Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Jahrestagung

Bayerische Landfrauen sehen den Wunsch der Verbraucher nach Nähe als Chance

Brücken bauen zwischen Stadt und Land kann über Transparenz und regionale Produkte gelingen, sagen die Landfrauen aus Bayern. Auch Vertical Farming könnte ein Weg zu mehr Nähe werden.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Bedürfnis von Verbrauchern nach Nähe und Transparenz bei der Erzeugung von Lebensmitteln ist gestiegen. „Diese Entwicklung bietet große Chancen für Bäuerinnen und Bauern. Auch, um so Brücken zu bauen zwischen Stadt und Land“, sagte Landesbäuerin Anneliese Göller.

Wie das künftig gelingen kann, damit haben sich die Landfrauen im Bayerischen Bauernverband bei ihrer Jahrestagung befasst und sich Experten zum Thema Vertical Farming sowie zu regionalen Versorgungsprojekten ins Haus geholt, informiert der Bayerische Bauernverband (BBV).

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Hinter jedem heimischen Produkt steht eine Bauernfamilie

„Auch im Zuge der Corona-Pandemie ist in der Bevölkerung der Wunsch nach regionaler Versorgung gewachsen“, sagte Göller beim Landesausschuss der Landfrauen im Bayerischen Bauernverband. Wir können und müssen deutlich machen, „dass hinter jedem heimischen Produkt eine Bauernfamilie steht, die hochwertige Produkte mit viel Herzblut vor der Haustüre produziert.“

Die Regionalität müsse in den Fokus rücken – dies fordert der Bayerische Bauernverband auch in seinen Anliegen bei den Koalitionsverhandlungen für die Bildung der neuen Bundesregierung und in seinen Thesen zur „Landwirtschaft 2040“.

Landesbäuerin Göller: „Es geht darum, das Bewusstsein bei Privat- und Großverbrauchern für Regionalität und Saisonalität zu schärfen. Und es geht darum, bei den Unterrichtseinheiten im Rahmen der Projektwochen ‚Schule fürs Leben‘ endlich das Wissen und die Wertschätzung für Lebensmittel zu stärken - und zwar schon von klein auf.“

Aus Sicht der Landesbäuerin müssen öffentliche Institutionen Vorbild und Vorreiter sein beim Einsatz von Produkten aus regionaler und saisonaler Landwirtschaft: „In der Gemeinschaftsverpflegung braucht es einen verpflichtenden Anteil an regionalen Produkten.“

Der Landesbäuerin ist es ein Anliegen, Landwirtschaft den Verbrauchern nahe zu bringen. „Für mich steht fest: Wenn Landwirtschaft in Zukunft auch auf Stadtgebiete ausgeweitet wird, trägt dies entscheidend dazu bei, die Landwirtschaft in die Mitte der Gesellschaft zu rücken und das Miteinander von Stadt und Land, von Erzeugern und Verbrauchern zu stärken. Je mehr Wissen rund um die Landwirtschaft in den Köpfen ist, desto mehr Wertschätzung bekommen wir für unsere Arbeit und unsere hervorragenden heimischen Lebensmittel.“

Vertical Farming ist Brücke zwischen Stadt und Land

Wie Landwirtschaft in der Stadt in Zukunft funktionieren kann, zeigte Christine Zimmermann-Lössl, Vorstandsvorsitzende der Association for Vertical Farming e.V.

„Wir stehen vor den größten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte: Klimawandel, Endlichkeit von Ressourcen und enormes Bevölkerungswachstum. Wie können wir in der Zukunft genug Nahrung nachhaltig für alle produzieren?“

Bis 2060 würden rund 80 % der Menschen in Städten leben. Vertikale Landwirtschaft könne Teil der Lösung in der Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln sein, insbesondere dort, wo Boden und Fläche knapp sind.

Die Methode: Pflanzen werden auf mehreren Ebenen innerhalb eines Raumes angebaut. Passgenau wird künstliches Licht mit richtiger Wellenlänge genutzt, die Temperatur kontrolliert und die Pflanzen mit Feuchtigkeit, Nährstoffen, Wasser und CO2 versorgt. Die Vision von Christine Zimmermann-Lössl: „Vertikale Landwirtschaft kann Zugang zu frischen Lebensmitteln in großer Menge bieten unabhängig von Klima und Standort und damit zur weltweiten Nahrungsmittelsicherheit beitragen. In den kommenden Jahrzehnten, in denen Überbevölkerung und Klimawandel unsere derzeitige Lebensweise in Frage stellen, wird vertikale Landwirtschaft eine notwendige Lösung für globale Nahrungsmittelproduktion sein.“

Landwirtschaft ist mehr als Nahrungsmittelerzeugung

In der anschließenden Diskussion mit den Landfrauen wurde deutlich, dass vertikale Landwirtschaft nicht als Alternative, sondern nur als Ergänzung zur bisherigen Landbewirtschaftung gesehen werden kann. Denn Landwirtschaft sei mehr als Nahrungsmittelerzeugung, hinzukommen weitere vielfältige Leistungen, wie die Pflege der Kulturlandschaft. Zimmermann-Lössl machte den Bäuerinnen Mut zur weiteren Diskussion: „Angesichts der Herausforderungen der Zukunft müssen wir uns neu aufstellen. Sie sind Innovatoren auf diesem Weg. Vertical Farming ist ein kleiner Baustein.“

-----

Teil 2 - Praxisbeispiele

Bauern liefern in 520 REWE-Märkte in Bayern

Am Nachmittag informierten sich die Landfrauen über weitere Projekte, bei denen die Vermarktung regionaler landwirtschaftlicher Produkte im städtischen Umfeld im Mittelpunkt steht. Wie eine nachhaltige Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten und Erzeugern gelingen kann, zeigt die REWE Group.

Simone Münsterer, Lokalitätsbeauftragte bei REWE Süd, erklärte, wie regionale Erzeugnisse in die über 520 REWE-Märkte in Bayern kommen und welche Voraussetzungen für diese REWE Lokal-Partnerschaften erfüllt sein müssen. „Regionale Erzeugnisse bereichern die Sortimente, fördern Kreisläufe vor Ort und stiften Identifikation. Gegenseitiges Vertrauen und ein faires Zusammenarbeiten auf Augenhöhe sichern den gemeinsamen Erfolg der REWE Lokal-Partnerschaften“, sagte Münsterer.

Beispiel Münchner Bauern Genossenschaft eG

Andreas Grünwald, Landwirt und Vorstand der Münchner Bauern Genossenschaft eG, gab Einblick in die Arbeit dieses noch jungen Unternehmens. „Wir haben eine Genossenschaft gegründet, weil wir so gemeinsame Ziele leichter erreichen, ohne dabei die eigene Selbständigkeit aufgeben müssen.“ Gemeinsam mit zwei Berufskollegen erzeugt Grünwald unter anderem Quinoa, Süßkartoffeln und Topinambur. Die Produkte werden im Großraum München in Hofläden, ausgewählten Ladengeschäften und Cateringfirmen vermarktet.

Mitmach-Supermarkt FoodHub

„Gemeinsam fair handeln“ ist der Ansatz des Mitmach-Supermarkts FoodHub in München. Die Genossenschaft mit 1200 Mitgliedern bietet ein Vollsortiment mit lokaler Direktvermarktung und 90 Direktanbietern.

„Es gibt einen einheitlichen Preisaufschlag auf alle Produkte. Der Bauer bestimmt den Preis“, sagt Kristin Mansmann, Vorstand FoodHub München Market eG. Durch die Mitarbeit der Genossen drei Stunden innerhalb von 4 Wochen werden die Personalkosten reduziert und die Identifikation mit der Genossenschaft gestärkt.

BayernBankett Gastronomie GmbH

„Von der Farm auf die Gabel“ - Johann Gillinger erläuterte die Qualitätsphilosophie der BayernBankett Gastronomie GmbH. Das Unternehmen gehört zu den großen Anbietern von Systemgastronomie und Catering-Dienstleistungen in und um München.

Als Prokurist und Bereichsleiter Catering ist Gillinger verantwortlich für den Umgang mit allen eingesetzten Ressourcen. „Wir kaufen regional und saisonal und unterstützen so Erzeugerbetriebe in der Region.“ 100 % des verarbeiteten Fleisches stammt aus Bayern (Schwein, Geflügel) bzw. Deutschland (Rind/Kalb), 93 % der Hauptlieferanten stammen aus dem Umfeld von 200 km um München, 80 % aus dem Umfeld von 100 km.

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.