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Erfolgreich mit Joghurt

2017 experimentierten Liana und Bernhard Sommer an der Herstellung eines hochwertigen Joghurts für ihr Baby. Was sie nicht ahnten: Heute ist dieser ein Verkaufsschlager in allen Spar-Filialen Österreichs.

Lesezeit: 8 Minuten

Johanna, Jonathan und Johann – drei typische Burschen- und Mädelsnamen, denken Sie vermutlich im ersten Moment. Doch in diesem Fall handelt sich vielmehr um die Namen von vier der sechs Joghurtsorten, die Liana und Bernhard Sommer in ihrer kleinen Molkerei in Kleinraming im oberösterreichischen Traunviertel produzieren. So ungewöhnlich die Namen ihrer Joghurtsorten, so ungewöhnlich steil ist auch der Erfolgsweg der Landwirtsfamilie seit dem Start der Joghurtproduktion im Jahr 2017. Hier kommen die Details dazu.

Ausgangspunkt fürs Joghurt: Baby Michael

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Die Idee mit der Joghurtherstellung hatte vor vier Jahren Ehefrau Liana. Zwar wird der Milchhof Sommer schon seit mehreren Generationen bewirtschaftet – aktuell von den Familien Johannes und Bernhard Sommer als GesbR. Im Laufstall stehen 40 Kühe, 44 ha Grünland rund um den Vierkanterhof auf 600 m Höhe bilden die Futtergrundlage für die Rinder. Zusätzlich kaufen Sommers Silomais von Partnerbetrieben zu.

Doch an eine Direktvermarktung der eigenen Milch haben Sommers bis dahin nicht gedacht. Sie wurde immer ausschließlich an die Berglandmilch geliefert. „Als ich mich 2017 im landwirtschaftlichen Meisterkurs mit den Vollkosten unserer Milchproduktion beschäftigte, war mir klar, dass wir etwas anders machen mussten“, erklärt der 31-jährige Jungunternehmer. Die zukunftsweisende „Eingabe“ für die Joghurtproduktion kam dann aber etwa zur gleichen Zeit Ehefrau Liana. Sie war damals mit dem zweiten Kind Michael schwanger, absolvierte an der LK einen Einsteigerkurs über die Herstellung von Joghurt und Frischkäse.

Im Frühjahr 2017 mit der Produktion begonnen

Und dieser Kurs inspirierte die 30-Jährige dazu, „eigene Produkte aus unserer Milch herzustellen, denn dies war schon seit Langem ein geheimer Wunsch von mir.“ Schließlich habe sie für Sohn Michael nach einer Mahlzeit gesucht, „die fester ist und länger im Magen bleibt.“

So entstand die Idee, Joghurt mit ­Apfelmus und leicht gerösteten Haferflocken zu kombinieren. Liana Sommer begann im Februar 2017 in der Küche, die ersten Prototypen herzustellen. Dabei kam es ihr immer darauf an, die Zutaten immer getrennt voneinander ins Glas zu geben: Erst Apfelmus, darüber die Haferflocken und obendrauf das Joghurt. Schnell stellte sich heraus, dass das Schichtjoghurt nicht nur Baby Michael ausgezeichnet mundete. Auch der Rest der Familie und Freunde in der Nachbarschaft waren vom Geschmack begeistert. Für Bernhard und Liana war zu diesem Zeitpunkt klar: „Das müssen wir unbedingt vermarkten.“

Anfangs schwebte ihnen noch vor, ihr Produkt über regionale Bauernmärkte und Lebensmittelhändler abzusetzen. Da ahnten sie noch nicht, welchen Erfolgslauf das Sommer-Joghurt noch nehmen sollte. Das Prinzip, Schichtjoghurt in Gläser zu füllen, stand gleich zu Beginn fest. Neben Apfelmus als Fruchtkomponente entschieden sich Sommers dafür, Heidelbeere, Marille, Himbeere und Waldbeere anzubieten, weiters auch reines Naturjoghurt.

Und die beiden Jungunternehmer tüftelten zu der Zeit noch an einem Namen und den passenden Etiketten für die Produkte. „Dann hatte unsere befreundete Designerin die zündende Idee“, erklärt Bernhard Sommer. Beim Anblick des Naturjoghurts kam der Designerin die Eingabe, diesem doch einfach einen Namen zu geben, und zwar nannte sie ihn Jo’Kurt. Auch die anderen Sorten bekamen entsprechend einen Namen: Jo’Nathan (mit Apfel), Jo’Hanna (mit Himbeere), Jo’Hann (mit Heidelbeere), Jo’Vana (mit Waldbeere) und Jo’Mama (mit Marille).

„Verarbeiten ganze Früchte“

Woher kommen die weiteren Zutaten des Sommer naturrein Joghurts? Unter den Früchten stammen die Äpfel von ­einem nahe gelegenen oberösterreichischen Obstbaubetrieb. Die Himbeeren, Waldfrüchte, Johannisbeeren und Marillen beziehen Sommers über die Fa. Faire Beere aus Hartberg in der Steiermark. Alle Früchte werden in Kartons mit 10 bis 15 kg angeliefert. Sommers bereiten alle Früchte selbst zum Fruchtmus auf.

Und die Haferflocken beziehen Sommers über eine Mühle in Linz. Übrigens verwenden sie für ihr Joghurt weder Geliermittel noch Geschmacksverstärker. „Außerdem geben wir 50 % weniger Zucker hinein als die meisten anderen“, fügt Liana Sommer hinzu. „Absolut sind nur 9 g Zucker drinnen, davon 50 % als Fructose.“

Nur kurz nach dem Start ihrer Johghurtproduktion füllten Liana und Bernhard bereits 100 l Joghurt wöchentlich in Gläser ab. Unter den ersten Abnehmern war auch der regionale Spar-Händler, der auf den außergewöhnlichen Geschmack des Sommer-Schichtjoghurts setzte. So fand das Produkt seinen Weg ins Kühlregal. Zu dieser Zeit stellten Sommers das Joghurt in der Küche noch mühsam komplett händisch her.

Das Joghurt kam unter den Konsumenten so gut an, dass Sommers im Frühjahr 2018 ihre erste Palette mit Gläsern orderte. „Da standen 2.700 Gläser drauf. Dies erschien uns damals extrem groß und wir dachten uns noch, ob wir die auch alle absetzen können“, erinnert sich Liana. Ihre Sorge stellte sich aber schnell als unbegründet heraus. Denn schnell waren sie in der Herstellung bei 500 Gläsern pro Woche angelangt. Bernhard Sommer dazu: „Unsere Küche quoll quasi über vor lauter Gläsern.“

Der entscheidende Schritt

Den beiden Jungunternehmern war zu dieser Zeit schon klar, dass sie dieses Pensum so nicht mehr lange durchhalten können. Schließlich ging Bernhard zu diesem Zeitpunkt noch für 25 bis 30 Stunden einer außerbetrieblichen Beschäftigung beim Melktechnikhersteller Lely nach, Liana war in dieser Zeit noch in Karenz.

Im Sommer 2018 beschlossen die beiden, voll in die Joghurtproduktion einzusteigen, ihre Jobs aufzugeben und eine eigene Molkerei zu bauen. Bis zu deren Fertigstellung im Juli 2019 produzierten beide zunächst noch weiterhin in der Küche, oft verbunden mit Nachtschichten. Die fertigen Gläser lieferte Bernhard Sommer noch ausschließlich mit dem ­eigens dafür angeschafften Kühlauto aus. Noch handelte es sich ja nur um regionale Abnehmer.

Kleine Hofmolkerei gebaut

Der Verarbeitungsraum ihrer Molkerei entstand auf 80 m2 Fläche mit den notwendigen Maschinen für die Produktion und das Abfüllen von Joghurt und der weiteren Zutaten. „Wir hatten anfangs gar keine Ahnung, was für die Verarbeitung alles notwendig war“, erklärt Liana Sommer. Viele der Bauarbeiten erledigten beide zusammen mit tatkräftiger Unterstützung der Eltern Johann und Notburga selbst.

Dabei mussten sie die strengen Hygienerichtlinien beachten. Wände, Decken und Boden müssen leicht zu reinigen sein. Sommers installierten einen dampfbeständigen, antirutschfesten Boden ohne Fugen und Paneelen als Wände und Decken. Die notwendigen Maschinen und Geräte zur Joghurtproduktion organisierten sie bei verschiedenen Produzenten.

Erschwert wurde die Suche danach durch die Tatsache, dass es „für die Verarbeitung von Milch entweder ganz kleine oder ganz große Maschinen angeboten werden, dazwischen ist es echt schwierig“, berichtet Bernhard. So haben sich die beiden Jungunternehmer zunächst viele einfache kleine Maschinen gekauft und mit der Zeit zum Teil selbst optimiert.

Der Großteil der Abfüllung inkl. der Glas-Verdeckelung ist inzwischen automatisiert. „Nur das Einfüllen der Haferflocken müssen wir nach wie vor händisch erledigen“, erklärt Liana. Für die Zwischenlagerung waren entsprechende Kühlkapazitäten notwendig.

Insgesamt floss eine Investitionssumme von rund 800.000 € in die Hofmolkerei. Für etwa 25 % davon haben Sommers eine sogenannte Diversifizierungsförderung erhalten. Diese können Betriebe im Rahmen des österreichischen Programms für Ländliche Entwicklung erhalten. Ziel ist die Stärkung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe durch außerlandwirtschaftliches Zusatzeinkommen aus dem Verkauf von Produkten.

„Am 19. Juli 2019 war es dann endlich so weit, und die Lebensmittelbehörde gab uns grünes Licht für den Produktionsstart“, denkt Liana an diesen Tag zurück. Und nur drei Tage später stand der Produktscout von Interspar in der neuen Molkerei, um sich über das Sommer-Joghurt zu informieren. Ihr gefiel, was sie sah. Denn schon im Oktober 2019 schafften Sommers mit ihren Produkten den Sprung in die Interspar-Filialen in Steyr, Linz und Wels.

In allen Spar-Filialen gelistet

So nahm die Erfolgsgeschichte von Sommer naturrein seinen weiteren atemberaubend schnellen Lauf. Inzwischen ist das Joghurt in allen 1.100 Spar-Filialen in Österreich gelistet. Sommers produzieren in ihrer inzwischen bereits viel zu klein gewordenen Hofmolkerei wöchentlich etwa 18 000 Gläser von der kleinen Mahlzeit.

Diese großen Produktionsmengen können sie natürlich längst nicht mehr ganz alleine bewältigen. Deshalb haben sie Anfang 2020 den ersten Mitarbeiter angestellt. Inzwischen sind bereits 15 Mitarbeiter im Betrieb beschäftigt. Aktuell wird dreimal pro Woche Joghurt in der Hofmolkerei produziert. Zwei große Kühlcontainer haben Sommers für die Lagerung bereits zusätzlich angeschafft. Per Spedition geht die Ware auf Europaletten verpackt ins Zwischenlager nach St. Florian und wird von dort in alle Spar-Zentrallager österreichweit verteilt.

Im Supermarkt kostet das 250 g-Glas Sommer naturrein 1,99 €. Obwohl also nicht gerade billig im Vergleich zu anderen Joghurts wird es von den Konsumenten stark nachgefragt. „Dies zeigt doch, dass wir mit unseren Produkten richtigliegen“, meint Bernhard Sommer. Für das Jungunternehmer-Ehepaar macht sich das 2018 eingegangene Risiko der Selbstständigkeit nach eigener Aussage schon jetzt bezahlt.

Bald auch nach Deutschland?

Mit der erreichten Produktionsmenge dürfte aber das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Denn inzwischen sind auch Kunden aus Deutschland an der Listung der Spezialität aus Österreich interessiert. So denken Sommers bereits über weitere Wachstumsschritte nach. Bernhard Sommer abschließend: „Wir freuen uns natürlich riesig über das bisher Erreichte und sind selbst schon ganz gespannt, wie es künftig noch weitergeht.“ Ehrlich gesagt, wir auch.

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