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Interview: Bauer Willi fürchtet "Landwirtschaft ohne Landwirte"

Agrarblogger Bauer Willi beschreibt in seinem Buch den Zwiespalt der Landwirte zwischen Verbraucherwünschen und der Aufgabe bezahlbare Lebensmittel zu produzieren. Wir sprachen mit ihm dazu.​

Lesezeit: 4 Minuten

In der vergangenen Woche erschien das zweite Buch von Dr. Willi Kremer-Schillings, besser bekannt als Bauer Willi. In „Satt und unzufrieden – Bauer Willi und das Dilemma der Essensmacher“ zeigt der Landwirt und Agrarblogger die Zielkonflikte der Agrarbranche auf. Dabei verdeutlicht er die Schwierigkeit, zum einen den Umwelt-, Klima- und Artenschutz nach vorne zu treiben, aber auch weiterhin günstige aber qualitativ hochwertige Lebensmittel zu produzieren.

Wir haben mit Bauer Willi über dieses Dilemma und das Verhältnis zwischen Landwirt und Verbraucher gesprochen.

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top agrar: Herr Kremer-Schillings, Sie engagieren sich seit vielen Jahren für die Landwirtschaft. Wie hat sich Ihrer Meinung nach das Verhältnis zwischen Verbrauchern und Landwirten in den letzten Jahren verändert?

Kremer-Schillings: Am Verhältnis zwischen Verbrauchern und Bauern hat sich wenig geändert. Anders ist es beim Bürger: dieser stellt nach wie vor große Forderungen an uns. Er will keine Massentierhaltung, keine „Pestizide“ und am liebsten alles in Bio-Qualität.

Unser Dilemma als Essensmacher: als Verbraucher kauft der Bürger anders ein, als er es vorgibt zu tun. Mit den jetzt höheren Preisen auch für Lebensmittel wird die Schere zwischen Aussage und dem tatsächlichen Kaufverhalten noch größer.

In Ihrem Buch schreiben Sie über genau dieses Dilemma zwischen dem „Machbaren und dem Wünschbaren“. Wie könnte für Sie ein möglicher Ausweg daraus aussehen?

Kremer-Schillings: Ich möchte dazu ein Beispiel nennen: Alle wollen mehr Naturschutz. Das können wir auch. Mein Appell an die Politik: Macht Naturschutz zu einem Betriebszweig, mit dem wir Bauern verlässlich planen können. Sagt uns, was ihr konkret haben wollt und gebt uns einen Auftrag, so wie bei jeder anderen Dienstleistung auch.

Macht Naturschutz zu einem Betriebszweig, mit dem wir Bauern verlässlich planen können." - Dr. Willi Kremer-Schillings

Das gilt auch für den Klimaschutz: Sagt uns konkret, welche Leistung wir erbringen sollen und wie diese Leistung honoriert wird. Wir Landwirte können das.

Sie erwähnten bereits den Anspruch der Bürger und ihr tatsächliches Kaufverhalten. Was muss sich Ihrer Meinung nach ändern, um einen „ehrlichen Umgang“, wie Sie es in Ihrem Buch nennen, zwischen Verbrauchern und Landwirten zu fördern?

Kremer-Schillings: Sie sagen es schon in Ihrer Frage: Ich wünsche mir einen ehrlicheren Umgang miteinander. Vor vielen Jahren habe ich schon einmal den Satz gesagt: „Wer ein Hühnchen für 2,79 € kauft, gibt an der Supermarktkasse das Recht ab, sich über Massentierhaltung aufzuregen“.

Ich wünsche mir einen ehrlicheren Umgang miteinander." - Dr. Willi Kremer-Schillings

Was ich damit sagen will: Es kann doch jeder billig einkaufen. Diese Lebensmittel sind ja auch gut. Aber dann als Verbraucher ruhig zu sein, wenn zum Beispiel über „die schreckliche Tierhaltung“ geschimpft wird. Das ist für mich doppelte Moral.

Ein Auszug aus Ihrem Buch lautet: „Und da sind die Bauern, die in dieser Welt der unterschiedlichen und oft widersprüchlichen Forderungen ihren Weg in die Zukunft suchen."Wie sehen Sie diese Zukunft für die Landwirte, wenn der Bedarf nach bezahlbaren Lebensmitteln für die Versorgungssicherheit weiterhin zu hoch ist?

Kremer-Schillings: Ich kann unmöglich für alle Landwirte sprechen. Aber ich sehe für „die Landwirtschaft“ grob drei Richtungen:

  1. Massenproduktion in einem Massenmarkt. Für dieses Modell wird es schwieriger.
  2. Erfolgreich in der Nische. Da ist aber nicht für jeden Landwirt Platz. Aber es gibt tolle Beispiele, dass es funktioniert.
  3. Eine Landwirtschaft ohne Landwirte. Damit meine ich zum Beispiel Haferdrinks, Laborfleisch oder künstliche Milch. Dafür braucht es vermutlich keine Bauern mehr, weil das in großem Maßstab geschehen wird. Wir Landwirte liefern dann eventuell noch die Rohstoffe.

Während der „Wir haben es satt!“-Demo in Berlin am vergangenen Wochenende sagten Sie, man müsse als Landwirt zu allen Seiten offen sein und reden, damit es zu einem gemeinsamen Zusammenhalt kommen kann. Wie kann das in Zukunft verbessert werden?

Kremer-Schillings: Verbessert werden kann das nur, indem man es tut! Jeder von uns, nicht nur die Verbände.

Sie haben während der Grünen Wocheauch ein Exemplar Ihres neuen Buches an Agrarminister Cem Özdemir überreicht. Haben Sie von ihm schon eine Rückmeldung dazu bekommen?

Kremer-Schillings: Ich habe ihm auch schon vor zwei Wochen ein Exemplar ins Ministerium geschickt. Mit einer persönlichen Widmung. Jetzt hat er schon zwei Exemplare. Aber nein, es gibt bisher keinerlei Reaktionen von ihm.

Vielen Dank für das Gespräch!

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