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Schortens

Bauern ärgern sich über Beitritt zum Biosphärenreservat

„Wir wollen das Eigentum unserer Kinder beschützen“, argumentieren Bauern aus Schortens. Viele Folgen eines Beitritts zum Biosphärenreservat seien heute noch gar nicht abzusehen.

Lesezeit: 3 Minuten

Vor der entscheidenden Abstimmung des Schortenser Stadtrats am kommenden Donnerstag (3. September) über den Beitritt zum UNESCO-Biosphärenreservat sind noch viele Fragen offen. Das machten die drei Landwirte Enno Hovemann, Jörg Even und Jürgen Becker aus Schortens (Niedersachsen) in einem Pressegespräch deutlich.

So gäbe es immer wieder die Aussage von der Nationalparkverwaltung oder zuletzt vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Borkenstein, dass es durch den Beitritt zum Biosphärenreservat keine Einschränkungen für die Landwirtschaft geben werde. „Die Aussage ist aktuell gar nicht möglich, da es noch keine Kriterien für eine Entwicklungszone im Biosphärenreservat gibt“, sagt Hovemann. In der Tat zeigt ein Blick auf das „Positionspapier des deutschen Nationalkomitees zur Zonierung in UNESCO-Biosphärenreservaten in Deutschland“, dass die Erarbeitung von Kriterien für die Pflege- und Entwicklungszonen noch aussteht.

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Das hat die Deutsche UNESCO-Kommission der CDU-Fraktion am 24. August schriftlich bestätigt. „Das heißt, wir würden mit dem Beitritt noch nicht einmal die Katze im Sack kaufen, sondern nur den Sack“, sagt Jörg Even.

Was die Landwirte besonders ärgert: Diese Information hatte der Vertreter der Nationalparkverwaltung nicht parat, als sich viele Landwirte bei der Sitzung des Planungsausschusses am 16. Juli über mögliche Auflagen erkundigten.

Die drei Landwirte zählten auf, was sie am meisten stört: Mit dem Beitritt wird die Zukunft der Landwirtschaft in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren entschieden. „Allein, wenn wir wie in anderen Schutzgebieten das Gras für unsere Kühe erst am 15. Juni mähen dürfen, wäre es für die moderne Milchviehhaltung wertlos“, erklärt Hovemann. Dazu kommt, dass selbst dann auch das Wetter mitspielen muss. Es könnte ja sein, dass man wegen Regens erst im Juli mähen könne. „Dann ernten wir nur noch verholztes Stroh, das sich maximal als Einstreu eignet“, führt er aus.

Darum haben kürzlich 66 Landwirte bzw. Grundeigentümer aus dem Stadtgebiet Schortens mit rund 2350 ha Fläche eine Unterschriftenliste an den Bürgermeister übergeben mit dem Antrag, diese Fläche – immerhin 40 % des Schortenser Stadtgebiets – von dem Beitritt auszunehmen. „Damit wollen wir das Eigentum unserer Kinder schützen“, macht Hovemann deutlich.

Zudem seien noch viele weitere Fragen offen, wie z.B., warum Schortens sich mit dem Beitritt eine Verbesserung für den Tourismus erhofft. „Die Frage ist: Welcher Tourismus in Schortens?“, fragt Even. Selbst die Ferienregion Wangerland hat einen Beitritt abgelehnt. Trotzdem steigen die Übernachtungszahlen.

Auch sei nicht geklärt, wie die Stadt mögliche Fördergelder gegenfinanzieren will. „Es gibt im Stadtgebiet viele drängende Aufgaben wie die Sanierung der Sillensteder Turnhalle, die seit Jahren aufgeschoben wird. Wie soll man den Bürgern klar machen, dass dafür kein Geld vorhanden ist, aber für eine Wasserstofftankstelle in Ostiem?“, fragt Hovemann, der sich auch als Schortenser Bürger sieht.

Aus diesem Grund hoffen Even, Becker und Hovemann, dass sich der Stadtrat am kommenden Donnerstag gegen den Beitritt entscheidet. Eigentlich sei diese Entscheidung schon im März gefallen: Bürgermeister Gerhard Böhling hatte da zu einer öffentlichen Veranstaltung geladen, bei der Projekte und Maßnahmen erarbeitet werden sollten. Die Ergebnisse sollten in die Entscheidung einfließen, ob Schortens überhaupt beitreten will. Auf dieser Sitzung hatten sich in einer Probeabstimmung aber 80 von 100 der anwesenden Bürger gegen das Biosphärenreservat ausgesprochen. Trotzdem hielt die Stadt an den Plänen weiter fest. Die Landwirte werden jedenfalls, genauso wie andere Beitrittsgegner, die Sitzung vor Ort mit Spannung verfolgen.

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