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Milchwirtschaftsjahr 2021

Petschar: Knappe Ertragslage der Molkereien - Preiserhöhungen notwendig

Das Milchwirtschaftsjahr 2021 war von der Corona-Pandemie und Kostensteigerungen geprägt. Preissteigerungen bei den Milchprodukten konnten die massiv gestiegenen Kosten in den Molkereien und bei den Landwirten nicht abdecken.

Lesezeit: 6 Minuten

"Das Jahr 2021 war für die heimische Milchwirtschaft noch immer von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt, dabei machten uns nicht nur Lieferausfälle infolge von Schließungen im Tourismus und in der Gastronomie zu schaffen, sondern auch massive Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Verpackungen, Treibstoffen, Gas, Strom, Früchten und diversen Dienstleistungen. Diese betreffen die Molkereien ebenso wie die Landwirte." Dies betonte Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeite r (VÖM), gestern im Rahmen der Bilanzpressekonferenz.

Die internationalen Notierungen für Milchprodukte erreichten vor diesem Umfeld Rekordwerte, allerdings konnten die eingetretenen Kostensteigerungen und die steigenden internationalen Notierungen bei Milchprodukten aufgrund der gegebenen Handelskonzentration am österreichischen Markt nur zu einem kleinen Teil oder mit Verspätung umgesetzt werden. So stiegen die Preise für Milchprodukte im Handel im Jahresvergleich durchschnittlich um lediglich 3%.

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Milchanlieferung 2021 leicht gestiegen

Die Milchanlieferung ist 2021 in Österreich um 0,5% auf 3,4 Mio. t gestiegen, wobei zu Beginn des Jahres eine niedrigere und in der zweiten Jahreshälfte eine steigende Anlieferung zu beobachten war.

Der Anteil von Bio-Milch konnte auf 19,4% erhöht werden, das ist der höchste Bio-Anteil in der EU. Dazu kommen mit Heumilch und Bio-Wiesenmilch weitere höherwertige Milchsorten. Die EU verzeichnete 2021 -erstmals seit zwölf Jahren - eine rückläufige Anlieferung. Die Gründe dafür sind sinkende Kuhzahlen und dramatisch gestiegene Kosten, verbunden mit einer teils geringeren Futtergrundlage infolge von Trockenheit sowie strengere Umweltauflagen in wichtigen Produktionsgebieten.

Erzeugermilchpreise angehoben

Die Erzeugermilchpreise konnten 2021 in Österreich erhöht werden. Die Zuschläge bei den Milchpreisen waren aber nicht so hoch wie die Anstiege der Notierungen auf den Spotmärkten. Hier lassen die bisherigen Abschlüsse mit den Handelsketten nur eine gebremste Preisentwicklung zu. Der durchschnittliche Erzeugerpreis konnte 2021 um 5% auf 44,82 Cent/kg brutto für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen zulegen. Für gentechnikfreie Qualitätsmilch wurden im Mittel 36,01 Cent/kg netto erzielt (Vorjahr: 34,26 Cent, für Milch mit 4% Fett, 3,4 % Eiweiß), im Februar 2022 waren es 39,43 Cent. Dieser Preisentwicklung stehen bei den Landwirten massive Kostensteigerungen bei Futtermitteln, Treibstoffen und Baukosten gegenüber.

Knappe Ertragslage der Milchverarbeiter

Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter sind 2021 insgesamt um 3,3% auf 3,05 Mrd. Euro gestiegen, wobei die Zuwächse bei Lieferungen an den Lebensmittelhandel im In- und Ausland zu verzeichnen waren. Lieferungen an Gastronomie und Tourismus waren noch immer von den Schließungen aufgrund der Corona-Pandemie betroffen, wofür die Molkereien keinen Ausgleich erhielten. Besonders schmerzhaft war hier der gänzliche Ausfall der Wintersaison 2021.

Die Ertragslage der Molkereien ist laut VÖM weiter gesunken, zumal die massiven Preissteigerungen bei den Vorleistungen und die Corona-Schutzmaßnahmen zusätzliche Kosten verursachten. "Erzielte Preissteigerungen bei den Milchprodukten konnten die massiv gestiegenen Kosten in den Molkereien und bei den Landwirten nicht abdecken. Das Ergebnis vor Steuern der heimischen Milchverarbeiter, bezogen auf den Umsatz, ergab 2021 einen Wert von 0,8% und war nach einem Vorjahreswert von 1,5% neuerlich rückläufig", so Petschar.

Weniger Milchbauern

Die Anzahl der Milchbauern verringerte sich 2021 im Inland um 3% auf 23.868. Der Milchkuhbestand hat mit 526.461 leicht zugelegt, im Durchschnitt hielt ein Landwirt 22 Kühe, international gesehen sind das sehr kleine Betriebsstrukturen. Die Milchlieferleistung der Kühe erreichte mit 6.464 kg (+0,2%) einen moderaten Wert, der die nachhaltige Produktion dokumentiert. Die durchschnittliche Anlieferung je Landwirt nahm von 137,3 t auf 142,6 t zu. Das ausbezahlte Milchgeld je Landwirt lag im Mittel mit 63.907 Euro um 9% über dem Vorjahreswert.

Exporte auf neuen Höchstwert gesteigert

Die österreichischen Milchexporte legten 2021 laut vorläufigen Zahlen der Statistik Austria um 3,6% zu und erreichten mit 1,359 Mrd. Euro einen neuen Höchstwert. Bei den Importen wurde mit 0,7% ein geringer Zuwachs auf 842 Mio. Euro verzeichnet, was zu einem positiven Außenhandelssaldo von 517,3 Mio. Euro (+8,8%) führte. Die Exportquote, bezogen auf den Umsatz, betrug 44,6%, die Importquote 27,6%. Wichtigstes Außenhandelsprodukt war Käse. Hier wurden 170.268 t (+9,5%) im Wert von 730,2 Mio. Euro (+9,6 %) exportiert, während die Importe mit 132.848 t (+1,8%) auf 529 Mio. Euro kamen. Die durchschnittlichen Exportpreise waren mit 4,29 Euro/kg höher als die Importpreise mit 3,98 Euro, was den Erfolg der Qualitätsstrategie auch im Export verdeutlicht. Wichtigstes Exportland mit einem Anteil von 52% ist weiterhin Deutschland, gefolgt von Italien und Griechenland.

Herkunftskennzeichnung dringend notwendig

Auffallend in der Entwicklung des Außenhandels im abgelaufenen Jahr war die Entwicklung der Importe. Hier zeigten Quartale mit Corona-bedingten Schließungen stärkere Rückgänge bei den Einfuhren, was auf den hohen Anteil des Einsatzes von Importprodukten im Tourismus und in der Gastronomie hinweist. "Gerade hier wäre eine Herkunftskennzeichnung dringend notwendig", unterstrich Petschar.

Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie weiter ausgebaut

"Die Qualitäts- und Nachhaltigkeitsstrategie der heimischen Milchwirtschaft wird auch in herausfordernden Zeiten weiter ausgebaut: Besondere Schwerpunkte bilden dabei die Bereiche Tierwohl, Fütterung und Klimaschutz. Aktuell wird an einer weiteren Verbesserung des Tierwohlstatus durch den Aufbau einer branchenweiten Kennzeichnung gearbeitet. Damit soll das Angebot an Produkten aus besonders tierfreundlichen Haltungsformen forciert werden", erklärte Petschar. Er hofft auf Unterstützung der Konsumenten und des Handels auf diesem Weg. Gleichzeitig werden in der Fütterung mit dem Verbot von Soja aus Übersee und von Palmöl sowie von Milchaustauschern in der Fütterung der Kälber international vorbildliche Standards gesetzt. Weiters laufen verschiedene Projekte zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen.

Im Zusammenhang mit der reformierten EU-Agrarpolitik erwartet die Milchwirtschaft unterstützende Rahmenbedingungen für ihre Nachhaltigkeits- und Qualitätsstrategie, insbesondere einen besonderen Schwerpunkt bei Investitionen zur Verbesserung des Tierwohls. "Bei der Ausrichtung der Agrarpolitik und der Außenhandelspolitik müssen Nachhaltigkeit, Resilienz und die Versorgungssicherheit der EU im Mittelpunkt stehen", forderte Petschar.

Mehrkosten sind abzugelten

"Der Ukraine-Krieg brachte bei Vorleistungen weitere Verschärfungen und Mehrkosten, auch wurden verschiedene Futtermittel drastisch verteuert. Besonders wichtig ist für die Milchwirtschaft die sichere Versorgung mit Gas, das zu 80% aus Russland kommt", erläuterte Petschar. Für die österreichische Milchwirtschaft sei in diesem sehr herausfordernden Umfeld entscheidend, dass jetzt die richtigen Weichenstellungen erfolgen. "Es muss gewährleistet sein, dass die erhöhten Kosten für Vorleistungen abgegolten werden und nicht aufgrund der Handelskonzentration eine Teilhabe an einer positiven internationalen Marktentwicklung verwehrt wird. Dazu bedarf es auch einer fairen Abgeltung der erhöhten Qualitätsaufwendungen im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie, wie sie auch vom Handel und von der Gesellschaft gefordert werden. All das ist Voraussetzung für eine weiterhin sichere Versorgung mit hochwertigen Milchprodukten", stellte Petschar fest.

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