Bei der Hauptversammlung von Bayer haben die Aktionäre dem Vorstand am Freitag das Vertrauen entzogen und mit rund 55 % gegen eine Entlastung gestimmt. Dies ist ein „historisches Ereignis“, wie Branchenkenner sagen, weil es noch nie zuvor vorgekommen ist, dass einem amtierenden DAX-Vorstand-Chef so etwas passiert. Die Abstimmung hat zwar keine direkten Auswirkungen, gilt aber als Imageschaden.
Laut der Tagesschau ging es auf der Hauptversammlung des Bayer-Konzerns ungewohnt heftig zu. Bei einem stundenlangen Sitzungsmarathon musste sich Bayer-Chef Werner Baumann viele kritischen Fragen stellen, heißt es. Viele Aktionäre seien sauer, weil ihre Aktien innerhalb nur eines Jahres um fast 40 % an Wert verloren haben.
Der Kurs war nach der Übernahme des US-amerikanischen Saatgutherstellers Monsanto und zwei verlorenen Schadenersatzprozessen eingebrochen. Wegen Glyphosat gibt es in den USA über 13.000 Klagen gegen Bayer. Vermögensverwalter werfen dem Bayer-Management vor, die Risiken falsch eingeschätzt zu haben, die mit der Übernahme verbunden waren. Fonds-Sprecher nannten die Situation einen Scherbenhaufen. Ein Aktionärsschützer sagte, der Verlust an Wert und Reputation bei einem DAX-Konzern in so kurzer Zeit sei eine Schande.
Baumann dagegen verteidigt weiterhin den Kauf von Monsanto. Dies sei strategisch richtig gewesen und Glyphosat sei ein sicherer Wirkstoff, wie über Hundert Studien belegten.