Wildfleisch aus heimischer Produktion wird von den Konsumenten gut nachgefragt und trifft den aktuellen Zeitgeist: den Trend nach Qualität, Regionalität und Nachhaltigkeit. Die Haltung von Wild bietet für Einsteiger und Umsteiger neue Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Weiterentwicklung bzw. Grünlandnutzung. 562 bäuerliche Wildhalter gibt es derzeit in Oberösterreich, 300 Tonnen Wildfleisch aus landwirtschaftlichen Gehegen werden produziert.
Hoher Importanteil von Wildfleisch
"Allein in den letzten fünf Jahren sind rund 80 Betriebe in Oberösterreich in die landwirtschaftliche Wildtierhaltung eingestiegen. Das bedeutet ein Plus von 20 Prozent. Diese Entwicklung ist sehr positiv. Alleine heuer hat die Landwirtschaftskammer OÖ bereits 30 Einstiegsberatungen in diesem Erwerbszweig durchgeführt. Davon werden zwar nicht alle den Betriebszweig starten, aber wir rechnen doch wieder mit einigen neuen Anbietern. Das wäre gut für den Eigenversorgungsgrad, denn momentan werden 65 Prozent des Wildfleisches aus dem Ausland importiert, vor allem aus Neuseeland“, erläutert Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ.
Rund 1.600 Betriebe mit landwirtschaftlicher Wildtierhaltung gibt es in ganz Österreich. 562 Betriebe, also 35 Prozent davon, sind in Oberösterreich. In Oberösterreich, Niederösterreich und der Steiermark gemeinsam sind 80 Prozent der österreichischen Wildhalter beheimatet.
Die meisten Farmwildbetriebe gibt es in den Bezirken Vöcklabruck, Steyr, Freistadt, Rohrbach, Urfahr und Kirchdorf, also vor allem in den vom Grünland geprägten Regionen. Die Nachfrage ist überall gut und eine Verdoppelung der Betriebe wäre von den Möglichkeiten am Markt her möglich.
Darmwild ist gut für steiles Gelände geeignet
Landwirtschaftliche Wildhaltung umfasst Damwild, Rotwild, Sikawild oder Muffelwild im Gehege. Am beliebtesten ist Damwild. Etwa 65 Prozent der bäuerlichen Betriebe halten diese kleinere Hirschart. „Vor allem für Steilflächen und unwegsames Gelände ist Damwild besonders geeignet. Diese Wildart ist kleiner als Rotwild und ist fast mit Rehwild vergleichbar“, weiß Reisecker und betont, „dass es aktuell in Oberösterreich rund 13.000 Stück Farmwild gibt“. In 30 Prozent der Gehege ist Rotwild vertreten, der Rest verteilt sich auf Muffel- und Sikawild.
Die durchschnittliche Gehege-größe liegt bei drei bis vier Hektar, wobei ein Hektar für Damwild und zwei Hektar für Rotwild die Mindestvoraussetzung ist.
„Wildhaltung eignet sich auch für eine extensivere Landwirtschaft. Viele landwirtschaftliche Betriebe scheuen jedoch die Investitionen vor dem Einstieg: Für Zäune, Steher und die Tiere sind Kosten von rund 5.000 bis 6.000 Euro pro Hektar zu rechnen“, so Reisecker.
Das meiste Wildfleisch wird direkt vermarktet
Die Hauptwertschöpfung aus dem Wildgehege liegt in der Direktvermarktung von Fleisch bzw. Fleischprodukten. Ob Filet, Salami oder Hirschkäsekrainer, der Produktinnovation sind keine Grenzen gesetzt. „Wildfleisch bzw. Wildprodukte sind sehr gefragt und erfahrungsgemäß sofort verkauft“, weiß Reisecker. „Hier haben wir auf jeden Fall Ausbaupotenzial, denn die Nachfrage ist sehr hoch." In Oberösterreich werden jährlich rund 300 Tonnen Wildfleisch aus landwirtschaftlichen Gegehen produziert, davon wird überwiegend direkt an den Endverbraucher verkauft bzw. auch an die Gastronomie und an den Einzelhandel.
Die Landwirte sind jedoch nicht nur als Fleischproduzenten tätig, sondern auch als Züchter. „Nicht überwiegend, aber immer wieder wird Wild auch lebend verkauft, um zB die Genetik in bestehenden Gehegen aufzufrischen bzw. auch als Erstbesatz für Neueinsteiger. Auf die Zucht haben sich bereits einige Betriebe in Oberösterreich spezialisiert, denn auch hier hat sich das Bewusstsein der Gehegebetreiber verändert: Qualität statt Quantität.“
Der Betrieb eines Wildgeheges ist eine moderne Alternative zur konventionellen Landwirtschaft. „Einerseits ist es eine weniger intensive Form der Tierhaltung, andererseits kann man durch die Direktvermarktung auch Wertschöpfung generieren. Voraussetzung ist eine große zusammenhängende Grünlandfläche mit ausreichend Wasserversorgung der Tiere und die Bereitschaft Ab-Hof zu vermarkten bzw. sich einen Kundenstock aufzubauen“, so Reisecker abschließend.
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