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Gastbeitrag

Bauer Willi: Corona als Chance für regionale Lebensmittel und Bauernhofurlaub

Das Coronavirus wirkt sich weiter negativ auf die Agrarmärkte aus. Doch Bauer Willi will Mut machen. Ist die Epidemie eine Chance für regionale Lebensmittel und Urlaub auf dem Bauernhof?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein neuer Blogbeitrag von Landwirt und Agrar-Blogger Bauer Willi (Dr. Wilhelm Kremer-Schillings). Zuerst veröffentlicht auf www.bauerwilli.com:

"Draußen regnet es mal wieder. Das ist gut so, denn wir Bauern haben uns den Regen gewünscht. Ich gehe deshalb auch wenig nach draußen. Wenn man mehr im Haus ist, schaut mal auch mehr Fernsehen. Und was hört man allerorten? Corona.

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Welche Auswirkungen hat das, was gerade passiert und was möglicherweise noch passieren wird, eigentlich auf die Landwirtschaft? Das frage ich mich, das fragen sich möglicherweise auch viele Berufskollegen und das fragen sich eventuell auch Konsumenten, die ja gerade Konserven, Mehl, Nudeln, Reis und Speiseöl in Massen einkaufen und bevorraten. Ich habe mir mal ein paar Gedanken gemacht und recherchiert. Dabei habe ich aber auch festgestellt, dass vieles noch unklar ist.

Erlöse, Kosten, Preise

Was schon passiert ist: die Preise für Agrarprodukte, die an der Börse (MATIF) gehandelt werden, sind massiv eingebrochen.

Das betrifft nicht nur Getreide, sondern gilt auch für Raps und viele andere Kulturen. Neben Agrarrohstoffen ist auch der Rohöl-Preis dramatisch abgestürzt, was Auto- und Traktorfahrer erst einmal freuen könnte. Niedrigere Rohölpreise bedeuten ja niedrigere Frachtkosten. Und preiswertere Betriebsmittel wie Pflanzenschutz und Dünger, sofern sie direkt oder indirekt mit fossiler Energie im Zusammenhang stehen. Aber wenn ich deutlich weniger für meine Produkte erlöse, helfen mir billigere Düngemittel auch nur bedingt. Wie schnell sich die Preise wieder erholen werden, steht in den Sternen. Denn eines ist auch klar: knapp ist Getreide, Reis, Mais und Zucker nicht.

Personal

Ab April geht die Erdbeer-und Spargelsaison wieder los. In Deutschland ist das kaum möglich ohne Saisonarbeiter aus den osteuropäischen Ländern. Es werden also wieder viele Tausend Menschen in Richtung Deutschland aufbrechen. Werden Sie das wirklich? Oder werden sie in ihren Heimatländern bleiben? Das kann mehrere Gründe haben: sie scheuen das Risiko oder sie werden durch staatliche Regelungen daran gehindert, auszureisen. Wer aus Rumänien kommt, muss durch Österreich. Wenn sie dort nicht die Grenze überschreiten dürften, kommen sie nicht nach Deutschland. Dann würden Erdbeeren nicht gepflückt und der Spargel nicht gestochen.

Und was ist, wenn in einem Erdbeer-Betrieb ein Pflücker ausgemacht wird, der sich mit dem Corona-Virus infiziert hat? Müssten dann nicht alle anderen Pflücker auch in Quarantäne zubringen? Auf dem Betrieb, ohne dass sie Erdbeeren pflücken. Ich weiß es nicht, kann es mir aber gut vorstellen. Wer kennt die rechtlichen Bestimmungen?

Import- und Export, Selbstversorgung

Deutschland ist, was Nahrungsmittel angeht, ein Import-Land. Das wollen viele nicht glauben, ist aber so. Gerade bei Obst und Gemüse, aber auch bei Eiern müssen wir aus dem Ausland zukaufen. Wir exportieren vor allen Dingen Schweinefleisch, Kartoffeln und Milchprodukte. Es ist davon auszugehen, dass sich daran auch jetzt nichts ändert, aber die Logistik könnte ins Stocken geraten. Schon jetzt werden Kühlcontainer in China nicht entladen und kommen deshalb nicht leer zurück. Beim Flugverkehr sind die Auswirkungen noch nicht so klar. Produkte aus China dürften unter Umständen als erste betroffen sein und das sind nicht gerade wenig. Hierzu ein etwas reißerischer Artikel.

Doch auch unsere Exporte werden irgendwann betroffen sein. Wie und was genau, lässt sich noch nicht sagen, aber die Logistik wird sich verändern. Spätestens dann, wenn LKW-Fahrer oder Lok-Führer erkranken.

Regionale Lebensmittel

Italienisches Olivenöl hamstern? Nein, ist nicht nötig, denn wir haben ja heimisches Rapsöl. Überhaupt lohnt es sich, jetzt einmal grundsätzlich über unsere Selbstversorgung nachzudenken. Nicht nur bei Medikamenten, wo jetzt alle schreien, dass das ja nicht sein darf. Das kommt davon, wenn man die Produzenten ins Ausland treibt, wo immer alles billiger ist als daheim. Die Auswahl im Hofladen mag nicht so groß wie im Supermarkt sein, aber dafür weiß man aber, wo es herkommt. Und das ist heute schon ein wichtiges Verkaufsargument.

Urlaub – ja, aber auf dem Bauernhof!

Viele werden sich fragen, ob sie zu Ostern Urlaub machen sollen und wenn ja, wo. Wenn es Orte gibt, an denen sie mit wenig anderen Menschen zusammenkommen und dazu noch ursprünglich und ziemlich gesund leben, empfiehlt sich ein Urlaub auf dem Bauernhof. Destinationen wie Kanarische Insel, Mallorca oder die Türkische Küste dürften wohl in diesem Jahr auch nicht überlaufen sein, aber in großen Hotels ist das Infektionsrisiko deutlich höher. All inclusive, eben auch mit der Gefahr, sich etwas einzufangen. Und wenn dann das Hotel unter Quarantäne gestellt wird, steckt man fest wie auf einem Kreuzfahrtschiff. Das Risiko auf dem Bauernhof ist da deutlich geringer.

Und dann noch was persönliches: ich wäre so gerne zu den Vorträgen nach Bozen, Meran und Bruneck gekommen. Dann hätte ich mit meiner Frau wieder Urlaub im idyllischen Villnössal bei Hans und Maria gemacht. Allerdings werden die Italiener da wohl nicht mitspielen. Dann geht es halt an den Bodensee, in den Schwarzwald, Bayrischen Wald oder an Nord- und Ostsee. Solange wir noch reisen dürfen."

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