In verschiedenen Orten haben Bauern auch die Nacht auf Dienstag hindurch ihren Protest vor zentralen Lagern des Lebensmitteleinzelhandels fortgesetzt. Sie machen damit auf die Niedrigpreispolitik des Händlers aufmerksam.
Laut dem NDR blockierten 100 Landwirte mit ihren Traktoren in Cloppenburg die Zufahrt zu einem Lidl-Lager. Weitere 50 würden bei einem Zulieferer in Emstek (Landkreis Cloppenburg) stehen. 100 Landwirte blockierten bis zum Morgen ein Zentrallager im Landkreis Harburg, sodass dort nichts angeliefert werden konnte. In Bremervörde stellten Unbekannte vor sieben Supermärkten Silageballen ab. Ein Protest in Schwanewede (Landkreis Osterholz) wurde unterdessen beendet.
Der Zorn der Landwirte richtet sich gegen die ihrer Ansicht nach viel zu niedrigen Preise für Lebensmittel. Das Geld, das Landwirte für Milch, Fleisch oder andere Erzeugnisse erhielten, reiche zum Wirtschaften auf den Höfen nicht mehr aus, zitiert der NDR die Landwirte. Bereits am Freitag hatten Landwirte ein Zentrallager von Edeka im Landkreis Ammerland blockiert. Anlass waren Billigangebote bei Milchprodukten.
Am Rande der Proteste in Emstek hat sich in der Nacht zu Dienstag ein tragischer Unfall ereignet. Eine 17-jährige Treckerfahrerin kam in einer Kurve von der Straße ab und wurde unter dem umgestürzten Trecker eingeklemmt. Sie wurde schwer verletzt in eine Klinik gebracht.
Proteste auch in Rostock
Auch in Rostock fanden in der Nacht Proteste vor dem dortigen Lidl-Logistikzentrum statt, so NDR MV. Insgesamt 25 Traktoren und sechs weitere Fahrzeuge blockierten Polizeiangaben zufolge zwischen 22 und 5 Uhr die Zufahrten zum Lidl-Betriebsgelände. Wie es hieß, wurde dadurch mehreren Lkw die Zufahrt zur Anlieferung beziehungsweise die Abfahrt vom Gelände verwehrt.
Angemeldet war die Aktion laut Polizei nicht. Deshalb werde nun geprüft, ob mögliche Verstöße gegen das Versammlungs-, Straf- und Infektionsschutzgesetz vorliegen. Außerdem sei eine Strafanzeige wegen Nötigung aufgenommen worden.
Auslöser der Proteste war ein Brief der großen deutschen Handelsketten an Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Die Top-Manager von Edeka, Rewe, Aldi, Lidl und Kaufland hatten sich darin über Bundes-Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) beschwert. In einem Gesetzentwurf, der Bauern und kleinere Lieferanten vor dem Preisdruck schützen soll, hatte sie von unfairen Bedingungen gesprochen.
Rewe-Logistikzentrum in Kiel dicht
Mehr als 100 Landwirte hatten nach Angaben der Polizei am späten Montagabend mit bis zu 70 Traktoren die Zufahrt zum Rewe-Logistikzentrum in Kiel versperrt. Die Landwirte lösten die Blockade nach Angaben der Polizei um 22.30 Uhr wieder auf.
Mitte November hatten verschiedene Verbände - darunter Land schafft Verbindung (LSV) - bei den direkten Abnehmern wie Molkereien und Schlachtereien für eine andere Preispolitik geworben. Jetzt richtet sich der Protest gegen die Handelsketten, mit denen die Landwirte in der Regel keine direkten Geschäftsbeziehungen haben.
Gegen DüngeVO: 600 Trecker in Dresden
In Dresden richtete sich der Protest der Landwirte am Montagnachmittag hingegen gegen die neue Düngeverordnung. Etwa 1.000 Bauern waren laut MDR mit ca. 600 Traktoren in die sächsische Landeshauptstadt gefahren, um ihren Unmut über die ihrer Meinung nach existenzbedrohenden neuen Bestimmungen zum Ausdruck zu bringen.
Gegen 17 Uhr gab es eine Kundgebung vor der Staatskanzlei. Dort wurden die Forderungen der Landwirte an die Politik noch einmal deutlich gemacht. In der Dresdner Innenstadt kam es wegen der Demo zu erheblichen Verkehrseinschränkungen.