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Hochwasser 2021

Ausbau der Extremwetterforschung nötig

Aus der Flutkatastrophe in NRW und Rheinland-Pfalz soll Lehre gezogen werden. Die Bundesforschungsministerin will nun eine bessere Vorhersage und Vorsorge für Extremwetter-Gefahren erreichen.

Lesezeit: 4 Minuten

Als Lehre aus der jüngsten Unwetterkatastrophe muss nach Ansicht der Bundesregierung die Forschung zu solchen Extremwetterereignissen in den nächsten Jahren weiter ausgebaut werden. Ziel müsse eine Verbesserung der Vorhersage und Vorsorge sein, betonte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am Montag vergangener Woche in Berlin.

Natürlich gehe es nun erst einmal darum, den betroffenen Menschen schnelle Hilfe zukommen zu lassen. Aus Forschungssichtgehe es in der weiteren Perspektive darum, Extremwetter noch genauer in den Regionen vorhersagen zu können und darauf aufbauend, entsprechende Risikopläne für Hochwasser und Hitze zu erstellen. Auch in kleineren Gemeinden müsse verstärkt Vorsorge getroffen werden, um im Ernstfall schnell und wirksam handeln zu können, erklärte dieMinisterin. Derweil plädierte die Forensic Disaster Analysis (FDA) Group des CEDIM - Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology desKarlsruher Instituts für Technologie (KIT) „dringend“ dafür, in Hochwasser-Gefahrenkarten historische Daten einzubeziehen,und zwar auch aus der Zeit vor der stetigenAufzeichnung. Damit könnten Hochwassergefahren besser abgeschätzt werden. Der stellvertretende CEDIM-Sprecher Dr. James Daniell gab zu bedenken, bei den Analysen und Interpretationen der Daten sei grundsätzlich zu beachten, dass sich sowohl Infrastrukturen als auch Hochwasserschutzmaßnahmen in den vergangenen Jahren verändert hätten. Daher ließen sich die Messwerte direkt schwerer vergleichen, „und wir sollten uns weniger auf die Pegelstände fokussieren“.

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Verschiedene Faktoren gleichzeitig

Beispielsweise hätten die enormen Niederschlagsmengen an der Ahr dazu geführt, dass deren Pegel in Altenahr den von 2016 mit 3,71 m deutlich überstiegen habe, berichtete das CEDIM. Das Landesamt für Umwelt (LfU) Rheinland-Pfalz habe aus Modellrechnungen für die Katastrophennacht einen Pegel von bis zu 7 m kalkuliert. Aus meteorologischer Perspektive hätten verschiedene Faktoren zu den extrem hohen Niederschlagssummen geführt. „Innerhalb von 48 Stunden fiel in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mehr Regen, als dort üblicherweise im gesamten Monat Juli niedergeht; der Hauptanteil ging sogar innerhalb von nur rund zehn Stunden nieder“, berichtete CEDIM-Sprecher Prof. Michael Kunz. Außerdem habe das stark gegliederte Gelände der betroffenen Regionen, besonders im Landkreis Ahrweiler, mit teils tief eingeschnittenen Flusstälern den Oberflächenabfluss verstärkt. Der bereits annähernd gesättigte Boden durch kräftige Niederschläge in den vorangegangenen Tagen habe die Situation zusätzlich verschärft.

Hohes Gefahrenpotential

Ob ein einzelnes Extremereignis oder die Abfolge mehrerer Extreme bereits auf den Klimawandel zurückzuführen sind, lässt sich nach Aussage der Karlsruher Forscher weder exakt belegen noch komplett verneinen, besonders wenn es um Ereignisse auf kurzen Zeit- und Raumskalen geht, die stark von lokalen Faktoren beeinflusst sind. Für die großräumigen Prozesse in der Atmosphäre, die zur Entstehung von Extremereignissen führten, gelte jedoch: Die Kombination aus mehr verfügbaremWasser in der Atmosphäre infolge der Temperaturzunahme und einer zunehmenden Beständigkeit von Großwetterlagen mit einem sich tendenziell nach Norden verlagerndem Jetstream, dem Starkwindband in der oberen Troposphäre, beinhalte ein hohes Gefahrenpotential.

„Da für diese drei Faktoren ein positiver Trend zu erwarten ist, wird auch das Potential für extreme Niederschlagsereignisse in Zukunft zunehmen“, so Kunz.

Beratung für Kommunen

Das bayerische Umweltministerium startete vorige Woche eine Beratungsoffensive für Kommunen, um diese bestmöglich auf Extremwetterereignisse vorzubereiten. Dies sei eine Reaktion auf die verheerenden Starkregenereignisse in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, erklärte Ressortchef Thorsten Glauber am Montag vergangener Woche in München. Demnach sollen nach einer genauen Analyse für den Freistaat weitere Schlussfolgerungen gezogen werden. Das Thema Hochwasser müsse die größtmögliche Aufmerksamkeit bekommen, betonte Glauber.

In einem ersten Schritt werde die Beratungsinfrastruktur in der Fläche weiter gestärkt. An jedem Wasserwirtschaftsamt werde die kommunale Sturzflutberatung intensiviert.

Ruf nach Allgefahrenabdeckung

Unterdessen forderte der Vorstand der Verbraucherzentrale Bundesverband (zvbv), Klaus Müller, politische Konsequenzen aus der Hochwasserkatastrophe. Aus seiner Sicht führt deren Ausmaß erneut vor Augen, wie sehr die Schäden durch den Klimawandel für Verbraucher zunehmen. Als Schutzmaßnahme gegen Unwetter empfiehlt der vzbv eine Elementarschadensversicherung. Eine unmittelbare Pflichtversicherung wäre ein hoher Eingriff in die Grundrechte. Deshalb müsse unverzüglich das Prinzip der Allgefahrendeckung im Gesetz verankert werden, forderte Müller und verwies hierzu auf das Beispiel Großbritannien.

Die Versicherungsbranche sieht der Vorstand in der Pflicht, allen Verbrauchern bezahlbaren Versicherungsschutz anzubieten.Derweil mahnte der Präsident des Naturschutzbundes Deutschland (NABU), Jörg-Andreas Krüger, dass neben der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad auch auf den bisher schon verursachten Klimawandel reagiert werden müsse. Es müsse selbstkritisch hinterfragt werden, „ob wir auf Hitzewellen, Trockenheit und daraus resultierende Waldbrände, aber auch auf Hagel oder wie aktuell Starkregen und Hochwasser gut vorbereitet sind und wie wir unsere Landschaften fit für den Klimawandel machen“.

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