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agrarfax-Vorerntegespräch: kein Preisrutsch in Sicht

Positive Aussichten für den Getreidemarkt, freundliche Signale für die Rapspreise. Dieses Fazit zog der Marktanalyst Jan Peters gestern Abend beim agrarfax-Vorerntegespräch.

Lesezeit: 4 Minuten

Würde man die Tipps und Hinweise von Jan Peters in wenige Sätze pressen wollen, dann wären es diese: Derzeit deutet alles auf eine üppige Getreideernte hin, womit der Druck auf die Preise steigt. Gleichzeitig sorgt eine hohe Nachfrage für Gegendruck. „Nicht vorschnell verkaufen. Abwarten“, so sein Fazit zum Ende der Veranstaltung.

Konkurrenz für deutsche Anbauer

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Spielt das Wetter mit, dann steht die Welt vor einer Rekordernte. Rund 790 Mio. t Weizen werden Landwirte rund um den Globus aller Voraussicht nach ernten – so viel wie nie zuvor. In Europa deutet sich zwar keine geschichtsträchtige Erntebilanz an. Mit 127 Mio. t Weizen fällt die Prognose aber um rund 9 Mio. t höher aus als im Jahr zuvor. Dieser Überschuss wird vermutlich komplett in den Export fließen, der maßgeblich die Preise hierzulande bestimmt.

Für das deutsche Exportgeschäft ist vor allem die Nachfrage aus Nordafrika in Hamburg und Rostock entscheidend. Deutsche Ware konkurriert allerdings mit Partien aus Russland oder beispielsweise der Ukraine, wo sich die Bestände derzeit ebenfalls gut entwickeln. „Der Wettbewerb zwischen der EU und den Anrainern der Schwarzmeerregion wird sich daher in der kommenden Saison weiter verschärfen“, ist sich Peters sicher. Den Ländern in der Schwarzmeerregion spielen außerdem die niedrigen Frachtkosten für Verkäufe nach Nordafrika in die Hände. Zum Vergleich: Wer Getreide aus Rostock per Schiff nach Nordafrika verschickt, muss dafür rund 45 US-Dollar/t einkalkulieren. Für Ware aus Russland werden hingegen nur 15 US-Dollar fällig.

China saugt die Märkte leer

In „normalen Jahren“ würde die Aussicht auf eine hohe Getreideernte die Kurse deutlich eintrüben. Diesmal hebelt aber erneut China die Gesetze des Marktes aus. „Dessen Hunger auf Getreide ist ungebremst“, erklärte Peters den rund 110 Zuschauern. Getrieben werde der Getreidemarkt nicht nur durch den steigenden Fleischkonsum in Asien. China stocke derzeit auch seine Vorräte stark auf. Offensichtlich wolle Staatschef Xi Jinping sein Land besser gegen Krisen wie die aktuelle Coronapandemie wappnen.

„Weltweit wird das Angebot vermutlich nicht ausreichen, um die hohe Nachfrage zu bedienen“, so seine Prognose. Daher reche er auch nicht mit einem Absturz der Preise. Auf die Frage eines Lesers, welche Strategie die richtige sei, wenn die Kurse direkt nach der Ernte trotz aller Prognosen stark einbrechen, riet Peters von Panikverkäufen ab. Die meisten Landwirte hätten mit bis zu 35 % relativ viel der neuen Ernte über Vorkontrakte vermarktet und damit sich attraktive Preise gesichert. Daher gebe es keinen Grund für einen vorschnellen Verkauf der restlichen Mengen. „Beobachten Sie stattdessen den Markt“, riet er.

Attraktive Preise ließen sich erfahrungsgemäß erst ab Dezember erzielen. Bis dahin werde, wie in den Jahren zuvor, vor allem Getreide aus der Schwarzmeerregion die deutschen Exporte ausbremsen. Wenn im Winter der Zustrom aus den östlichen Regionen ins Stocken gerate, komme deutsche Ware zum Zuge.

Rapsvorkontrakte nicht vergessen

Für den Rapsmarkt sind die Signale ähnlich gut, wenn auch verhaltener. Viele Landwirte hätten bereits bis zu 60 % der anstehenden Ernte vermarktet, teils zu Preisen von über 500 €/t (ex Ernte, ab Hof). Das sei angesichts des Preisverfalles in den vergangenen Wochen die richtige Entscheidung gewesen. Nun gelte es wie beim Weizen abzuwarten. „Denken Sie aber jetzt bereits über eine Preisabsicherung für die Ernte 2022 nach“, sagte Peters. Preise von rund 430 bis 440 €/t ab Hof seien durchaus attraktiv.

Ziel sei es, möglichst durch Vorkontrakte lange „auf der Welle der derzeit hohen Preisen zu reiten“, so Peters. Denn mit dem Anstieg der Preise seien auch die Kosten für Dünger und Pflanzenschutzmittel explodiert. Schuld daran gab er der Industrie, die ohne Not an der Preisschraube gedreht habe und so einen Teil der Gewinne vom Landwirt abschöpfe.

Der Branchenkenner rechnet allerdings mit einer leichten Entspannung bei den Betriebsmitteln. Das gelte auch für die Dieselkurse. Obschon die CO2-Steuer zum Ende des Jahres noch einmal zuschlage, riet er den Landwirten: „Kaufen Sie nach Bedarf ein. Vorkontrakte würde ich nicht abschließen und stattdessen erst einmal abwarten.“

Tipp

Vergleichen Sie regelmäßig die Brotweizenpreise von der Matif in Paris mit den Großhandelspreisen in Hamburg oder Rostock. Je nach Angebot und Nachfrage liegen die hiesigen Preise über denen der Börse, weil die Händler sonst kaum Ware angeboten bekommen. Dann lassen sich bei den Erzeugerpreisen ab Hof Aufschläge erzielen (Prämien). Sollten die Großhandelspreise niedriger ausfallen als in Paris, müssen Sie hingegen Abschläge einkalkulieren. Wer sich seine Prämien bzw. Abschläge notiert, kann daraus mit der Zeit sehr gut aus der Entwicklung des Marktes seine eigene Verkaufsstrategie ableiten. Die aktuellen Börsen- und Kassapreise finden Sie auf www.agrarfax.de.

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