Riesige Regenmengen, in St. Pölten von Donnerstag bis Sonntag z.B. über 360 l/m2, haben zu einer überaus gefährlichen Hochwassersituation in Ostösterreich geführt. Bis Montag morgen hat sich die Situation in manchen Gebieten wieder minimal entspannt. Aber es sollen heute noch weitere große Regenmengen niedergehen, in Ostösterreich nochmals bis zu 100 l/m2.
Das gesamte Land Niederösterreich wurde Sonntagfrüh zum Katastrophengebiet erklärt, ein Feuerwehrmann kam bei Auspumparbeiten ums Leben. In Wien war die Lage insbesondere am Wienfluss und am Donaukanal prekär, die U-Bahn kam teilweise zum Erliegen, wie Medien berichten.
Schadenshöhe in der Landwirtschaft erst in einigen Tagen
Über Schäden und Schadenshöhen in der Landwirtschaft können bis zum aktuellen Zeitpunkt noch keine Angaben gemacht werden. "Sie werden erst in einigen Tagen und nach Abfließen des Wassers zu bewerten sein", erklärt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer. "Gerade bei Kulturen, die knapp vor der Ernte stehen, wie Soja, Kartoffel, Ölkürbis oder Mais, wird es darauf ankommen, wie lange sie unter Wasser stehen und wann die Flächen wieder befahrbar sind."
Ebenso werde sich bei frisch ausgesäten Kulturen, wie Raps oder Sonderkulturen, erst nach einiger Zeit zeigen, ob das Saatgut bzw. die Keimlinge die Überschwemmung überstanden haben. "Auch die Winzerinnen und Winzer, die gerade mitten in der Lese stehen, sind mehr als gefordert, die späten Sorten gesund in den Keller zu bringen", betonte LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. "Wie in vielen anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen gibt es aber auch in der Land- und Forstwirtschaft Schäden an der Infrastruktur bzw. teilweise überschwemmte Keller und Ställe. Unser Dank gilt allen engagierten Einsatzkräften, Ehrenamtlichen oder auch Menschen, die Nachbarschaftshilfe geleistet haben, für Ihre wertvolle Mithilfe im Sinne unserer österreichischen Gemeinschaft."
Hier einige Details der bisherigen Ereignisse am Wochenende. In NÖ waren mehr als 25.000 Einsatzkräfte im Einsatz, seitens des Landes wurde auch ein Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert. Etwa 1.000 Soldatinnen und Soldaten standen zur Verfügung.
In NÖ war bis Sonntagnachmittag von 1.100 evakuierten Objekten die Rede. NÖ Feuerwehrkommandant Fahrafellner berichtete später von einem Dammbruch an der Traisen in St. Pölten ebenso wie an einem Nebenfluss des Kamp. Einsätze waren im Gang. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte Mittel aus dem Katastrophenfonds zu und versprach auch, diese notfalls nachzudotieren. Die Bundesregierung werde "alles tun, um das Land und die Gemeinden zu unterstützen". Den Angehörigen eines im Bezirk Tulln bei Auspumparbeiten ums Leben gekommenen Feuerwehrmannes sprach Nehammer sein Beileid aus.
Bezirk St. Pölten schwerst betroffen
Im Bezirk St. Pölten traten mehrere Gewässer über die Ufer, Dämme brachen. Betroffen war eine Siedlung im Stadtteil Pottenbrunn. Menschen mussten evakuiert und in Notquartieren untergebracht werden. Nicht intakt blieb Feuerwehrangaben zufolge auch ein Damm in Hadersdorf am Kamp (Bezirk Krems). Auf beiden Seiten strömte Wasser aus dem Gschinzbach auf umliegende Felder. Auch hier kam es zu Evakuierungen.
In Klosterneuburg (Bezirk Tulln) wurde am Sonntag für das gesamte Gemeindegebiet Zivilschutzwarnung ausgelöst. Die Täler waren abgeschnitten, auch Hauptstraßen nicht passierbar, berichtete das Rathaus.
Hochwasser in NÖ
In vielen Katastralgemeinden des Bezirkes Zwettl sind schwere Schäden entstanden, darunter in Zwettl Stadt, Oberhof, Koppenzeil, Dorf Rosenau, Jagenbach, Rieggers, Syrafeld, Stift Zwettl (Kampsiedlung), Schickenhof, Gschwendt und Uttissenbach. Teile der Ortschaften mussten evakuiert werden.
Mehr als 250 Straßen nicht passierbar
Im Bereich Guntramsdorf musste gestern die Südautobahn (A2) gesperrt werden, weil Wasser auf der Fahrbahn stand. Die Autobahn ist zumindest seit heute morgen wieder frei gegeben. Wegen Überflutung blockiert war auch die Südostautobahn (A3) im Bereich Ebreichsdorf (Bezirk Baden). Fahrbahnschäden meldete eine Sprecherin zudem von der Wiener Außenringautobahn (A21) im Abschnitt Knoten Steinhäusl - Hochstraß in Fahrtrichtung zur A2. Mehr als 250 Straßen in Niederösterreich waren dem ÖAMTC zufolge nicht passierbar. Die Westautobahn (A1) war ab dem Knoten St. Pölten in Fahrtrichtung Wien am späteren Nachmittag wieder einspurig befahrbar.
In der Steiermark traten aufgrund der schweren Regenfälle der Thörlbach als auch die Mürz über die Ufer und führten zu Überschwemmungen in den Gemeinden Thörl, St. Barbara im Mürztal sowie Kapfenberg (alle Bezirk Bruck-Mürzzuschlag). Aufgrund der Überflutungsgefahr wurde im Mürztal entlang der Mürz bereits eine Cell Broadcast (AT Alert) - Hochwasserwarnung ausgelöst. In der Nacht auf Sonntag bereiteten durch den Sturm umgestürzte Bäume und Strommasten, die auch die Stromversorgung beeinträchtigten, Probleme.
In Oberösterreich gab es knapp 200 Einsätze in der Nacht, ein Schwerpunkt war im Bezirk Perg. Dort wurden mehrere Tausend Sandsäcke gefüllt und verteilt, da die Naarn aus den Ufern trat. Vermurungen, umgestürzte Bäume und überflutete Keller waren wie im ganzen Land die weiteren Einsatzgründe, so die Feuerwehr. In Königswiesen (Bezirk Freistadt) musste die Feuerwehr einen 31-Jährigen mit seinem Pkw bergen, weil er Samstagabend eine Straßensperre ignorierte und auf der von der Naarn überfluteten Fahrbahn nicht mehr weiterfahren konnte.
Hochwasserschäden: Sind Sie versichert?
Ob Hochwasser oder Überschwemmungen: Der Katastrophenschutz im Rahmen Ihrer Versicherung mindert im Falle von diversen Naturkatastrophen zumindest das finanzielle Desaster. Darauf weist der Versicherungsmakler EFM hin. Schäden an Gebäuden und Gebäudeteilen selbst sind dabei im Rahmen einer Eigenheimversicherung mit Katastrophenschutz abgedeckt, während das frei bewegliche Mobiliar im Rahmen Ihrer Haushaltsversicherung gegen Wasserschäden versichert ist.
Sie sollten Ihre Eigenheim- und Haushaltsversicherung gegen Katastrophenschäden mit einer möglichst hohen Summe abdecken – denn insbesondere diese Art der Schäden wird schnell kostspielig, schreibt der Versicherungsmakler.
Große Bandbreite an Reparaturarbeiten
Eine Bandbreite an Reparaturarbeiten kann notwendig werden: Entwurzelte Bäume müssen aufbereitet und entsorgt werden, eine Baufirma muss eventuell Gebäudeteile erneut aufmauern oder das Dach reparieren und Nässeschäden im Haus müssen durch eine Trocknungsfirma beseitigt und ein wohnbarer Zustand von Malern und Bodenlegern wiederhergestellt werden. Eine gute Eigenheim- und Haushaltsversicherung deckt sämtliche Reparaturarbeiten aufgrund des Hochwasserschadens mit einem ausreichenden Sublimit für Katastrophenschäden!
Insbesondere bei Katastrophenschäden sieht man sich schnell überfordert. Um jedoch zu gewährleisten, dass Ihre Schadensabwicklung durch die Versicherung reibungslos abläuft, ist es essenziell, einige wichtige Punkte zu beachten. Dazu zählen laut EFM:
Dokumentation des Schadens
Dokumentieren Sie den entstandenen Schaden möglichst genau. Im besten Fall halten Sie den Schadenhergang inklusive Datum und Uhrzeit schriftlich fest und machen Fotos von beschädigten Gegenständen. Auch eine Liste der beschädigten Sachen kann für die Abwicklung durch die Versicherung vorteilhaft sein.
Wichtig: Beschädigte Gegenstände nicht wegwerden oder reparieren lassen, falls es zu einer Begutachtung durch die Versicherung kommt. Heben Sie diese auf, bis die Abwicklung Ihres Schadenfalles abgeschlossen ist.
Schadenminderungspflicht
Wo möglich, treffen Sie Vorkehrungen, damit es nicht zu weiteren (vermeidbaren) Folgeschäden kommt, beziehungsweise um das Schadensausmaß zu mindern. Entfernen Sie beispielsweise Gegenstände aus Gefahrenzonen, sichern Sie Türen und Kellerfenster und decken sie Löcher ab.
Riskieren Sie jedoch keinesfalls Ihre eigene Gesundheit oder gar Ihr Leben! Die Grenze der in den Versicherungsbedingungen festgelegten Schadenminderungspflicht verläuft jedenfalls dort, wo Sie selbst Schaden erleiden.
Meldung des Schadens
Wie bei jedem Versicherungsfall sollten Sie auch Katastrophenschände unverzüglich Ihrem Versicherungsmakler oder direkt Ihrer Versicherung melden. Viele Versicherungsanbieter haben eigene Hotlines für solche Fälle eingerichtet.