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Studie: Deutscher Lebensmittelkonsum soll Umwelt und Klima im Ausland belasten

Unsere Ernährungsgewohnheiten führen zu einer starken Inanspruchnahme von Flächen im Ausland. Laut einer UBA-Studie wurden 2016 rund 11,7 Mio. ha in anderen Ländern beansprucht.

Lesezeit: 4 Minuten

Für die Herstellung der in Deutschland konsumierten Lebensmittel werden auch im Ausland viele Umweltressourcen wie Land und Wasser in Anspruch genommen; zudem werden Treibhausgase freigesetzt.

In einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) mit dem Titel „Von der Welt auf den Teller“ ist aktuell untersucht worden, welche Umweltwirkungen der über den eigenen Tellerrand hinausgehende Nahrungsmittelverbrauch in Deutschland hat. Grundlage der Studie waren laut UBA meist Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis), die es im Rahmen einer Umweltökonomischen Gesamtrechnung (UGR) mit Input-Output-Analyse ermöglichen, die im In- und Ausland verursachten Umweltinanspruchnahmen zu schätzen und den Gütern der Endnachfrage zuzurechnen.

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Dem UBA zufolge wurde 2016 zur Deckung der Ernährungsgewohnheiten der Bundesbürger eine landwirtschaftliche genutzte Fläche (LF) von 18,3 Mio. ha benötigt, davon 7,1 Mio. ha für pflanzliche Nahrungsmittel und 11,2 Mio. ha für tierische Produkte einschließlich des Futteranbaus. Tatsächlich wurden im Inland aber nur 6,6 Mio. ha für die hierzulande verbrauchten Lebensmittel genutzt, 11,7 Mio. ha dagegen im Ausland. Das entsprach einem Anteil von 64 % des benötigten Anbauareals, der 2008 noch bei 58 % gelegen hatte.

Die meisten Auslandflächen für die Versorgung des deutschen Marktes liegen dem UBA zufolge in Frankreich und Brasilien. So würden im Nachbarland für uns unter anderem Salate, Obst, Getreide oder Wein angebaut. In Brasilien seien es Kaffee, Zitrusfrüchte, Fruchtsäfte, Rindfleisch und Soja. Allein für die jährliche Einfuhr von Kaffee nach Deutschland werden laut der Studie für dessen Anbau im Ausland 1,2 Mio. ha benötigt, was 75 % der Fläche Schleswig-Holsteins entspricht. Für den Durchschnittskonsum von Kaffee, Kakao, Tee und Gewürzen werden rechnerisch für jeden Bundesbürger 203 m2 Produktionsfläche in anderen Ländern in Anspruch genommen; das ist fast ein Viertel des benötigten Gesamtareals für pflanzliche Produkte.

Hoher Flächenverbrauch bei Fleisch und Milch

Kritisch sieht das UBA den hohen Flächenverbrauch für den Fleischkonsum in Deutschland, der sich im Mittel auf 63 kg pro Kopf und Jahr beläuft. Für Futter und Weiden seien große Areale nötig, vor allem bei Rindfleisch. So würden zur Erzeugung von 1 kg Rindfleisch 37 m2 gebraucht, bei Geflügel gut 10 m2 und bei Schweinefleisch 5,5 m2.

In den letzten Jahren sei der Fleischkonsum insgesamt zwar gesunken, bei Rind und Geflügel jedoch gestiegen, was zu einem höheren Flächenbedarf geführt habe, der bei allen Fleischsorten zusammen 2016 im Schnitt bei 808 m2 gelegen habe. Beim Rindfleisch werden laut UBA wegen des hohen heimischen Futteranbaus ausländische Flächen insbesondere über den Import in Anspruch genommen, die ein Drittel des Verbrauchs ausmachen.

Bei den Schweinen sind es hingegen die Futtermitteleinfuhren, vor allem Soja aus Südamerika, die 35 % der für den Anbau notwendigen Flächen ins Ausland verlagern. Nicht ungeschoren kommt beim UBA auch die Milch davon, denn der Konsum von Milcherzeugnissen benötige 4,4 Mio ha LF für den Futteranbau, das entspreche 540 m2 je Bundesbürger. Da einige Milchprodukte importiert würden, vor allem aus der Europäischen Union, liege rund ein Viertel der Futterflächen für den heimischen Konsum im Ausland.

Auch andere Ressourcen beansprucht

Aber nicht nur ausländische Flächen werden dem UBA zufolge für unseren Lebensmittelkonsum genutzt, sondern auch die Ressource Wasser. Für die Herstellung der hierzulande konsumierten Nahrungsmittel würden pro Kopf jährlich etwa 1,2 Mio l verbraucht, täglich seien das 3.350 l oder etwa 22 Badewannen.

Der Studie zufolge werden davon etwa 15 Badewannen oder rund 70 % im Ausland verbraucht. Problematisch sei, so das UBA, dass fast 10 % des ausländischen Wasserbedarfs für die von Deutschland importierten Nahrungsmittel aus Ländern mit saisonalem oder andauerndem Wassermangel stammten. Hierbei handle es sich vor allem um Früchte, Obst und Gemüse aus Spanien oder der Türkei.

Aber auch Einfuhren aus Nordafrika oder Indien seien bedenklich. Insbesondere wenn dort für die Bewässerung in Trockenregionen „blaues Wasser“ aus dem Grund oder Seen und Flüssen entnommen werde, könnten sich negative Umwelteffekte und auch Verteilungskonflikte ergeben.

Das UBA wies zudem darauf hin, dass auch die Einschränkung des Fleischkonsums zur Wassereinsparung führe, denn dieses werde für die Futtermittelherstellung teilweise in großen Mengen benötigt. Den Untersuchungen des Bundesamtes zufolge entfällt zudem gut die Hälfte des mit unserem Lebensmittelverbrauch in Zusammenhang stehenden Treibhausgasausstoßes auf das Ausland.

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