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Feinstaubdebatte: Redaktion Monitor stellt sich der Diskussion

Der Beitrag des Magazins „Monitor“, dass die Landwirtschaft für ca. 50.000 Feinstaubtote pro Jahr verantwortlich ist, hat vor allem in der Landwirtschaft hohe Wellen geschlagen. In einer Stellungnahme für top agrar online nimmt Monitor zu den Kritikpunkten Stellung.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Magazin „Monitor“ hatte Mitte Januar in einem Beitrag über die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub behauptet, dass die Landwirtschaft zu 45 % an den jährlich 120.000 Feinstaubtoten beteiligt sei. Dabei bezog sich die Redaktion vor allem auf eine bisher unveröffentlichte Studie des Mainzer Max-Planck-Instituts für Chemie.

Der Beitrag hat zu einer kontroversen Debatte im landwirtschaftlichen Berufstand geführt. In einer Stellungnahme die die Redaktion Monitor top agrar online zur Verfügung gestellt hat, bleibt das Magazin bei seiner bisherigen Position. Die Zahlen und Daten seien seriös recherchiert und durch mehrere Quellen gegengeprüft, argumentiert die Redaktion. Es geht Monitor nicht darum, „eine Berufsgruppe zu diskreditieren“. Es sei jedoch wissenschaftlich belegt, dass 95 % des Ammoniaks, das in die Umwelt gelangt, aus der Landwirtschaft stammte. Weil daraus sekundärer Feinstaub entstehe, trage die Landwirtschaft einen entscheidenden Anteil an der Entstehung des sekundären Feinstaubs (Anmerkungen der Red: Stellungnahme von Monitor im Wortlaut am Ende des Textes).

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Bauernverband bezweifelt die Ergebnisse

DBV-Präsident Joachim Rukwied bezeichnete die Zahlen als „spekulative Hochrechnungen, die hochgradig unseriös“ seien. Die Präsidenten Westfälisch-Lippischen und des Rheinischen Bauernverbands, Johannes Röring und Bernhard Conzen, schrieben WDR-Intendant Tom Buhrow einen Protestbrief. Darin forderten sie, dass gerade der WDR als öffentlich-rechtliches Medium sich „mit seriösem Journalismus konstruktiv“ berichten und „auf Panikmache verzichten“ solle.

Wissenschaftler unterschiedlicher Ansicht

Unter Medizinern und Wissenschaftlern werden die gesundheitlichen Auswirkungen von Stickoxiden und Feinstaub in Konzentrationen, wie sie derzeit in Deutschland vorhanden sind, unterschiedlich bewertet. Eine Gruppe von Wissenschaftlern verschiedener deutscher Institute (meist Epidemiologen, unter anderem aus dem Helmholtz-Institut in München, der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der Charité, Berlin) hat Krankheiten und Lebenserwartung von Regionen verglichen, die eine unterschiedliche Feinstaub- oder Stickoxidbelastung aufweisen. Ihre Untersuchungen ergeben für staubbelastete Gebiete ein erhöhtes Erkrankungs- und Mortalitätsrisiko. Dies hält eine andere Gruppe von klinischen Forschern und Lungenärzten nicht für eine belastbare Begründung für die geltenden Grenzwerte. Für die gefundenen geringen Lebenszeitdifferenzen zwischen den Regionen machen sie anderen Ursachen verantwortlich als die Immissionsbelastung durch Luftschadstoffe.

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Hier die Stellungnahme der Monitor-Redaktion im Wortlaut:

Zum Filmbeitrag „Feinstaub aus der Landwirtschaft“ haben uns zahlreiche Zuschauerreaktionen erreicht. Bemängelt wurde, dass die Berichterstattung einseitig, unseriös und wenig fundiert sei und auf fragwürdigen wissenschaftlichen Grundlagen basiere.

Bei unserer Berichterstattung haben wir uns im Kern auf die Untersuchungen von Herrn Prof. Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz sowie weiteren internationalen Studien bezogen. Prof. Lelieveld ist ein international anerkannter Wissenschaftler und ausgewiesener Spezialist für Atmosphärenphysik und Atmosphärenchemie, der bereits zahlreiche Studien zum Thema „Feinstaub“ veröffentlicht hat.

Die Zahlen der aktuellen Studie des Max Plack Instituts für Chemie basieren auf umfangreichem, neu erhobenem Datenmaterial sowie Zahlen aus mehr als 40 Studien aus über 16 verschiedenen Ländern. Die Daten stehen in diesem Umfang erstmals zur Verfügung. Ausgehend von ihnen wurde eine Berechnung vorzeitiger Todesfälle vorgenommen – beruhend auf einem wissenschaftlich anerkannten Verfahren, das es erlaubt, gesundheitliche Risiken einzuschätzen, um entsprechende vorbeugende Maßnahmen zu treffen.

Zur Kritik, der Beitrag sei fragwürdig recherchiert, es handele sich um eine einseitige Berichterstattung.

Wir sehen es als unsere Pflicht, Zahlen und Quellen genau zu prüfen und uns nicht nur auf die Aussage eines einzigen Wissenschaftlers zu verlassen. Deswegen haben wir die Daten auch jeweils mit wissenschaftlichen Einrichtungen wie dem Umweltbundesamt sowie dem Thünen-Institut – einem Bundesforschungsinstitut – gespiegelt und abgeglichen. Im Ergebnis ergaben die Berechnungen von Prof. Jos Lelieveld unter anderem, dass eine Verbesserung der Luftqualität einen noch deutlich höheren Effekt auf die Gesundheit hätte als bisher angenommen. Besonders die Reduzierung der Ammoniak-Emissionen könnte die Feinstaub-Konzentration demnach deutlich vermindern. Dabei wird in der momentanen Diskussion um Gesundheitsgefahren durch Emissionen häufig unzulässig Feinstaub mit Stickoxiden vermischt. Im MONITOR-Beitrag ging es ausschließlich um Feinstaub und seine gesundheitsgefährdende Wirkung.

Die Tatsache, dass aus Ammoniak Feinstaub entsteht, sei eine Falschinformation.

In der Wissenschaft ist unumstritten, dass Ammoniak als Vorläufergas in der Luft mit anderen Gasen wie z.B. Stickoxiden und Schwefeldioxid reagiert und Feinstaub bildet. Das ist wissenschaftlicher Standard und in zahlreichen Untersuchungen belegt.

Die Landwirtschaft würde als Übeltäter hingestellt.

MONITOR geht es nicht darum, eine Berufsgruppe zu diskreditieren. Es gilt jedoch als wissenschaftlich belegt, dass 95% des Ammoniaks, das in die Umwelt gelangt, aus der Landwirtschaft stammt. Weil daraus sekundärer Feinstaub entsteht, trägt die Landwirtschaft einen entscheidenden Anteil an der Entstehung des sekundären Feinstaubs. Wie MONITOR-Recherchen ergeben haben, ist Feinstaub in der Stadt durchschnittlich bis zu einem Drittel landwirtschaftlichen Ursprungs, während Feinstaub auf dem Land zu zwei Dritteln landwirtschaftlichen Ursprungs ist. Die Untersuchungen des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz haben ergeben, dass durchschnittlich 45% des in Deutschland entstehenden Feinstaubs seinen Ursprung in der Landwirtschaft hat. Diese Ergebnisse sind bereits in früheren Studien veröffentlicht worden.

Im Filmbeitrag werden keine Lösungsansätze gezeigt.

Im Beitrag wurden die wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zur Ammoniak-Reduktion genannt. Dazu gehören die direkte Gülleeinarbeitung sowie die Installation von Filteranlagen in Tierställen. Zudem haben wir in unserem MONITOR-Beitrag auch darauf hingewiesen, dass eine Reduzierung der Tierbestände selbstverständlich unmittelbar dazu beitragen könnte, die Ammoniak-Emissionen zu senken.

Westdeutscher Rundfunk

Redaktion MONITOR

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