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topplus Getreide-Pioniere

„Pongauer Troad“ auf 850 m

Emil Platzer ist einer der Getreide-Pioniere im Alpenraum. Seit fünf Jahren baut der Biohof Gschwendt bereits Getreide und Buschbohnen unter alpinen Bedingungen an.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Hof von Familie Platzer-Kreuzberger vulgo „Gschwendt“ liegt im Gainfeldtal im Pongau auf 850 m (1.100 mm Jahresniederschlag, mittlere Temperatur von 7 °C). Neben Mutterschafen und Heuverkauf betreibt der Biohof auch alpinen Ackerbau.

Emil Platzer forschte bereits in seiner Diplomarbeit an der Boku zum Thema „Alpiner Sommerweizen“ und untersuchte, welch hohe genetische Vielfalt, Backfähigkeit und Anbaueignung diese alten Sommerweizensorten haben. Seit sieben Jahren ist Emil zudem beim Verein „Arche Noah“ im Projektmanagement international unterwegs, um alte Landsorten zu bewahren. „Alte Sorten haben mehr Weizenprotein, einen höherer Kleberanteil und damit gute Back-eigenschaften“, weiß Emil.

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Alte Getreidesorten

Mit diesem Hintergrund wagte der Biohof Gschwendt 2018 den Ackerbau-Neustart: Heute werden neben Buschbohnen vor allem alte Getreidesorten – wie etwa Rinner und St. Johanner Winterweizen, Tauernroggen und Nackthafer auf ca. 2 ha Ackerfläche angebaut. Ausprobiert hat Emil bereits Buchweizen, Futtererbsen mit Winterweizen als Stützfrucht, Sommergerste, Spelzhafer und Dinkel.

„Weizen wird von den Kunden nicht so stark nachgefragt und ist mit vielen Vorurteilen z.B. zur Verträglichkeit behaftet“, berichtet Emil. „Daher baue ich künftig vermehrt Dinkel an. Der wird stark nachgefragt. Aber ich muss damit zum Entspelzen fahren und habe mehr Aufwand.“ Eine gute Fruchtfolge einzuhalten sei auf der kleinen Fläche außerdem schwierig. Die Buschbohnen sind daher immer gesetzt.

Ackerfräse statt Pflug

Der Anbau erfolgt inzwischen pfluglos. „Ich habe beides ausprobiert, mit und ohne Pflug“, berichtet Emil. Die Vorteile vom Pflug seien der reine Tisch, wenig Beikraut und kein Stroh an der Oberfläche. „Aber es besteht Erosionsgefahr. Außerdem muss zum Pflügen der Boden komplett trocken sein, sonst bildet sich eine Pflugsohle.“

Mit der Ackerfräse hingegen sei sogar der Grünland-Umbruch möglich. „Da verstopft nichts, aber ab 10 cm Tiefe kommen die Steine zum Vorschein“, sagt Emil. Er fräst daher auf einer Tiefe von 5 bis 6 cm und wiederholt den Arbeitsgang nach zwei bis drei Wochen, um die Aktivität der Mikroorganismen zu fördern. „Auf den Schlägen findet man viele Grünlandpflanzen als Beikräuter, vor allem Quecke und Ampfer können zum Problem werden. Außerdem muss ich aufpassen, mit Maschinen und Saatgut nichts zusätzlich einzuschleppen.“

Saat mit Zuschlägen

Die Saat von Sommergetreide erfolgt im Frühling, sobald der Boden abgetrocknet ist; das Wintergetreide kommt im September in die Erde. Emil arbeitet mit einer herkömmlichen Drillmaschine. „Bei den Aussaatmengen gebe ich Zuschläge für die raueren Bedingungen drauf“, so der Landwirt.

„Wichtig ist, dass sich der Boden im Frühjahr schnell erwärmt. Oft haben wir zu Ostern noch Schnee. Sobald es abgetrocknet ist, kann ich den Nackthafer säen.“ Da es in den letzten Jahren jedoch immer wieder Probleme mit Frühjahrstrockenheit gibt, setzt Emil künftig verstärkt auf Wintergetreidesorten. Als Dünger dienen Mist, Schafwolle und Ernterückstände wie Stroh und Spelzen. Nur der Winterweizen bekommt im Frühjahr noch etwas Gülle.

„Das größte Problem im Sommer sind die Schäden durch Verbiss“, berichtet Emil. „Wir haben die einzigen Getreidefelder weit und breit, da stürzen sich Hasen, Rehe und Vögel drauf.“ Im Roggen gäbe es je nach Witterung zudem Probleme beim Befall mit Mutterkorn. Daher reinigt Emil sein Getreide selbst mit einem Farbsortierer.

Enge Erntefenster

Auch die Ernte ist im Berggebiet eine Herausforderung. Emil hat sich mit einem alten Mähdrescher, ein Claas Comet von 1968, eigenmechanisiert. „Die Erntefenster sind eng. Schaffe ich es nicht, rechtzeitig zu ernten, fängt das Getreide an, am Halm zu keimen, das verschlechtert die Backqualität. Oft ist der Hafer lange nicht druschreif. Aber wenn er länger steht, wird er von den Vögeln gefressen.“

Ist die Ernte eingebracht, reinigt der Landwirt sein Getreide und mahlt es mit der eigenen Getreidemühle. Er verkauft sein „Pongauer Troad“ als Haferflocken und Haferreis, Roggen- und Weizenmehl, Rollgerste und Trockenbohnen. Die Kunden kaufen privat ab Hof, außerdem beliefert Emil die gehobene Gas-tronomie, Geschäfte (bio/vegan/regional), Hofläden und eine Brauerei. Auch andere Bauern kaufen sein Getreide – zum Saatguttausch.

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