Auch der agrarpolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Bundestag, Artur Auernhammer, erkennt die Chancen von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz (KI) für die Agrarwirtschaft. Er sorgt sich aber gleichfalls um die möglichen Folgen für die bäuerlichen Strukturen.
Auernhammer mahnt, dass im Zuge der dynamischen Entwicklung im Bereich der neuen Technologien stets auch die Folgen für die Landwirte vor Ort und die Agrarstruktur im Blick behalten werden müssten. Nach seinem Verständnis will die Gesellschaft auch in Zukunft eine kleinstrukturierte, bäuerliche Landwirtschaft. KI und Automatisierung dürften daher nicht zu Lasten solcher Betriebe gehen, erklärte der CSU-Politiker, dem nach eigenen Worten autonome Schlepper ohne Bauern am Lenkrad „ein Graus“ sind.
Der Landwirt sieht die Zukunft insbesondere in der betriebsübergreifenden Nutzung moderner Systeme. So sei der kostenintensive Einsatz von sensor- und KI-gestützten Maschinen beispielsweise über Maschinenringe auch für bäuerliche Familienbetriebe zu stemmen.
Geklärt werden müsse in jedem Fall auch die Datenhoheit auf dem Acker, forderte Auernhammer. Die auf dem Feld und im Stall gewonnenen Informationen gehörten als „digitale Feldfrüchte“ den Landwirten. Hier sei hinsichtlich der Gesetzgebung aber noch Nacharbeit nötig, räumte der CSU-Politiker ein.
Der politische Rahmen müsse insbesondere eine „Fremdbestimmung“ bäuerlicher Unternehmen verhindern, damit diese die Chancen der neuen Technologie auch selbstständig nutzen könnten.
Daten freigeben
Der BayWa-Leiter Agrar Vertrieb und Leiter Digital Farming, Jörg Migende, warf Politik und Verwaltung indes vor, den Praktikern im Bereich Digitalisierung viele Chancen zu verbauen.
Migende unterfütterte seine Kritik mit Verweis auf die Umsetzung der Düngeverordnung. Hier lägen schon heute die Daten vor, um mit Hilfe von teilflächenspezifischer Düngeplanung und -ausbringung Nährstoffverluste auf dem Acker weitgehend zu unterbinden, erläuterte der Fachmann.
Statt diese allen Akteuren zugänglich zu machen, werde aber über den Umgang mit den amtlichen Daten diskutiert oder - noch schlimmer - mit regionalen Insellösungen an der digitalen Umsetzung gearbeitet. Migende forderte die Politik deshalb auf, „dringend Grundsatzentscheidungen“ zur Anwendung amtlich erhobener Daten zu treffen, damit Unternehmen diese bei der technischen Umsetzung einer nachhaltigen Landwirtschaft einsetzen könnten.
Bei der Düngung, im Pflanzenschutz und auch im Stall bestünde unter diesen Voraussetzungen ein großes Potential für wesentliche Fortschritte, betonte Migende.
Enormes Potenzial
Die Digitalisierungsbeauftragte des Bundeslandwirtschaftsministeriums, Prof. Engel Friederike Hessel, sieht ungeachtet dessen enormes Potential in der Nutzung der digitalen Anwendungen für eine leistungsfähigere und zugleich nachhaltigere Landwirtschaft.
Hessel wies darauf hin, dass „KI“ in der Landwirtschaft kein neues Thema sei, sondern in Form von Algorithmen und Vorhersagemodellen bereits seit Jahrzehnten in der Anwendung sei. Die neuen sensorgestützten Systeme erlauben ihr zufolge allerdings ganz neue Möglichkeiten, auf den individuellen Bedarf von Pflanzen und Tieren einzugehen.
Dies könne zu wesentlichen Fortschritten beim Tierwohl und nachhaltigen Pflanzenschutz beitragen, erläuterte Hessel. Ausschlaggebend sei hier aber immer die Qualität der Daten in den komplexen landwirtschaftlichen Systemen.