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Dänemark – Betriebe in der Schuldenspirale

Eine dänische Agrarberaterin brachte es bei der Jahrestagung der Jungen DLG in Kiel auf den Punkt: "Unsere Landwirtschaft ist pleite und steckt in einem Teufelskreis aus hohen Schulden und fehlendem Eigenkapital."

Lesezeit: 3 Minuten

Dänische Schweine- und Milchviehhalter bewegen sich in einem Teufelskreis hoher Verbindlichkeiten, fehlendem Eigenkapital und nachlassender Liquidität. Nicht zuletzt sind wegen unüberwindbarer Liquiditätsprobleme die Insolvenzen drastisch angestiegen.

„Unsere Landwirtschaft ist pleite. Rund ein Drittel der Betriebe steckt in den ‚roten Zahlen‘ oder ist unmittelbar vom Bankrott bedroht“, sagt Sune Hallberg, landwirtschaftlicher Unternehmensberater in Dänemark. Das klingt niederschmetternd.

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Der Verschuldungsgrad in der dänischen Landwirtschaft ist auch deshalb markant gestiegen, weil die Werte weggebrochen sind. Neue Kredite werden nicht genehmigt, das heißt es gibt keine frische Liquidität. Auch der Generationswechsel wird erschwert, was zu einer Überalterung der Betriebsleiter führt. Die Betriebe müssen sich selbst helfen, weil sich auch die Banken in Schieflage befinden.

Hintergrund: Aufgrund des dänischen Erbschaftssteuerrechts können landwirtschaftliche Betriebe nur mit erheblichen Krediten übernommen werden. Sie werden im Normalfall nicht vererbt, sondern an die nachfolgende Generation verkauft. Diese starten also schon mit einer hohen Schuldenlast. Das ehrgeizige Wachstum der Betriebe wurde zunehmend „mit heißer Nadel gestrickt“. Die Situation eskalierte vollends ab dem Jahr 2005, als die Bodenpreise aufgrund der weiter fallenden Kapitalmarktzinsen und überzogener Renditeerwartungen zunächst in astronomische Höhen schnellten. „Das hat für die Betriebe wie eine Droge gewirkt: Sie konnten schnell Wachstumsschritte umsetzen“, sagt Hallberg.

Und alle haben mitgemacht. Es setzte ein intensiver Wettbewerb der Banken um die Kunden ein, und Eigenkapital wurde kaum mehr gefordert. So entwickelte sich parallel zum Bodenpreis die Schuldenbelastung der Betriebe. Diese Entwicklung kam Mitte 2008 mit der Finanzkrise abrupt ins Stocken. Der Landpreis hat sich seither fast halbiert. Damit hat sich aber auch der Wert der Sicherheiten halbiert, was das dänische Bankensystem ins Wanken brachte. Im Juni 2011 kollabierte die erste regionale Bank. Eine Maßnahme, um dem gegenzusteuern, war: kein Neugeschäft mit Landwirten und Reduzierung des Anteils landwirtschaftlicher Kredite.

Fazit: Auch bei unseren nördlichen Nachbarn hat ein Umdenken eingesetzt. „Es setzt sich die Erkenntnis durch, dass Landwirtschaft ohne Eigenkapital nicht funktioniert“, sagt Hallberg.

Das sagt das Landesstatistikamt

Die wirtschaftliche Situation der dänischen Landwirte hat sich im vergangenen Kalenderjahr vor allem aufgrund der lang anhaltenden Dürre deutlich verschlechtert. Das Bruttofaktoreinkommen des Sektors, die Erlöse abzüglich der Produktionskosten und Steuern und zuzüglich der Subventionen, ging nach vorläufigen Angaben der Nationalen Statistikbehörde im Vergleich zum Vorjahr um 20,7 % auf umgerechnet rund 3,09 Mrd Euro zurück.

Laut den Statistikern hatte die Trockenheit für eine historisch kleine Getreideernte gesorgt, wobei die Ertragseinbußen durch moderat höhere Preise nicht ausgeglichen werden konnten. In der Nutztierhaltung hätten vergleichsweise niedrigen Schlachttierpreisen dürrebedingt höhere Futterkosten gegenübergestanden. So seien auch hier trotz höherer Verkaufszahlen unter dem Strich ebenfalls rückläufige Ergebnisse zustande gekommen. Die Behörde wies aber darauf hin, dass 2018 ungeachtet der gravierenden Probleme mit der Witterung und auf den tierischen Märkten in ökonomischer Hinsicht nicht zu den schlechtesten Jahren der vergangenen zwei Dekaden zähle. Den Tiefpunkt hätten die Jahre 2008 und 2009 markiert, als sich das Sektoreinkommen im Zuge der Weltfinanz- und -wirtschaftskrise jeweils auf weniger als 2,5 Mrd Euro belaufen habe. Dem stünden das gute Jahr 2017 mit umgerechnet 3,91 Mrd Euro und das bisherige Rekordjahr 2012 mit fast 4,6 Mrd Euro gegenüber. Dabei drückt die dänische Landwirtschaft seit längerem aber ein strukturelles Schuldenproblem.

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