Die Übernahme des Agrarbetriebs Kayna eG im Süden Sachsen-Anhalts durch Unternehmen einer ALDI-Stiftung hat eine Diskussion über die Rolle von Agrargenossenschaften beim Einstieg außerlandwirtschaftlicher Investoren entfacht.
Für den Deutschen Raiffeisenverband (DRV) sind Agrargenossenschaften weitgehend gefeit gegen Übernahmen. Hauptgeschäftsführer Dr. Henning Ehlers wies gegenüber AGRA-EUROPE darauf hin, dass Agrargenossenschaften in der Regel von einer Vielzahl an Mitgliedern getragen würden. Im Durchschnitt seien es rund 30, häufiger aber auch mehr als 100. Eine Übernahme durch Investoren sei schwierig, weil jedes einzelne Mitglied davon überzeugt werden müsse, seine Anteile zu übertragen.
„Agrargenossenschaften sind kein Bollwerk gegen Investoren“, hieß es demgegenüber im Landwirtschaftsministerium von Sachsen-Anhalt. Es gebe inzwischen eine ganze Reihe von Beispielen, bei denen vor allem Unternehmen mit wenigen Mitgliedern von Investoren übernommen worden seien.
Bestätigt wurden in Magdeburg Informationen über den ALDI-Einstieg in Kayna. Mitte September soll es im Ministerium ein Gespräch mit den Verantwortlichen im Unternehmen geben.
Die drei Unternehmen, die Ende Juni dieses Jahres durch Beschluss der Generalversammlung als neue Mitglieder in den Agrarbetrieb Kayna aufgenommen wurden, sind der Boscor-Gruppe zuzurechnen. Alleiniger Gesellschafter aller drei Unternehmen ist dem Vernehmen nach jeweils eine Familienstiftung der Familie Albrecht, auf die sowie auf zwei andere Familienstiftungen das Vermögen der ALDI Nord-Gruppe verteilt sein soll.
Drei der bislang fünf Mitglieder der Agrargenossenschaft sind Ende Juni aus Altersgründen aus dem Vorstand ausgeschieden, sind aber weiterhin Mitglieder der Genossenschaft. Der nunmehr zweiköpfige Vorstand wird von Vertretern der Boscor-Unternehmen gebildet. Aktivitäten des ALDI-Konzerns auf dem landwirtschaftlichen Bodenmarkt und der landwirtschaftlichen Urproduktion waren bislang nicht bekannt.