Anja Rautnig hat recherchiert und gibt einen Überblick, worauf es beim richtigen Speicher ankommt.
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Bereits kleine Speicher können den Eigenverbrauch von Solarstrom stark erhöhen.
Speicherprojekte amortisieren sich meist nach sechs bis acht Jahren.
Es kommen nachhaltige Batterien auf den Markt, die zu 80 % recyclebar sind.
Die am meisten verbreitete Speichertechnologie sind Lithium-Ionen-Speicher.
Michael und Julia Mandl führen ihren Familienbetrieb in der buckligen Welt mit voller Solarkraft in die Zukunft. Sie sind Besitzer einer 330 kWp starken PV-Anlage mit 168 kW Speicher und fünf Wechselrichtern. Wenn die Sonne lacht, produziert der Betrieb etwa 2.100 kWh pro Tag, kann davon aber nur ca. 400 kWh selbst verbrauchen.
Ein Ausgleichspeicher macht den tagsüber produzierten Solarstrom auch in der Nacht verfügbar und versorgt die Ladestation für die Betriebsfahrzeuge. Michael beschäftigt neun Angestellte auf seinem Ziegenmilch-Direktvermarktungsbetrieb, die sich an dem günstigen Ladestrom erfreuen.
Anlage amortisiert sich
Die ganze Anlage ist langsam am Weg, sich zu amortisieren, aber die stattliche Investitionssumme von 110.000 € für den Speicher und rund 260.000 € für die PV-Anlage musste erst einmal gestemmt werden. Grundlage für die Investition sind bei Mandls 300 Ziegen und 100 Zicklein. Die Ziegenmilch wird zu köstlichen Bio-Schmankerl verarbeitet und direkt vermarktet.
Die Kombination PV und Speicher ist für Michael so attraktiv, dass er bereits die dritte Erweiterung plant. Mit dem Partner neoom fühlt sich der Landwirt gut beraten, alle Ausbaupläne sind zu voller Zufriedenheit umgesetzt worden.
Viele Gründe für Speicher
Die Integration von Speichern in PV-Anlagen bietet zahlreiche Vorteile. Einer der wichtigsten ist die Möglichkeit, überschüssigen Solarstrom zu speichern, der während sonnenreicher Perioden erzeugt wird, und ihn dann zu nutzen, wenn die Sonne nicht scheint.
Zudem sind landwirtschaftliche Betriebe oft abgelegen und können keine zuverlässige Stromversorgung von externen Anbietern erhalten. Durch die Installation von PV-Anlagen mit Speichern können solche Betriebe ihren eigenen sauberen Strom erzeugen und möglichst viel davon selbst verwenden.
Besonders energieintensive Landwirtschaften wie milchverarbeitende Betriebe oder Mastbetriebe profitieren von Speicherlösungen. Speicher helfen also dabei, die Eigenstromversorgung zu erhöhen, teure Leistungsspitzen zu reduzieren, Netzengpässen entgegenzuwirken und eine Stromversorgung im Notfall sicherzustellen. Außerdem sind Speicher gut skalierbar.
Mit einer guten Planung lässt sich mittlerweile für viele Betriebsformen eine wirtschaftliche PV-Speicher-Kombi finden − auch wenn die Amortisationszeiten länger sind und im Schnitt bei sechs bis acht Jahren liegen. „Wir erreichen meist um die 13 % Rendite bei unseren Projekten“, freut sich Eva Barbier von der Firma neoom. Kaum eine Branche ist so in Bewegung wie jene der Batterieproduzenten. Industrie und Verkehr müssen ihre Klimaziele erfüllen und setzen mehr und mehr auf Elektrifizierung.
Die Rechnung geht aber nur auf, wenn wir es schaffen, genügend Grünstrom zur Verfügung zu haben − und zwar dann, wenn wir ihn brauchen. Mit Ausnahme der Biomasse sind jedoch alle gängigen erneuerbaren Energiequellen volatil. Somit werden Speicher immer wichtiger. Vorteil dieser erhöhten Nachfrage ist die spürbare Weiterentwicklung der Speichertechnologie, allen voran die der Lithium-Ionen. Hauptargumente dafür sind die hohe Energiedichte, eine relativ lange Lebensdauer und hohe Anzahl an Vollladezyklen.
Dagegen spricht die Verwendung seltener Erden, die Beschaffung des Lithiums selbst sowie das noch vielfach ungelöste Recycling-Problem. Vereinzelt finden sich noch Blei-Speicher im Einsatz, zum Beispiel auf Almhütten, weil sie bei tiefen Temperaturen geladen werden können. Spannend wird es, wenn völlig neue Speichertechnologien den Markt erweitern. Das wird Energiespeicher in Zukunft noch effizienter und preiswerter machen. Teuer sind Speicher nämlich immer noch.
Batterien zu 80 % recyclebar
Eine interessante Speichertechnologie für stationäre Speicher, die den höchsten Umwelt- und Sicherheitsstandards entspricht, sucht nachhaltig denkende Pioniere in Österreich. Wir sprechen von Natrium-Nickel-Chlorid-Batterien, die von einem Schweizer Hersteller und Patenthalter kommen, und von dem Speicherexperten ION Energy als Systemlösung angeboten werden.
Das große Versprechen: Die Rohstoffe für die Batterie kommen zum überwiegenden Teil aus Europa und am Lebensende, wenn nach ca. 20 Jahren die Kapazität unter 80 % fällt, werden die Batterien zu einem Recycler nach Frankreich gebracht. Dieser verwertet die Batterien und kann knapp 80 % der Materialien wieder verfügbar machen und das seit über 20 Jahren.
„Wir arbeiten gerne mit Landwirten zusammen, weil sie langfristig denken. Investitionen müssen ‚enkel-fähig‘ sein. Uns ist es deswegen wichtig, ein verlässlicher Partner zu sein, der nachhaltige Lösungen für diese Generation und alle nachkommenden ermöglicht“, erläutert Geschäftsführer Daniel Mühlbacher.
Im Schnitt rechnet Mühlbacher, dass diese Speicher 1,5-mal mehr kosten als herkömmliche Lithium-Speicher. Was die Kosten angeht, kommt es immer auf die Ausstattung und Anforderungen an. Klar ist: Wenn der Betrieb eine hohe Grundlast hat, zum Beispiel durch Kühlhäuser, dann kann der Speicher sich schneller amortisieren, erklärt Oliver Koch, CEO von sonnen GmbH.
Er empfiehlt größeren Betrieben einen leistungsstarken Gewerbespeicher wie z. B. FlexStack. Die Leistung kann passend zum jeweiligen Erzeugungs- und Verbrauchsprofil konfiguriert werden und erreicht eine Kapazität von 110 kWh bis 495 kWh.
Bis 15 CT/kWh Bezugspreis
Auch beim Anbieter Tesvolt wird eine große Variabilität an Speicherlösungen angeboten. Der Systemanbieter rechnet mit einem Strombezugspreis aus dem Speicher um die 8 bis 15 Ct je kWh. Dabei sind die Anschaffungskosten von PV-Anlage und Speicher bereits berücksichtigt. Im Vergleich dazu stehen die 20 bis 30 Ct/kWh Strompreis aus dem Netz.
Je höher der Netzpreis und je länger die eigene Anlage im Betrieb ist, desto schneller rentiert sich das Projekt. Tesvolt hat einiges an Erfahrung mit verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben und steht als Berater und Umsetzer gerne zur Verfügung.
Fazit
Speicher sind auf jeden Fall ein großes Investment. Deshalb sollten eine Installation ausführlich geplant und richtig dimensioniert werden. Dann bieten sie dem Betrieb allerdings beachtliche Vorteile.