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Hofnachfolge: WLV will Junglandwirte und Hofbesitzer zusammenbringen

Landwirte ohne Nachfolger, Junglandwirte ohne Hof: Diese beiden Parteien will die NRW-Initiative „außerfamiliäre Hofnachfolge“ zusammenbringen. Ein Milchviehbetrieb zeigt, wie das funktionieren kann.

Lesezeit: 5 Minuten

Viele Junglandwirte und Junglandwirtinnen suchen einen Hof, viele Hofbesitzer einen Nachfolger. Und doch finden sie nicht zueinander. Die neue NRW-Initiative „außerfamiliäre Hofnachfolge“ will das ändern und beide Parteien über eine Vertrauensstelle zusammenbringen.

Die sieben beteiligten Institutionen stellten die neue Initiative am vergangenen Dienstag auf einem Milchviehbetrieb in Nachrodt-Wiblingwerde im Märkischen Kreis vor. Der Betrieb geht mit gutem Beispiel voran: Landwirt Günter Buttighoffer übergab seinen modernen Betrieb mit 180 Milchkühen und Grünland kürzlich an Junglandwirt Dominick Hannuschke und seine Freundin Sarah Krämer.

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Mit der außerfamiliären Hofübergabe ist Günter Buttighoffer bislang zufrieden. Die Übergabe ist der Startschuss für die neue NRW-weite Initiative. Beteiligt sind unter anderem Landwirtschafskammer, Landjugend und Landwirtschaftsverbände.

Suche nach Hofnachfolger schwierig

Günter Buttighoffer bewirtschaftete den elterlichen Milchviehbetrieb im Sauerland über vier Jahrzehnte. Einen Nachfolger aus der eigenen Familie gibt es nicht. Obwohl er als Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Märkischer Kreis gut vernetzt ist, gestaltete sich die Suche für den 64-Jährigen schwierig. „Vier Jahre lang habe ich nach einem Hofnachfolger gesucht“, erzählte er. Sein Wirtschaftsberater machte ihn schließlich auf den Junglandwirt Dominick Hannuschke aufmerksam, der einen Milchviehbetrieb zur Übernahme suchte.

Dem heutigen Betriebsleiter Dominick Hannuschke war schon als Kind klar, dass er Landwirt werden will. „Zu Beginn nicht zur Begeisterung meiner Eltern“, sagte er. Einen Landwirt gab es in der Familie nicht. Der Bezug fehlte. Doch Hannuschke ließ sich nicht vom Weg abbringen und verfolgte seinen Traum. „Schon in der Ausbildung habe ich darauf geachtet, auf innovativen Betrieben zu arbeiten. Auch in der freien Zeit war ich immer irgendwo auf dem Hof“, sagte er. Es folgten Auslandserfahrungen in den USA, die Meisterschule und schließlich einige Monate Außendiensttätigkeit als Zuchtberater. „Mein Traum war immer ein eigener Hof. Aber in Deutschland ist es unüblich, einem Fremden seinen Hof zu geben. Entweder werden sie an Erben überschrieben oder aufgegeben“, so Hannuschke.

Nach ersten positiven Gesprächen zwischen beiden Parteien stellte Buttighoffer den Junglandwirt auf seinem Betrieb an. Parallel liefen die Vorbereitungen zur GbR-Gründung und zur Veräußerung des Betriebs. Der gesamte Prozess bis zur Übergabe dauerte etwa 2,5 Jahre. Mittlerweile läuft der Betrieb von Hannuschke und Krämer unter dem Namen „DOSA GBR“. Buttighoffer lebt seit der Übergabe einige Kilometer vom Betrieb entfernt. „Nur so kann ich mich distanzieren“, sagte Buttighoffer. Er sei aber „auf Abruf bereit“ und helfe den Hofnachfolgern bei Fragen jederzeit.

Der Bauernhof als Lebenswerk

Das eigene Lebenswerk – den landwirtschaftlichen Betrieb – in fremde Hände abzugeben, ist ein mutiger Schritt für viele Landwirte. Und auch aus formaler Sicht sei das viel Arbeit: „Die außerfamiliäre Hofübergabe war für die Steuerberater eine Herkulesaufgabe“, so Günter Buttighoffer. Am Prozess der Übergabe seien viele Parteien beteiligt – Banken, Finanzamt, Berater, Verpächter. Und nicht zuletzt stehen Persönlichkeiten hinter dem Prozess.

Hubertus Beringmeier, Präsident des WLV, skizzierte die Problemlage am Hof: „Einen über Generationen gewachsenen Bauernhof aufzugeben, weil kein Nachfolger da ist, ist eine schreckliche Sache für die Eigner. Die Flächen sind leicht zu verpachten, aber die Seele des Betriebes stirbt. Gleichzeitig sucht ein gut ausgebildeter Berufsnachwuchs, der selbst nicht immer vom Hof stammt, eine eigenständige Zukunft als Landwirt.“ Daher müsse es Ziel sein, Bauernhöfe als Ganzes zu erhalten, Hofabgeber und Hofsucher zusammen zu bringen und auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu begleiten.

Hofübernahme als junger Landwirt

Der Junglandwirt hatte seinen Traum fast aufgeben, als er 2016 einen Anruf von Günter Buttighoffer erhielt. „Er fragte mich, ob ich nicht Interesse an seinem Hof hätte“, erinnerte sich Hannuschke. So kam er 2016 erstmals nach Wiblingwerde. „Der erste Eindruck war überwältigend. Das war ein großer und topmoderner Hof. Aber es waren natürlich noch mehr Bewerber da.“ Als junger Landwirt, frisch von der Meisterschule, machte sich Hannuschke nicht allzu große Hoffnungen. Doch am Ende konnte er den Landwirt überzeugen. „Es hat einfach gepasst. Wir waren uns vom Züchterdenken und von den Vorstellungen ähnlich. Und ich war flexibel“, erinnerte sich Hannuschke. Bis heute bereut er seine Entscheidung nicht: „Ich habe meinen Lebenstraum erreicht.“

Sozialarbeiterin Sarah Krämer, die ihren Freund im Betriebsalltag voll unterstützt, stammt selbst nicht vom Hof. Jetzt weiß sie aber, was es heißt, einen Hof zu übernehmen. „Das ist ein holpriger Prozess. Und selbst wenn man den Hof dann übernommen hat, gibt es Momente, in denen man sich wünscht, man könnte einen neutralen Berater heranziehen. Besonders in sozialen Angelegenheiten fehlte uns das.“ Hier will die Vertrauensstelle der Landwirtschafskammer anknüpfen und Ansprechpartner sein.

Die neue NRW-weite Initiative „außerfamiliäre Hofnachfolge“ wurde von sieben Verbänden und Organisationen ins Leben gerufen. Die Vertrauensstelle ist bei der LWK angesiedelt und dient als „Dreh- und Angelpunkt“. Sie kümmert sich um eine diskrete und seriöse Kontaktaufnahme, die Vermittlung und Begleitung des Hofnachfolgeprozesses. Im ausdrücklichen Gegensatz zu einer „Hofbörse“ soll die Diskretion im Vordergrund stehen. Betriebe, die einen Nachfolger suchen, können sich an die Vertrauensstelle wenden. Diese erstellt individuelle Hofprofile und sucht daraufhin nach geeigneten möglichen Nachfolgern. Erst bei einer Übereinstimmung kommt es zur Vermittlung der Kontakte.

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