DRV: Positionen der Wir-haben-es-satt-Demo überholt
Auch in diesem Jahr rufen Organisationen zu einer sogenannten „Wir haben es satt“-Demonstration auf. Die Forderungen seien seit 10 Jahren identisch. Der DRV vermisst Erkenntnisgewinne.
Am Samstag findet in Berlin wieder die „Wir-haben-es-satt-Demonstration“ anlässlich der Grünen Woche statt. Auf die Straße gehen dann Agrarkritiker, Natur- und Tierschützer, Imker - aber auch Landwirte wie die der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Sie alle fordern eine Agrarwende, wie immer die aus ihrer jeweiligen Sicht aussehen soll.
AbL-Geschäftsführer Georg Janßen etwa will eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft, für Klima-, Tier- und Umweltschutz sowie für globale Gerechtigkeit. Die Positionen seien unverändert erforderlich, damit die Landwirtschaft aus der Verteidigungsposition herauskomme und „das brutale Höfesterben“ gestoppt werde.
Den Schlüssel dafür sieht Janßen in „fairen“ Preisen für eine klimaschonende Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung. Dafür müssten in der EU-Agrarreform Punktesysteme etabliert werden, die deutliche finanzielle Anreize setzten und eine solche Erzeugung wirtschaftlich besserstellten. Durch eine Staffelung und eine Höchstgrenze der Direktzahlungen müsse außerdem eine deutliche soziale Komponente geschaffen werden.
Ein starres Festhalten an nicht haltbaren Positionen wirft den Demonstranten dagegen der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Dr. Henning Ehlers, vor. Die Forderungen zum Höfesterben, zur Klimakrise, gegen Hungersnöte und für den Erhalt der Artenvielfalt seien seit zehn Jahren nahezu unverändert. „Offensichtlich gab und gibt es auch vor dem Hintergrund der gravierenden Klimasituation und des Kriegsgeschehens in der Ukraine keine Erkenntnisgewinne oder Verschiebungen der Argumente“, schreibt Ehlers in einem Beitrag für AGRA-EUROPE.
Nicht nachvollziehbar ist für den DRV-Hauptgeschäftsführer insbesondere die Kritik an der „Agro-Gentechnik“. Die vorgebrachten Einwände gegen moderne Züchtungsmethoden seien wissenschaftlich widerlegt. Dennoch würden Fakten und offensichtliche Zielkonflikte der vorgebrachten Forderungen seit Jahren ausgeblendet.
„Soll das Ziel einer ausreichenden Nahrungsproduktion und die Bekämpfung von Hunger nicht vernachlässigt werden, müssen bei wachsender Weltbevölkerung und geringer werdenden Weide- und Ackerflächen die Erträge mit Hilfe neuer Züchtungsmethoden gesteigert und stabilisiert werden“, stellt Ehlers fest.
Wenig Bewegung
Nach Überzeugung des Raiffeisen-Hauptgeschäftsführers zwingen die notwendige Verlangsamung des Klimawandels und die Bekämpfung des Hungers dazu, schneller zu reagieren: „Die enormen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur mit technologischem Fortschritt und dem Einsatz moderner Verfahren begegnen.“ Ehlers hofft deshalb auf ein Umdenken in den Reihen der „Wirhaben-es-satt-Protestler“, kann aber bislang wenig Bewegung erkennen.
Umsomehr sieht er die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern gefordert, angesichts der Verwerfungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten ein positives Klima für die Entwicklung und den Einsatz von Innovationen zu ermöglichen. „Ansonsten werden wir weder den Hunger erfolgreich bekämpfen noch den Klimawandel aufhalten“, warnt der DRV-Vertreter.
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Am Samstag findet in Berlin wieder die „Wir-haben-es-satt-Demonstration“ anlässlich der Grünen Woche statt. Auf die Straße gehen dann Agrarkritiker, Natur- und Tierschützer, Imker - aber auch Landwirte wie die der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Sie alle fordern eine Agrarwende, wie immer die aus ihrer jeweiligen Sicht aussehen soll.
AbL-Geschäftsführer Georg Janßen etwa will eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft, für Klima-, Tier- und Umweltschutz sowie für globale Gerechtigkeit. Die Positionen seien unverändert erforderlich, damit die Landwirtschaft aus der Verteidigungsposition herauskomme und „das brutale Höfesterben“ gestoppt werde.
Den Schlüssel dafür sieht Janßen in „fairen“ Preisen für eine klimaschonende Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung. Dafür müssten in der EU-Agrarreform Punktesysteme etabliert werden, die deutliche finanzielle Anreize setzten und eine solche Erzeugung wirtschaftlich besserstellten. Durch eine Staffelung und eine Höchstgrenze der Direktzahlungen müsse außerdem eine deutliche soziale Komponente geschaffen werden.
Ein starres Festhalten an nicht haltbaren Positionen wirft den Demonstranten dagegen der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Dr. Henning Ehlers, vor. Die Forderungen zum Höfesterben, zur Klimakrise, gegen Hungersnöte und für den Erhalt der Artenvielfalt seien seit zehn Jahren nahezu unverändert. „Offensichtlich gab und gibt es auch vor dem Hintergrund der gravierenden Klimasituation und des Kriegsgeschehens in der Ukraine keine Erkenntnisgewinne oder Verschiebungen der Argumente“, schreibt Ehlers in einem Beitrag für AGRA-EUROPE.
Nicht nachvollziehbar ist für den DRV-Hauptgeschäftsführer insbesondere die Kritik an der „Agro-Gentechnik“. Die vorgebrachten Einwände gegen moderne Züchtungsmethoden seien wissenschaftlich widerlegt. Dennoch würden Fakten und offensichtliche Zielkonflikte der vorgebrachten Forderungen seit Jahren ausgeblendet.
„Soll das Ziel einer ausreichenden Nahrungsproduktion und die Bekämpfung von Hunger nicht vernachlässigt werden, müssen bei wachsender Weltbevölkerung und geringer werdenden Weide- und Ackerflächen die Erträge mit Hilfe neuer Züchtungsmethoden gesteigert und stabilisiert werden“, stellt Ehlers fest.
Wenig Bewegung
Nach Überzeugung des Raiffeisen-Hauptgeschäftsführers zwingen die notwendige Verlangsamung des Klimawandels und die Bekämpfung des Hungers dazu, schneller zu reagieren: „Die enormen Herausforderungen unserer Zeit können wir nur mit technologischem Fortschritt und dem Einsatz moderner Verfahren begegnen.“ Ehlers hofft deshalb auf ein Umdenken in den Reihen der „Wirhaben-es-satt-Protestler“, kann aber bislang wenig Bewegung erkennen.
Umsomehr sieht er die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern gefordert, angesichts der Verwerfungen auf den Energie- und Rohstoffmärkten ein positives Klima für die Entwicklung und den Einsatz von Innovationen zu ermöglichen. „Ansonsten werden wir weder den Hunger erfolgreich bekämpfen noch den Klimawandel aufhalten“, warnt der DRV-Vertreter.