Im letzten Teil der Serie „Tagesbericht analysieren“ widmen wir uns dem Fett-Eiweiß-Quotienten und seiner Online-Alternative. Unser Autor Karl Wurm berichtet.
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Ein hoher Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ) gilt als Indikator für Ketosen. Auf dem Tagesbericht sollte die Punktewolke im vorgegebenen Zielbereich (1,0 bis 1,5) sein.
Allerdings ist der FEQ ein rein rechnerischer Wert. Damit kann der Wert optimal sein, obwohl die Inhaltsstoffe nicht passen.
Die Online-Grafik „Fett/Tage“ ist genauer. Hier zeigt die Punktewolke u. a. das Ketoserisiko und Fütterungsfehler an.
Unter den Milchbauern ist der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ) ein gängiger Parameter, die Stoffwechselgesundheit ihrer Kühe zu analysieren. Auch auf jedem gedruckten Tagesbericht findet man den FEQ als Grafik zur Stoffwechselkontrolle. Darin wird ein Zielbereich von 1,0 bis 1,5 vorgegeben.
Hoher FEQ ist verdächtig
„Ein hoher Wert über 1,5 ist meist verdächtig“, sagt Fütterungsberater Karl Wurm, LK Steiermark. „Dieser Wert entsteht bei hohen Fett- und niedrigen Eiweißgehalten und diese sprechen oft für eine Ketose.“ Daher sollten grundsätzlich maximal 10 % der Tiere in den ersten hundert Laktationstagen über dem Grenzwert von 1,5 liegen.
Ist das nicht der Fall, sollte man die Ketosewarnung ernst nehmen und sich online die KetoMIR-Auswertungen ansehen. Dort werden u.a. die verdächtigen Kühe in Ampelfarben ausgegeben.
Aktuell wird der Optimalbereich für den FEQ fachlich diskutiert. Es gibt Bestrebungen diesen Parameter als Hinweis auf eine Ketose auf 1,4 abzusenken, um das Ketoserisiko einzelner Kühe noch früher zu erkennen.
Trügerische Sicherheit
Bei mittleren und niedrigen Fett-Eiweiß-Quotienten schätzt Karl Wurm den Parameter aber als sehr unsicher ein. Ein vermeintlich optimaler FEQ zwischen 1,0 und 1,5 kann trügerische Sicherheit vermitteln: „Ein Wert von 1,08 würde im Optimalbereich liegen, obwohl beide Inhaltsstoffwerte nicht in Ordnung sein können, zum Beispiel Fett 2,7 %, Eiweiß 2,5 %. Es ist eben ein rein rechnerischer Wert“, erklärt der Fütterungsexperte.
Auch umgekehrt kann der FEQ falsch negativ ausschlagen, d. h. der Quotient erscheint viel zu niedrig und gibt damit ein Acidoserisiko an, obwohl die einzelnen Fett- und Eiweißwerte an sich gut sind. „Nach unten ist ein FEQ immer schwierig zu interpretieren“, meint Wurm.
Übersicht „Fett nach Tagen“
Der Fütterungsexperte empfiehlt, die Online-Grafik „Fett/Tage“ dem FEQ vorzuziehen. „Der Blick in den PC lohnt sich!“ Bei dieser Grafik ist auf die Höhe der Punktewolke zu achten: Eine niedrige Wolke, also generell niedrige Fettgehalte der gesamten Herde, spricht meistens für einen Strukturmangel. Tritt dieser vermehrt im Sommer auf (Filter setzen!) könnte Hitzestress die Ursache für eine niedrige Futteraufnahme und reduzierte Inhaltsstoffe sein. Dabei würden die Kühe zwar noch ihr Kraftfutter, aber weniger Grundfutter fressen.
Sehr hohe Fettgehalte, und damit eine hohe Punktewolke zu Beginn der Laktation, würde stattdessen auf eine Ketose-Problematik hinweisen. Dann schmelzen die Tiere Körperfett ein. Hier sollte man in KetoMIR weiter auf Ursachenforschung gehen.
Weitere Fragen, die in Zusammenhang mit den Fettgehalten stehen, sind:
Funktioniert die Verdauung? Kot waschen.
Gibt es vermehrt fütterungsbedingte Klauenkrankheiten wie Rehe, Doppelte Sohle?
Wie ist die Wiederkauaktivität? Kauschläge zählen, Halsbänder auswerten.
Nutzen Sie also die Fettgehalte als Indikator für Stoffwechselprobleme ihrer Kühe. „Die Milchleistungskontrolldaten liefern wertvolle Hinweise zum Fütterungsmanagement und zur Tiergesundheit Ihrer Herde. Sie können aber niemals die Beobachtung der Tiere im Stall ersetzen“, sagt Karl Wurm. „Kontrollieren Sie in den ersten beiden Laktationsmonaten täglich die Fresslust bzw. Futteraufnahme ihrer Kühe, um eine Ketose rechtzeitig zu erkennen.“