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Spiegel-Vorwurf

Agrargenossenschaft Landgard soll Gelder verschwendet haben

In Saus und Braus sollen die Manager von Landgard gelebt haben, während der Schuldenberg weiter wuchs und die Mitglieder der Genossenschaft mit kleinen Erlösen leben mussten. Chef Bönig widerspricht.

Lesezeit: 7 Minuten

Die Manager der Agrargenossenschaft Landgard aus Straelen sollen Firmengelder verschwendet haben. Der Spiegel deckt auf, dass das Unternehmen 141 Mio. € Verbindlichkeiten habe und wohl schon einen neuen Kredit über 30 Mio. € der staatlichen KfW-Bank beantragt habe.

Das Problem: Die Manager der Agrargenossenschaft sollen das Geld zum eigenen Vorteil rauswerfen. Der Spiegel spricht von Mercedes-AMG-Sportwagen als Dienstwagen, Beraterhonoraren in Millionenhöhe, teuren Geschäftsreisen für die Führungskräfte und Restaurantbesuche für mehrere Tausend Euro. Auf der anderen Seite stünden 3.000 Gartenbaubetriebe, die Blumen, Obst oder Gemüse anbauen und über Landgard vermarkten. Sie müssten sich mit dürftigen Auszahlungspreisen für ihre Ware begnügen, so die Zeitschrift.

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Für die Ausgaben hat Landgard folgende Erklärungen: Die einige Tausend Eu­ro teuren Arbeitsessen seien Termine mit Geschäftspartnern gewesen. Daran hätten, wie an den abgerechneten Gedecken zu sehen, mehr Leute teilgenommen als anschließend auf der Rechnung ausgewiesen.

Für den Verkauf von Blumenboxen und speziellem Dünengras reiste eine Landgard-Truppe mehrmals nach Sylt, um sich das Signet des Kult-Restaurants Sansibar zu sichern. Die Oktoberfestbesuche mit bierseligen Fotos der Führungsriege inklusive Aufsichtsratschef? Rein geschäftlich. Man habe sich stets "genossenschaftskonform" verhalten.

Der Unmut unter den Genossen jedenfalls sei deshalb groß. Es habe in den letzten Monaten schon mehrere Wechsel in der Führungsetage gegeben. An die Erfolgsmeldungen des Landgard-Managements glaubten viele Bauern schon lange nicht mehr. Inzwischen würden mehr Mitglieder den Verbund verlassen als neue hinzukommen, heißt es. Die wichtigen Tomatengärtner aus Neurath hätten kürzlich eine eigene Vermarktungsorganisation gegründet, teilte der Landgard-Vorstand im Oktober mit einiger Sorge mit.

Anwälte der Firma bestreiten laut Spiegel die Vorwürfe und sprächen stattdessen von einem „erfolgreich sanierten Unternehmen“. Das Magazin sieht die Erklärung der Probleme in dem Plan der Manager, aus einer Bauerngenossenschaft einen Weltkonzern zu machen: 2005 fusionierten rheinische Gartenbaugenossenschaften zu Landgard. Erzeugergesellschaften aus Dänemark und Italien kamen hinzu, Landgard kaufte sich in Großbritannien ein und schmiedete große Pläne in Afrika, heißt es. Innerhalb weniger Jahre habe sich der Umsatz auf gut 2 Mrd. € verdoppelt. So sei ein kaum mehr zu überblickendes Geflecht aus zeitweilig über hundert Gesellschaften entstanden, das schon 2011 gut 60 Mio. € Verlust machte. Nordrhein-Westfalen habe mit einer Landesbürgschaft einspringen müssen, erinnert der Spiegel.

Es folgten Jahre mit horrenden Beratergehältern, die dem Unternehmen die Luft zum Atmen genommen hätten, heißt es. Mindestens 3,4 Mio. € liefen laut internen Unterlagen in den vergangenen Jahren für Rechtsberatung auf, was das Unternehmen als »zu hoch« gegriffen bezeichnet – enthalten seien in "nennenswertem Umfang" auch Fremdleistungen.Landgard lässt wissen, die Sanierungsbegleitung sei eine Forderung der Banken gewesen, zudem seien 30 Mio. € im Verhältnis zu den Jahresumsätzen eine vergleichsweise "geringe" Summe.

Kritiker wefen der Führung zudem vor, das es Fehlentscheidungen gegeben hätte, wie ein neues Bananenlager bei Hamburg oder kostspielige Lizenzverträge. Den Bioanbau habe Landgard dagegen bis heute verschlafen, sagt einer der wenigen Ökoerzeuger der Genossenschaft.

Wie die Journalisten erfuhren, schrumpft das Eigenkapital weiter, während die Verschuldung steigt. Neue Kredite und reduzierte Tilgungen müssten die "erwartete Liquiditätslücke" schließen.

Landgard weist Kritik zurück - Umsatzplus von 3 %

Carsten Bönig, Vorstand der Landgard eG Trotz, weist den Spiegel-Artikel zurück. In der Corona-Krise werde Landgard im Jahr 2020 den Umsatz voraussichtlich um 3 % gegenüber Vorjahr steigern und erneut Gewinne ausweisen. „Wir hatten im Frühjahr einen spürbaren Einbruch durch die Corona-Krise, insbesondere bei Blumen und Pflanzen“, so Bönig in einer Pressemitteilung, die top agrar vorliegt.

„Diesen Umsatzeinbruch haben wir inzwischen allerdings aufgeholt und sogar überkompensiert. Hier haben wir davon profitiert, dass viele Verbraucher ihren Urlaub wegen der Corona-Pandemie zu Hause verbracht und in die Verschönerung ihrer Gärten und Balkone investiert haben. Dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft sehen wir trotz der aktuellen Corona-Beschränkungen der Bundesregierung positiv entgegen.“ Damit wird Landgard dieses Geschäftsjahr trotz der Pandemie erfreulich abschließen.

Diese Ist-Situation unterscheidet sich laut Bönig deutlich von der Spiegel-Darstellung, in dem der Eindruck erweckt wird, Landgard habe aktuell wirtschaftliche Probleme und müsse sich um zusätzliche Kredite bemühen. Tatsächlich verhandele Landgard derzeit eine Anschlussfinanzierung für bestehende Kredite. Die Verschuldung der Genossenschaft sei von 2011 bis heute um 57,6 % gesunken und werde weiter abgebaut, so der Geschäftsführer in einer Pressemitteilung.

Landgard sei nach einer Sanierungsphase in den Jahren 2011 bis 2017 heute wirtschaftlich gesund. Nach einem Verlust von 61,5 Mio. € im Krisenjahr 2011 sei Landgard durch Sanierungserfolge im Jahr 2015 wieder in die Gewinnzone gekommen und habe 2019 einen Gewinn vor Steuern von 25,3 Mio. € ausgewiesen.

Im Jahr 2015 hätten die Genossenschaftsmitglieder die Sanierung von Landgard durch das Bereitstellen von zusätzlichem Eigenkapital unterstützt. Vor diesem Hintergrund sei es für die Genossenschaftsmitglieder besonders bedeutsam, dass das wirtschaftliche Eigenkapital von 2015 bis heute um 82 % auf 77,6 Mio. € angewachsen ist, sagt Bönig weiter.

Für die acht Jahre andauernde Sanierung sei Landgard durch die finanzierenden Banken verpflichtet worden, Sanierungsberater zu beauftragen. Die Kosten für externe Berater lägen dabei unter 2 % des Umsatzes in dieser Zeit, also durchaus niedrig angesichts der Größe von Landgard.

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Stellungnahme Landgard

Konkret auf den Spiegel-Artikel schrieb das Unternehmen im Nachgang:

"Trotz der Corona-Krise wird Landgard im Jahr 2020 den Umsatz voraussichtlich um 3 Prozent gegenüber Vorjahr steigern und erneut Gewinne ausweisen. „Wir hatten im Frühjahr einen spürbaren Einbruch durch die Corona-Krise, insbesondere bei Blumen und Pflanzen“, sagt Carsten Bönig, Vorstand der Landgard eG. „Diesen Umsatzeinbruch haben wir inzwischen allerdings aufgeholt und sogar überkompensiert. Hier haben wir davon profitiert, dass viele Verbraucher ihren Urlaub wegen der Corona-Pandemie zu Hause verbracht und in die Verschönerung ihrer Gärten und Balkone investiert haben. Dem bevorstehenden Weihnachtsgeschäft sehen wir trotz der aktuellen Corona-Beschränkungen der Bundesregierung positiv entgegen.“ Damit wird Landgard dieses Geschäftsjahr trotz der Pandemie erfreulich abschließen.

Diese Ist-Situation unterscheidet sich deutlich von einem heute erschienenen Online-Artikel des Spiegels, in dem der Eindruck erweckt wird, Landgard habe aktuell wirtschaftliche Probleme und müsse sich um zusätzliche Kredite bemühen. Tatsächlich verhandelt Landgard derzeit eine Anschlussfinanzierung für bestehende Kredite. Die Verschuldung der Genossenschaft ist von 2011 bis heute um 57,6 Prozent gesunken und wird weiter abgebaut.

Landgard ist nach einer Sanierungsphase in den Jahren 2011 bis 2017 heute wirtschaftlich gesund. Nach einem Verlust von 61,5 Millionen Euro im Krisenjahr 2011 kam Landgard durch Sanierungserfolge im Jahr 2015 wieder in die Gewinnzone und wies in 2019 einen Gewinn vor Steuern von 25,3 Millionen Euro aus. Diese positive Entwicklung wird durch den erfolgreichen Ausbau strategischer Kundenbeziehungen und die kontinuierliche Akquise von großen Neukunden aus den verschiedensten Bereichen des Handels zusätzlich befeuert.

Im Jahr 2015 haben die Genossenschaftsmitglieder die Sanierung von Landgard durch das Bereitstellen von zusätzlichem Eigenkapital unterstützt. Vor diesem Hintergrund ist es für die Genossenschaftsmitglieder besonders bedeutsam, dass das wirtschaftliche Eigenkapital von 2015 bis heute um 82 Prozent auf 77,6 Millionen Euro angewachsen ist. Für die acht Jahre andauernde Sanierung war Landgard durch die finanzierenden Banken verpflichtet worden, Sanierungsberater zu beauftragen. Die Kosten für externe Berater liegen dabei unter zwei Prozent des Umsatzes in dieser Zeit, also durchaus niedrig angesichts der Größe von Landgard.

Die Vorwürfe des Spiegels reichen bis zu fünfzehn Jahre zurück. Auf Verfehlungen hat Landgard jeweils mit personellen Konsequenzen reagiert und dabei entstandene Schäden geheilt.

Der Spiegel-Redakteur hat leider in seiner Berichterstattung einseitig berichtet, obwohl er von der wirtschaftlichen Genesung Landgards und von den gezogenen Konsequenzen aus Compliance-Verfehlungen wusste. Der Berichterstattung ist eine mehrwöchige Recherche des Spiegel-Redakteurs vorweg gegangen, in der Landgard auf alle Vorwürfe transparent die Fakten dargelegt hat. Diese Fakten sind nicht in seinen Bericht eingeflossen – mutmaßlich, weil sie die „Geschichte“ zerstört hätten."

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