwendigen Mengen seien nicht mehr verfügbar. Habermann: "Die Verarbeitungslager in der EU sind komplett leer. Hinzu kommt, dass Nordafrika und die Türkei viel Ware absaugen." Derzeit sei auf dem Rindfleischmarkt alles im Umbruch. Dennoch sei es laut dem ARGE-Geschäftsführer in dieser Situation wichtig, beim Preis nicht komplett zu überziehen. "Wir versuchen, immer ein bisschen mehr zu glätten, müssen dann aber nicht so stark hinuntergehen, wenn es zu Rücksetzern kommt", erklärt Habermann.