Je nach Erntetechnik unterscheidet sich die Schnittlänge von Grassilagen. Welchen Einfluss hat das auf die Futteraufnahme und Milchleistung von Milchkühen?
Unsere Autoren: Dr. Jana Denißen, Silke Braam, Elena Scherber, Dr. Sebastian Hoppe, Dr. Klaus Hünting, LWK NRW, Katrin John, Universität Bonn
Grassilage ist auf den meisten Milchviehbetrieben eines der wichtigsten Grobfuttermittel. In der Praxis wird das Gras mit unterschiedlicher Erntetechnik eingefahren. Je nach Betrieb kommt entweder der Feldhäcksler, ein Ladewagen oder die Ballenpresse zum Einsatz. Davon abhängig variiert die Schnittlänge des Erntegutes: Am kürzesten schneidet der Feldhäcksler das Gras, am längsten bleibt es mit der Ballenpresse. Ein hoher Anteil an längeren Partikeln in der Ration kann jedoch dazu führen, dass die Kühe feinere (Kraftfutter-) Partikel selektieren. Dazu wurde ein Fütterungsversuch mit unterschiedlich geernteten Grassilagen im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Kürzlich wurden die Ergebnisse präsentiert.
Drei Ernteverfahren im Test
Zum ersten Schnitt Ende April 2019 wurde Gras von drei Flächen zu gleichen Anteilen mit drei unterschiedlichen Ernteverfahren geerntet. Die Ernte erfolgte parallel und schwadweise versetzt mit Ladewagen, Feldhäcksler und Press-Wickel-Kombination. Die theoretische Schnittlänge lag
bei dem mit dem Feldhäcksler geernteten Gras bei 17 mm,
beim Ladewagen bei 37 mm und
bei den Wickelballen bei 45 mm.
Häcksler verdichtet Besser
Die Grassilagen, die mit Feldhäcksler und Ladewagen geerntet wurden, wurden in Silomieten einsiliert. In den versuchsbedingt eher flachen Silohaufen wurde bei beiden Erntevarianten im Kern, d. h. in der „Mitte“, die gewünschte Mindestverdichtung erreicht (Übersicht 1).
Im oberen Bereich und an den Flanken konnten die Zielwerte bei beiden Varianten nicht erreicht werden. Dort ließ sich das Material, das mit dem Ladewagen eingefahren wurde, noch schlechter verdichten als das Gras des Feldhäckslers.
Im darauffolgenden Winter fand ein 14-wöchiger Fütterungsversuch mit dreimal 24 Kühen statt. Die drei Fütterungsgruppen erhielten eine Gesamtmischration (Voll-TMR), die sich nur in dem Ernteverfahren der Grassilage und damit auch der theoretischen Häcksellänge bzw. Schnittlänge des Grases unterschied. Alle übrigen Komponenten in den Rationen sowie deren Anteile waren identisch:
29 kg Grassilage,
11 kg Maissilage,
1,0 kg Luzerne,
6,0 kg Wasser,
7,5 kg Ausgleichsfutter.
Die Fütterung erfolgte täglich mit einem selbstfahrenden Fräsmischwagen. Von den Wickelballen wurden jeden Tag Anteile von drei Ballen gefüttert, so war die Grassilage entsprechend der Ertragsanteile aller drei Flächen in der Ration enthalten.
Wasser verhinderte Selektion Mit dem Schüttelsieb wurde die Ration bzw. das Fressverhalten der Kühe analysiert. Bei der Futtervorlage wurden die unterschiedlichen Partikelgrößen der Grassilagen deutlich: Die Anteile der Partikel im Ober- und Mittelsieb unterschieden sich signifikant (Übersicht 2).
Die Ration mit Wickelballen hatte mit 68 % den größten Anteil an Partikeln im Obersieb, die Häcksler-Ration den geringsten (60 %).
Trotzdem kam es in keiner der drei Kuhgruppen zu einer Kraftfutterselektion. Hauptgrund ist vermutlich das eingemischte Wasser. Dadurch hafteten die mehlförmigen Kraftfutterpartikel stärker an den Grobfuttermitteln und verhinderten selbst in der Wickelballen-Ration ein Ausselektieren.
Wie reagierten die Kühe?
Auch generell zeigten sich die Versuchstiere vom den unterschiedlichen Ernteverfahren – sprich den unterschiedlichen Schnittlängen in den Rationen – unbeeindruckt (Übersicht 3):
Die Trockenmasse- und Wasseraufnahme wurde vom Ernteverfahren der Grassilagen nicht beeinflusst. Ebenfalls keine Unterschiede gab es zwischen den Milchmengen, Fett- und Eiweißgehalten sowie Harnstoffgehalten der Fütterungsgruppen. Auch die Wiederkaudauer der Kühe der unterschiedlichen Gruppen unterschied sich nicht signifikant voneinander und lag mit durchschnittlich 9,6 bis 10,1 Stunden pro Tag auf einem hohen Niveau. Fazit: Die Verfahren bei der Grasernte haben keinen Effekt auf die Reaktion hochleistender Milchkühe. In der Rationsgestaltung sollte aber die Partikellänge des Grobfutters berücksichtigt werden, ein Anteil an Wasser kann Selektion verhindern.
Hinweis:
Bitte aktivieren Sie Javascipt in Ihrem Browser, um diese Seite optimal nutzen zu können
Zum Lesen dieses Artikels benötigen Sie ein top agrar Abonnement
Unsere Autoren: Dr. Jana Denißen, Silke Braam, Elena Scherber, Dr. Sebastian Hoppe, Dr. Klaus Hünting, LWK NRW, Katrin John, Universität Bonn
Grassilage ist auf den meisten Milchviehbetrieben eines der wichtigsten Grobfuttermittel. In der Praxis wird das Gras mit unterschiedlicher Erntetechnik eingefahren. Je nach Betrieb kommt entweder der Feldhäcksler, ein Ladewagen oder die Ballenpresse zum Einsatz. Davon abhängig variiert die Schnittlänge des Erntegutes: Am kürzesten schneidet der Feldhäcksler das Gras, am längsten bleibt es mit der Ballenpresse. Ein hoher Anteil an längeren Partikeln in der Ration kann jedoch dazu führen, dass die Kühe feinere (Kraftfutter-) Partikel selektieren. Dazu wurde ein Fütterungsversuch mit unterschiedlich geernteten Grassilagen im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Kürzlich wurden die Ergebnisse präsentiert.
Drei Ernteverfahren im Test
Zum ersten Schnitt Ende April 2019 wurde Gras von drei Flächen zu gleichen Anteilen mit drei unterschiedlichen Ernteverfahren geerntet. Die Ernte erfolgte parallel und schwadweise versetzt mit Ladewagen, Feldhäcksler und Press-Wickel-Kombination. Die theoretische Schnittlänge lag
bei dem mit dem Feldhäcksler geernteten Gras bei 17 mm,
beim Ladewagen bei 37 mm und
bei den Wickelballen bei 45 mm.
Häcksler verdichtet Besser
Die Grassilagen, die mit Feldhäcksler und Ladewagen geerntet wurden, wurden in Silomieten einsiliert. In den versuchsbedingt eher flachen Silohaufen wurde bei beiden Erntevarianten im Kern, d. h. in der „Mitte“, die gewünschte Mindestverdichtung erreicht (Übersicht 1).
Im oberen Bereich und an den Flanken konnten die Zielwerte bei beiden Varianten nicht erreicht werden. Dort ließ sich das Material, das mit dem Ladewagen eingefahren wurde, noch schlechter verdichten als das Gras des Feldhäckslers.
Im darauffolgenden Winter fand ein 14-wöchiger Fütterungsversuch mit dreimal 24 Kühen statt. Die drei Fütterungsgruppen erhielten eine Gesamtmischration (Voll-TMR), die sich nur in dem Ernteverfahren der Grassilage und damit auch der theoretischen Häcksellänge bzw. Schnittlänge des Grases unterschied. Alle übrigen Komponenten in den Rationen sowie deren Anteile waren identisch:
29 kg Grassilage,
11 kg Maissilage,
1,0 kg Luzerne,
6,0 kg Wasser,
7,5 kg Ausgleichsfutter.
Die Fütterung erfolgte täglich mit einem selbstfahrenden Fräsmischwagen. Von den Wickelballen wurden jeden Tag Anteile von drei Ballen gefüttert, so war die Grassilage entsprechend der Ertragsanteile aller drei Flächen in der Ration enthalten.
Wasser verhinderte Selektion Mit dem Schüttelsieb wurde die Ration bzw. das Fressverhalten der Kühe analysiert. Bei der Futtervorlage wurden die unterschiedlichen Partikelgrößen der Grassilagen deutlich: Die Anteile der Partikel im Ober- und Mittelsieb unterschieden sich signifikant (Übersicht 2).
Die Ration mit Wickelballen hatte mit 68 % den größten Anteil an Partikeln im Obersieb, die Häcksler-Ration den geringsten (60 %).
Trotzdem kam es in keiner der drei Kuhgruppen zu einer Kraftfutterselektion. Hauptgrund ist vermutlich das eingemischte Wasser. Dadurch hafteten die mehlförmigen Kraftfutterpartikel stärker an den Grobfuttermitteln und verhinderten selbst in der Wickelballen-Ration ein Ausselektieren.
Wie reagierten die Kühe?
Auch generell zeigten sich die Versuchstiere vom den unterschiedlichen Ernteverfahren – sprich den unterschiedlichen Schnittlängen in den Rationen – unbeeindruckt (Übersicht 3):
Die Trockenmasse- und Wasseraufnahme wurde vom Ernteverfahren der Grassilagen nicht beeinflusst. Ebenfalls keine Unterschiede gab es zwischen den Milchmengen, Fett- und Eiweißgehalten sowie Harnstoffgehalten der Fütterungsgruppen. Auch die Wiederkaudauer der Kühe der unterschiedlichen Gruppen unterschied sich nicht signifikant voneinander und lag mit durchschnittlich 9,6 bis 10,1 Stunden pro Tag auf einem hohen Niveau. Fazit: Die Verfahren bei der Grasernte haben keinen Effekt auf die Reaktion hochleistender Milchkühe. In der Rationsgestaltung sollte aber die Partikellänge des Grobfutters berücksichtigt werden, ein Anteil an Wasser kann Selektion verhindern.