In Sersheim (Kreis Ludwigsburg) kam es am 1. Mai zu einem Fischsterben, nachdem Gülle von einer defekten Biogasanlage in die Metter gelangt war. Angler hatten dies zuerst bemerkt und die Behörden alarmiert. Die sollen aber nicht sofort gehandelt haben und noch immer Informationen über das Ausmaß zurückhalten, berichten verschiedene Zeitungen der Region.
Was war passiert?
Bei der betroffenen Biogasanlage in Sersheim soll ein Fermenter havariert und Gülle dann über einen Wassergraben in die Metter gelangt sein. Die Gülle war im Wasser deutlich wahrnehmbar. Es gab zudem eine starke Schaumbildung.
Laut dem Regierungspräsidium Stuttgart haben Einsatzkräfte daraufhin als Sofortmaßnahme den Entwässerungsgraben kurz vor dem Einlauf in die Metter durch einen Querriegel gesichert und die Gülle abgepumpt, die sich im Grabensystem gesammelt hatte.
Die Ermittlungen dauern an, laut Polizeipräsidium Ludwigsburg könnte es sich um einen technischen Defekt an einem Güllebehälter handeln. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn habe die Erstellung eines Gutachtens angeordnet, um zu klären, wie es zu dem Defekt an der Anlage kommen konnte, sagte ein Polizeisprecher. Zudem sei ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Gewässerverunreinigung eingeleitet worden.
Fremdeinwirkung könne aber immer noch nicht ausgeschlossen werden, schreibt etwa die Bietigheimer Zeitung. Dritte hätten demnach Zweifel am Bauhergang der Biogasanlage geäußert. Vor Ort sei zu sehen, dass der Einlauf in die Metter nicht ausreichend gesichert sei und so jederzeit wieder Gülle in den Fluss gelangen könnte.
Schaum und Gestank
An den ersten Tagen nach der Havarie soll die Gülle im Wasser deutlich wahrnehmbar gewesen sein. Es stank und schäumte. Dabei wurde beinahe die ganze Fischpopulation getötet, berichten die örtlichen Angelvereine.
Das verursachte Fischsterben habe ein Ausmaß, das zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht definierbar sei. Mitglieder sprechen von einem „katastrophalen Zustand“ und einem „großen Umweltdrama“. Die Vereine versuchen derzeit, die toten Fische abzuschöpfen.
Kritik an den Behörden
Sehr unzufrieden sind Anlieger und Angelvereine mit den Behörden. Es habe keine Warnung oder eine Information zur Gewässerverunreinigung gegeben. Offiziell wisse man noch immer nicht, was genau passiert ist. Die Öffentlichkeit wurde nur durch die Recherchen der Vereine und Zeitungen informiert.
Gewünscht habe man sich zumindest eine Warnung vor dem potenziell giftigen Wasser, so Anwohner. Das Landratsamt rechtfertigt sich derweil, dass von dem Vorfall zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung ausgegangen sei. Der ehrenamtliche Fischereiaufseher sei umgehend informiert worden, dieser wiederum habe die weiteren Betroffenen, darunter die ortsansässigen Fischereiberechtigten, kontaktiert, heißt es aus dem Kreishaus.
Aktuelle Lage
Inzwischen gab es weitere Hofkontrollen bei der Biogasanlage. Auch der Querriegel konnte entfernt werden. Die Wasserqualität hat sich durch den vergangenen Starkregen verbessert. Auch die Gräben sollen inzwischen gut gereinigt sein und keiner weiteren Behandlung bedürfen.
Die Angelvereine rechnen inzwischen mit einem Totalausfall der Fischpopulation. Es werde wohl bis zu zwei Jahre dauern, bis der Fischbestand wieder auf dem vorigen Stand sei. Die Vereine wollen nun Schadensersatz für ihre Gewässerabschnitte fordern.
In Sersheim soll nun ein weiterer Termin mit dem Hersteller der Anlage und einem Gutachter sowie mit Mitarbeitern des Landratsamtes stattfinden, um die Ursachen zu untersuchen. Das weitere Vorgehen soll durch die Staatsanwaltschaft bestimmt werden.