Die gebietsfremde Asiatische Hornisse hat sich ab dem Jahr 2022 auch in Deutschland immer mehr verbreitet und ist bekämpft worden. Seit Ende März 2025 gilt sie nun als etabliert und weit verbreitet, informiert die Stadt Krefeld.
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) kommt ursprünglich in Südostasien vor. Seit 2004 hat sie sich von Südeuropa aus weiterverbreitet und mittlerweile Deutschland erreicht. Während sie in den Jahren 2022 bis 2024 hier noch bekämpft wurde, greift in diesem Frühjahr ein Management im Rahmen der EU-Verordnung Nr. 1143/2014 über invasive Arten.
Das bedeutet, dass Funde von Nestern oder Individuen dieser nichtheimischen Wespenart nicht mehr gemeldet werden müssen. Es entfällt die Beseitigungspflicht der Nester für die Unteren Naturschutzbehörden in Nordrhein-Westfalen aus Gründen der Gesundheitsvorsorge oder zur Abwendung von wirtschaftlichen Schäden.
Ungeachtet dessen bleibt die fachliche Federführung des Managements der Asiatischen Hornisse weiterhin bei den Unteren Naturschutzbehörden.
Leseranmerkung
Hierzu erreichte uns eine Anmerkung von Wespen- und Hornissenberaterin Anja Stamm aus Wuppertal. Obige Aussage sei nicht ganz richtig. Sie schreibt:
"Diese Hornissenart wird noch immer bekämpft und steht nach der entsprechenden EU-Verordnung noch immer auf Tilgung. Lediglich der Kreis der Beteiligten hat sich vergrößert, und leider ist ein undifferenzierter Handlungsspielraum eingebracht worden, den einzelne Beteiligte nun zu nutzen gedenken.
Es haben sich im Anhörungsverfahren zur Änderung der Verordnung in Deutschland viele Beteiligte gemeldet, die dringend davor gewarnt haben, das zu tun. Diese Gegenstimmen blicken nach Frankreich und Spanien/Galicien, wo Vespa velutina nigrithorax seit 20 Jahren wütet und erhebliche Schäden verursacht hat.
Es wäre hilfreich, wenn Sie darauf hinweisen würden, das auch die jeweilige Stadt/der Kreis Eigentümer/in von Grundstücken ist und in der Verantwortung steht, sich zu kümmern. Zudem sind die Naturschutzbehörden ( bei uns z.b. LANUK-NRW + UNB ) aufgefordert, zur Schutz und Erhalt der Biodiversität aktiv zu werden.
Weiter wäre es gut, das Thema Kosten differenzierter zu betrachten. Die meisten wissen nicht, was es wirklich kostet, sich mit dem Thema der Beseitigung zu befassen und nehmen an, das die Kosten immens sein müssen. Das stimmt nicht.
zum einen ist es erheblich kostengünstiger, kleine gut erreichbare Embryonal- oder Primärnester zu beseitigen.
Also muss die Kampagne im Frühjahr von März bis Juni lauten: sucht und erkennt diese Nester, lasst sie qualifiziert bestimmen anhand der ansitzenden Insekten - und erst wenn es ein Treffer ist bzgl. Vespa velutina nigrithorax, dann macht es weg = Naturschutz + Tilgung + Mitarbeit der Bevölkerung.
Zum anderen gibt es für die Beseitigung von Sekundärnesten in ggf hohen Höhen auch verschiedenen Maßnehmen wie zb der Einsatz von Teleskoplanzen.
Von den hoch hängenden Sekundärnestern geht in der Regel keine Gefahr aus
Damit die Ausbreitung dieser gebietsfremden Art verzögert wird, ist eine sachkundige Beseitigung zumindest bei Embryonal- und Primärnestern, sogenannten Gründungsnester, zu empfehlen, so die Stadt Krefeld weiter. Bei hoch hängenden Sekundärnestern - bis zu 16 m - ist hingegen eine Bekämpfung zu zeit- und kostenintensiv. In solchen Fällen ist es oft nicht einfach möglich, an das Nest heranzukommen. Für die Kosten der Beseitigung durch Sachverständige müssen in der Regel die jeweiligen Grundstückseigentümer aufkommen.
Gefahr für Honigbienen
Auswirkungen auf die einheimische Biodiversität sind aktuell nicht durch Studien belegt. Die Asiatische Hornisse macht in bestimmten Monaten hauptsächlich Jagd an Stöcken der domestizierten Honigbiene und kann ohne ausreichende Schutzmaßnahmen am Bienenvolk Ernteeinbußen und im gewerblichen Nutzpflanzenanbau eine Minderung der Bestäubungsleistung hervorrufen. Da wiedersprechen Praktiker allerdings energisch, siehe Leserstimmen unten.
Von den sehr hoch hängenden Sekundärnester geht in der Regel keine Gefahr aus. Gründungsnester werden oft versteckt angelegt, haben eine geringere Anzahl an Arbeiterinnen und werden daher häufig nicht bemerkt. Auch ist der Stich der Asiatischen Hornisse weniger toxisch als ein Stich der Honigbiene. Somit ist der Stich für den Nicht-Allergiker ungefährlich. Lediglich der Stachel ist länger als bei anderen Wespenarten und daher etwas schmerzhafter.
Leserstimmen
"Kaum merkt man, dass die Eindämmung der invasiven asiatischen Hornissen sehr aufwändig wird, gibt man das Ziel, die heimischen Arten zu schützen auf und wälzt die Last kurzerhand auf die Grundstückseigner ab. Viel deutlicher kann man nicht offenlegen, dass es den Behörden gar nicht so sehr um Artenschutz geht. Kerninteresse bleibt Einflussnahme." (Andreas Gerner)
Die Masse an Stichen macht den Unterschied
"Sie gehen bei der Angabe zu Stich und Gift davon aus, das Leute die in Kontakt geraten ggf. mal einen Stich abbekommen. Das ist nicht so. Wenn jemand in Nestnähe gerät kommt das gesamte Volk herausgeschossen und geht in den Verteidigungsmodus. D.h. Sie sind nicht mit einem Stich konfrontiert sondern im schlechtesten Fall mit Duzenden. Das Gift der Vespa velutina nigrithorx ist anders zusammengesetzt als das unserer einheimischen Insekten. Es enthält sowohl toxischen als auch allergenen Bestandteile. Zudem ist sie ein Aasfresser und Jäger und ihr Stachel ebenfalls verunreinigt." (Anja Stamm)
Große Gefahr für heimische Insektenwelt
"Von den hoch hängenden Sekundärnestern geht in der Regel keine Gefahr aus. Gefahr für den Menschen vielleicht, für die heimische Insektenwelt aber umso mehr. Pro Nest werden hunderte neue Königinnen entlassen, die das Problem weiter verschärfen. Während der Nestphase vertilgen die tausenden Arbeiterinnen unzählige heimische Insekten, auch und vor allem Bestäuber. Gefahr für Honigbienen: Nicht nur die „Kulturart“ Apis mellifera ist in Gefahr, die Asiatische Hornisse dezimiert auch deutlich die Gesamtheit der wildlebenden Bienenarten und weitere wichtige Bestäuber.Umfassende Informationen erhalten Sie unter: https://velutina-army.de/" (Einsender möchte ungenannt bleiben)
Zustände in unseren Nachbarländern zeigen Dramatik
"Es ist nicht korrekt, dass für die Asiatische Hornisse keine Meldepflicht mehr besteht- im Gegenteil: ihr Auftreten soll weiterhin gemeldet und dokumentiert werden. Die Tilgung ihrer Nester wird jedoch nun im Zuge der Umstufung von "invasiv" auf "etabliert" je nach Verteilung der den Unteren Naturschutzbehörden zur Verfügung gestellten Geldern, zur "Fall-Entscheidung". Nester in Nähe von Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern zum Beispiel werden in Zukunft weiterhin besonders behandelt.
Es ist korrekt, dass die Kosten der Entfernung von Nestern auf privaten- oder gewerblichen Grundstücken von den Eigentümern getragen werden sollen. Die finanzielle Umwälzung auf "mehr Schultern" dient der Entlastung der Naturschutzbehörden, die in vielen Städten und Kommunen kaum mit Geldern ausgestattet werden. Diese Umstände - wenig finanzielle Mittel vom Staat, Übertragung der Finanzen auf Privatleute und Erwartung an die Imkerschaft, dass die sich kümmert, ist ein Signal, was nicht hätte falscher ausfallen können.
Unsere stark befallenen Nachbarländer zeigen, wo die Reise hingeht, wenn man nichts tut: Rückgang der Berufsimkereien, wirtschaftliche Verluste in Wein- und Obstbau, Zunahme der Verletzungen durch die Asiatische Hornisse bei Menschen. Wir laufen Gefahr, Zustände zu erlangen wie in Frankreich oder Galicien, wo die Regierungen das "Problem Asiatische Hornisse" fast 20 Jahre nicht angefasst haben. Die Situationen haben sich in diesen Ländern derart dramatisiert, dass die Regierungen nun, seit letztem Jahr in Galicien und in diesem Jahr in Frankreich, sich zu neuen Maßnahmenpaketen entschlossen haben: umfassende Aufklärung der Bevölkerung, besonders im Frühjahr, systematische Tilgung von Nestern und Königinnen besonders im Frühjar, um möglichst die arbeitsaufwändigen Sekundärnester im Herbst zu vermeiden.
Die Maßnahmen zeigen erste durchschlagende Erfolge! Genauso muss es in Deutschland geschehen: die Bevölkerungf muss umfassend, systematisch und vor Allem korrekt über dieses "neue Tier" in Europa aufgeklärt werden! Die Meldungen aufmerksamer Bürgerinnen und Bürger helfen dabei, das Tier kostenschonend einzudämmen. Die Entfernung von den Anfangsnestern ist wesentlich einfacher und kostenschonender als die Entfernung der späten Sekundärnester, die oft in schwindelerregender Höhe, unerreichbar in den Bäumen hängen. Darüber muss umafssend aufgeklärt werden!
Es muss auch darüber aufgeklärt werden, welch immensen Einfluss diese Hornisse auf unsere heimische Biodiversität hat: in untersuchten Larven der Asiatischen Hornisse konnte 1400 genetische Spuren unterschiedlicher an sie verfütterter Tiere nachgewiesen werden! Ihr Einfluss auf unsere Biodiversität darf unter keinen Umständen medial heruntergespielt werden." (Jutta Kalff)