Bäuerliche Familienbetriebe verlieren durch niedrige Zinsen an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Großbetrieben. Darauf weisen Prof. Ulrich Koester und Prof. Stephan von Cramon-Taubadel in dem Diskussionspapier „Besonderheiten der landwirtschaftlichen Kreditmärkte“ hin.
Niedrige Zinsen reduzierten die Produktionskosten von kapitalintensiv erzeugten landwirtschaftlichen Produkten und seien zum Vorteil für größere Betriebseinheiten, die meist kapitalintensiver produzierten als kleinere Betriebseinheiten, heißt es in dem beim Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO) erschienenen Papier.
Niedrige Zinssätze könnten somit den Strukturwandel beschleunigen; diese Wirkung werde insbesondere dann eintreten, wenn Entscheidungen über die Betriebsübergabe getroffen würden. Potentielle Betriebsnachfolger werden laut Koester und von Cramon-Taubadel bei niedrigen Zinssätzen verstärkt zu Investitionen in Sachkapital und Boden neigen und damit wahrscheinlich den landwirtschaftlichen Strukturwandel und die Abnahme der Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe beschleunigen.
Bei niedrigen Zinsen und erwarteten Preissteigerungen werde die Wettbewerbsfähigkeit von bäuerlichen Familienbetrieben auf dem Pachtmarkt zugunsten von Kaufflächen absinken. Zwar könnten Flächen, die von Nichtlandwirten erworben würden, auch an Familienbetriebe verpachtet werden; doch deutet die tatsächliche Entwicklung in der Bundesrepublik den Autoren zufolge nicht auf eine Wanderung der Flächen zu diesen Betrieben hin.
Die Erfahrung zeige, dass branchenfremde Investoren dazu neigten, größere Flächen am gleichen Standort zu kaufen und diese in bestehende landwirtschaftliche Betriebe einzubringen. Familienbetriebe seien hingegen mehr daran interessiert, im Umkreis ihres Standortes Land zu pachten und sich lokal zu vergrößern.