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Ein optimales Stallklima kann das Infektionsrisiko der Kälber reduzieren.
Die Sauber- und Trockenhaltung der Liegenflächen ist entscheidend, um Schadgase und Feuchtigkeit zu senken. Dabei hilft auch eine gute Durchlüftung und Zuheizen.
Kleinklimazonen in Außenklimaställen wie ein Kälberhimmel und Windschutznetze schützen die Tiere bei niedrigen Temperaturen.
Atemwegserkrankungen sind das Haupt-Gesundheitsrisiko. Hier hat sich die Grippeimpfungen bewährt.
Kein anderer Produktionszweig stellt höhere Anforderungen an das Haltungssystem und das Stallklima als die Kälberhaltung. Oft kommen die eingestallten Tiere aus verschiedenen Herkünften mit völlig unterschiedlichem hygienischen Hintergrund. Das Infektionsrisiko für die Tiere als Gruppe ist hoch.
„Studien zeigen, dass Krankheiten im ersten Lebensmonat, die länger als fünf Tage andauern, die Zunahmen um 50 % reduzieren“, berichtet Irene Mösenbacher-Molterer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein.
Werden die wesentlichen Anforderungen an das Haltungssystem eingehalten, können Landwirte gesunde Tiere und damit auch gute Zunahmen erreichen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Um- oder Neubau handelt; vielmehr ist entscheidend, dass die Bedürfnisse der Tiere erfüllt werden.
Unterschiedliche Besatzvorgaben
In der Planungsphase muss man überlegen, nach welchem Standard die Kälber gemästet werden sollen. Hier gibt es neben der ÖPUL-Maßnahme „Tierwohl – Stallhaltung Rinder, besonders tierfreundlich“ basierend auf Stroh, auch die Kriterien des AMA-Gütesiegels für Kalb rosé. „Hier gibt es nicht nur unterschiedliche Fördersätze, sondern vor allem unterschiedliche Vorgaben zum Tierbesatz“, erklärt Mösenbacher-Molterer.
„Bei den Gütesiegelrichtlinien gilt bis zu einem Tiergewicht von 220 kg ein Platzbedarf von 1,8 m2 je Tier. Bei der besonders tierfreundlichen Haltung sind es jedoch 2,5 m2 je Tier! Das hat natürlich Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit, aber auch auf die Gestaltung der Stallsysteme.“
Außenklima oder Warmstall?
Optimale Temperaturwerte hängen von der Gestaltung der Gebäudehülle ab. Neugeborene Kälber sollten nicht unter 10 °C gehalten und ab drei bis vier Lebenswochen eine Temperatur von 5 °C nicht unterschritten werden. „Ausreichende Stroheinstreu sowie ein Kälberhimmel können Temperaturdefizite im Kaltstall überbrücken“, meint die Expertin. Grundsätzlich sollten in der Tierhaltung keine ungedämmten Dächer mehr verbaut werden. „Auch im Außenklimastall sollten Sie ein gedämmtes Dach und einen Witterungsschutz vorsehen“, rät Mösenbacher-Molterer.
Der isolierte Warmstall ist eine weitere Haltungsform der Rosémast. Er ist vollklimatisiert und zeichnet sich durch eine dauerhafte Be- und Entlüftung aus. „Wir brauchen dort 400 W je Kalb an Heizmöglichkeit, um die Liegefläche abzutrocknen und die Schadgase niedrig zu halten“, sagt die Expertin.
Stroh oder Spalten?
Ab der zweiten Lebenswoche dürfen die Kälber bereits auf vollperforierten Böden mit weicher Gummiauflage gehalten werden. In der besonders tierfreundlichen Haltung wird aber die Haltung auf Stroh vorgeschrieben. Die Entscheidung, ob die Kälber auf Stroh oder vollperforierten Böden mit Gummiauflage gehalten werden, hängt wesentlich von der Gestaltung des Stallgebäudes sowie dem späteren Management ab.
Vollperforierte Böden in zumeist wärmegedämmten und voll klimatisierten Ställen haben einen geringen Reinigungsaufwand. Man muss aber sicherstellen, dass durch ausreichende Belüftung und Beheizung zu jeder Zeit trockene Liegeflächen vorhanden sind.
Tiefstreubuchten hingegen erfordern regelmäßiges Nachstreuen bzw. anlassbezogenes Ausmisten und Erneuerung der Streu. Hier ist der Betriebsleiter ein entscheidender Faktor, da nur mit größter Sorgfalt optimale Bedingungen geschaffen werden können, um Leistungsdepressionen und Krankheiten zu verhindern. Denn das Liegen auf nassem Stroh in Verbindung mit niedrigen Temperaturen erhöht die Krankheitsanfälligkeit.
Die Haltung in Tretmistställen ist in dieser Gewichtsklasse nicht vorgesehen, da die Funktionalität aufgrund der zu geringen Lebendmasse nicht gegeben ist.
Beste Luftqualität
Eine gute Luftqualität, also geringe Belastung mit Staub, Keimen und Schadgasen, ist für die Leistungsfähigkeit der Kälber besonders wichtig. „Vermeiden Sie unbedingt Zugluft!“, appelliert Mösenbacher-Molterer.
Die Luftgeschwindigkeit sollte im Ruhebereich 0,2 m/s nicht überschreiten, um das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten. „Im Sommer kann man diesen Wert erhöhen, denn da gibt es nur geringe Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen“, so die Expertin. Die Schadgasgehalte sollten unter 2.000 ppm Kohlendioxid sowie maximal 20 ppm Ammoniak liegen, um den Atmungstrakt der Kälber gesund zu halten.
Eine luftige, sonnige Lage hat Vorteile für die Tiergesundheit und ermöglicht ein rascheres Abtrocknen von Stalloberflächen. Oft ist hier ein Neubau gegenüber einer Altgebäudenutzung von Vorteil.
Eine Überhitzung während der Sommermonate kann man vermeiden, indem man den Stall z. B. im Außenbereich gut beschattet und für eine ausreichende Be- und Entlüftung sorgt. Im Gegensatz dazu brauchen erkrankte Tiere während der Wintermonate zusätzliche Wärmequellen durch Kleinklimazonen oder Wärmelampen.
Aufs Licht nicht vergessen
Im Stall sollte man über zehn Stunden eine Lichtstärke von 100 bis 200 Lux sicherstellen. „Kälber nehmen das Licht über die Körperoberfläche auf und produzieren damit Vitamin A, Beta-Carotin und Vitamin D“, rät Mösenbacher-Molterer.
In Bezug auf Ställe mit Einstreu sind hohe Feinstaubgehalte aus Stroh zu vermeiden, um schweren Lungenschäden vorzubeugen. Langstroh hat zwar eine geringere Bindungskapazität für Flüssigkeiten, verursacht jedoch eine geringere Belastung an Staub und ist daher vorzuziehen.
Tipp: Planen Sie einen Quarantänestall. Üblicherweise wird die Kalb-rosé-Mast im Rein-Raus-Verfahren betrieben. Werden dennoch Tiere in kleineren Einheiten z. B. während der Mastperiode zugekauft oder aus dem Eigenbestand zugestallt, ist es sinnvoll, einen gereinigten und trockenen Quarantänebereich einzurichten.
Mit einer Stallplatzkapazität für etwa drei Wochen ist eine Übertragung von Krankheiten durch eine räumliche Trennung (kein direkter Zugang zu anderen Stallbereichen, getrennte Entmistungssysteme) gut vermeidbar. Bei freier Lüftung ist es besonders wichtig, auf die Ausrichtung des Gebäudes sowie den Abstand zum Hauptmaststall zu achten, um luftgetragenen Bakterien oder Keimen keine Verbreitungsmöglichkeit zu bieten.