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Wettbewerbsfähigkeit

Wie schneiden die Sommerkulturen heuer im Vergleich ab?

Unter den aktuellen Preis-/Kostenrelationen dürften die wichtigsten Ackerkulturen in punkto Wettbewerbsfähigkeit dicht beieinander liegen. Ganz vorn wird voraussichtlich die Zuckerrübe landen.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autoren:Gerald Biedermann, Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Abt. Betriebswirtschaft

Seit 2021 sind die Preise für landwirtschaftliche Betriebsmittel „krisenbedingt“ durch gestörte Lieferketten und steigende Energiekosten stark gestiegen. Diese Faktoren, geringere Ernten und ein stabiler Verbrauch haben auch die Erzeugerpreise von vielen Urprodukten steigen lassen. In diesem Beitrag stellen wir die Kosten den Erzeugerpreisen gegenüber und versuchen, einen Ausblick auf die Entwicklung im Erntejahr 2023 zu geben.

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Bei den Betriebsmittelpreisen sticht vor allem die Entwicklung der Stickstoffdünger ins Auge.

Diese Preissteigerung ist dem Anstieg der Gaspreise geschuldet, wobei auch CO2-Kompensationszahlungen und geänderte Lieferketten mitwirken. Mit dem Stickstoff sind auch die Preise für Phosphordünger und Kali-Salze gestiegen. Dabei ging gerade bei diesen Nährstoffen der Einsatz stark zurück (2021/22 P2O5 55 %, K2O 53 % der Menge 2019/20). In den letzten Wochen sind die Düngerpreise erfreulicherweise gefallen.

Diesel kostete im Erntejahr 2021 durch den Verbrauchsrückgang infolge der Covid-Pandemie ca. 1 €/l. 2022 lagen die Preise deutlich über dem mehrjährigen Schnitt. Dies dürfte vermutlich auch 2023 so sein. Die Preise für Saatgut und Pflanzenschutzmittel sind anfangs moderat gestiegen, wobei für die Saison 2023 deutlich höhere Saatgutpreise (z. B. Körnermais, Getreide) und Pflanzenschutzkosten zu verzeichnen sind.

DB als Vergleichsmaßstab

Um die Wirtschaftlichkeit verschiedener Kulturen vergleichen zu können, eignet sich der Deckungsbeitrag gut. Er ist relativ einfach zu ermitteln und geht auf einzelbetriebliche Gegebenheiten (Betriebsgröße, Arbeitsbedarf, Fixkosten von Maschinen, Flächenkosten, Finanzierungskosten, SVS-Beiträge) nicht ein. Diesen betriebsindividuellen Faktoren kommen bedeutende Kosten zu. Dadurch wird deutlich, dass die möglichen Gewinne und Pachtzahlungen wesentlich niedriger als die dargestellten Deckungsbeiträge ausfallen werden.

Vergleicht man die Jahre vor 2020 mit der aktuellen Situation, so sind auch die Kostensteigerungen im Bereich der Fixkosten (Anschaffungskosten von Maschinen, Lohnkosten, steigende Finanzierungskosten, Versicherungen, Pachtkosten) von Bedeutung.

Außerdem sind die Ausgleichszahlungen nicht wertgesichert. Dadurch sind heute wesentlich höhere Deckungsbeiträge notwendig, um das gleiche Betriebsergebnis zu erzielen. In Anbetracht höherer Lebenshaltungskosten auch für Landwirte müssen deutlich höhere Einkünfte als in den Vorjahren erzielt werden, um den Verbrauch nachhaltig decken zu können.

Preis-/Kostenvergleich bei Weizen

Am Beispiel Winterweizen kann man die Entwicklung der Preise und Kosten gut nachverfolgen.

Das Szenario ist mit Qualitätsweizen und einem Kornertrag von 5,7 t gerechnet. Vor dem Preisanstieg 2021 war beim unterstellten Ertrag ein Erlös von ca. 1.000 € pro ha bei variablen Kosten von ca. 700 € realistisch.

Im Winter 2021/22 sind die Getreidepreise auf Grund einer geringen globalen Ernte bereits gestiegen. Zu dieser Zeit wurde noch zu geringen variablen Kosten produziert – ein Deckungsbeitrag von 960 € pro ha war die Folge. Im Erntejahr 2022 schlug der Anstieg der Düngerpreise und der variablen Maschinenkosten (Dieselpreise um 2 € pro l, höhere Preise für Lohnmaschinen) voll durch – die variablen Kosten bei Winterweizen stiegen auf 1.100 € pro ha. Durch die höheren Getreidepreise, mitgetragen durch den Ukraine-Krieg, von 350 € pro t exkl. USt, konnte unter den getroffenen Annahmen ein Deckungsbeitrag in Höhe von 1.134 € pro ha erzielt werden.

Im Szenario 2023 sind leicht geringere Dünger- und ähnlich hohe Maschinenkosten wie 2022 zu erwarten. Die Preise für Saatgut und Pflanzenschutz werden höher als in den Vorjahren ausfallen. Bei einem Preis von 285 € pro t würde sich ein Deckungsbeitrag von 740 € pro ha errechnen. Ein Mindestpreis von 185 € pro t exkl. USt wäre beim Ertrag von 5,7 t und variablen Kosten von 1.047 € pro ha notwendig, um einen positiven Deckungsbeitrag zu erzielen.

Mehrjähriger Vergleich der Kulturen

Kommen wir zum Vergleich von Winterweizen mit den wichtigen Kulturen Körnermais, Winterraps, Sojabohne und Zuckerrübe (Übersicht 2). Bei den unterstellten Erträgen handelt es sich um österreichische Durchschnittserträge im Zeitraum 2016 bis 2020. Diese wurden auch für die Jahre 2021, 2022 und 2023 fortgeschrieben, obwohl es gerade im Erntejahr 2022 große Ertragsspannen von sehr schlechten Erträgen im Trockengebiet bis zu durchaus guten Erträgen im Westbahngebiet gibt. Daher sind die dargelegten Deckungsbeiträge nur schwer auf Einzelbetriebe umlegbar.

Rüben 2022 weit voran

2021 profitierten einige Kulturen von noch niedrigen Betriebsmittelpreisen und schon höheren Erzeugerpreisen, wie z. B. Raps (niedrige Düngerkosten) und Körnermais (noch niedrige Trocknungskosten). Der Rübenpreis war 2021 noch deutlich niedriger als die heurige Preiserwartung.

2022 war das Preisniveau bei vielen Kulturen höher als 2021, allerdings waren auch Betriebsmittel deutlich teurer. Die Zuckerrübe profitierte vom deutlich höheren Preis, der durch die Entspannung am Zuckermarkt erreicht werden konnte. Generell sind die Erträge 2022 auf Grund der unterschiedlichen Niederschlagsverteilung sehr inhomogen. Gerade im Trockengebiet führten vielfach hohe Betriebsmittelkosten bei niedrigen Erntemengen zu negativen Deckungsbeiträgen (z. B. bei Körnermais).

Wie gehts heuer weiter?

Das Szenario für 2023 ist ebenfalls mit Vorsicht zu interpretieren. Es handelt sich um aktuell abgeleitete Erzeugerpreise, wobei eine solche Ableitung in Zeiten von sehr volatilen Preisen schwierig ist.

Bei Zuckerrübe gehen viele Beobachter von einem ähnlichen Preisniveau wie 2022 aus, weil der Zuckermarkt im Vergleich mit den Getreidemärkten zeitlich verzögert reagiert. Das Szenario 2023 in der Übersicht wurde mit einem um 7 € pro t geringeren Preis und den erwar­teten Kostensteigerungen gerechnet. Trotzdem ist der Deckungsbeitrag im Vergleich mit den Druschfrüchten attraktiv. Unberücksichtigt sind hier mögliche Folgen durch den Wegfall der Notfallzulassung von Neonics.

Bei den Druschfrüchten errechnet sich bei derzeit abgeleiteten Preisen ein Deckungsbeitrag um 700 € pro ha. Fallen die Erzeugerpreise, so wird es bei den gestiegenen Kosten deutlich früher eng als vor 2020, wie das Beispiel Weizen zeigt.

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