Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

Ernährungsverhalten

Halbierung des Fleischkonsums bringt kaum etwas

Aussagen wie „Besser essen fürs Klima“ oder „Klimawandel auf dem Teller“ bestimmen immer häufiger die Schlagzeilen. Aber ist es wirklich so einfach? Ein genauer Blick lohne sich, meint der VDF.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Deutschen haben ihr Ernährungsverhalten in den letzten Jahren stark verändert. Essen ist nicht mehr bloße Nahrungsaufnahme oder Nährstoffversorgung. Immer mehr Menschen fühlen sich von Ernährungstrends angesprochen und identifizieren sich mit den damit verbundenen Lebensstilen, sagt der Verband der Fleischwirtschaft e.V. (VDF). Umweltschützer fordern, die Deutschen sollten ihren Fleischkonsum halbieren und die Tierbestände abbauen, um die angestrebten Klimaziele noch zu erreichen. Als Hauptargument stütze sie sich auf die Aussage der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus dem Jahr 2006, die Nutztierhaltung erzeuge weltweit mehr Treibhausgase als der Verkehrssektor.

Vergleich von Nutztieren und Verkehr stark verzerrt

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Die Studie berücksichtige bei der Tierhaltung eine umfassende Ökobilanz, also sowohl direkte als auch indirekte Emissionen. Düngemittelproduktion, Futtermittelanbau sowie die Umwandlung von Wäldern in Weiden wurden in die Berechnung mit einbezogen. Beim Verkehr berücksichtigte die FAO jedoch nur die Abgase von fertigen Autos, Zügen und Flugzeugen. Die Auswirkungen der Herstellung von Fahrzeugmaterialien, Instandhaltung von Straßen usw. wurden ignoriert. Der Vergleich der Treibhausgasemissionen von Nutztieren mit denen des Verkehrs wäre somit stark verzerrt. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Zwischenzeit durch die FAO korrigiert.

Polarisiert und stark vereinfacht

Deutlich werde, die Aussage, mit der Halbierung des Fleischkonsums könne man die Klimaziele erreichen, ist schnell getätigt. "Sie polarisiert und ist stark vereinfacht", sagt der VDF. Und sie bleibe in den Köpfen hängen. Die richtigen Fragen, die sich an diese Aussage anschließen, habe die Landwirtschaftskammer Niedersachsen gestellt und beantwortet: Wie viel würde die Halbierung des Fleischkonsums zum Erreichen des Klimaziels denn überhaupt beitragen? Und wie sieht es im Vergleich zu anderen Bereichen aus?

Halbierung des Fleischkonsums mit nur geringen Effekt

Eine Halbierung des Fleischkonsums, wie im Fleischatlas 2018 empfohlen, würde Deutschland dem Klimaziel um etwa einen Prozentpunkt näherbringen. Dabei sei noch nicht berücksichtigt, dass ein geringerer Fleischkonsum einen Anstieg des pflanzlichen Nahrungsmittelbedarfs und der daraus resultierenden Emissionen mit sich bringen würde.

Auch die University of California komme mit einer Studie zu einem ähnlichen Ergebnis: Ein fleischfreier Montag von allen Amerikanern würde eine Reduzierung von nur 0,5 % der amerikanischen Treibhausgasemissionen ergeben. Im Gegensatz dazu würden Veränderungen in den Bereichen Technik, Genetik und Management die Nutztierhaltung weniger treibhausintensiv gestalten. Dafür spreche, dass laut FAO-Statistiken die direkten Treibhausgasemissionen der US-Viehhaltung seit 1961 um 11,3 % zurückgegangen sind, während sich die Produktion von Fleisch von Nutztieren mehr als verdoppelt hat. Fazit: Es sei wichtiger das Vorhandene zu optimieren, als grundsätzlich darauf zu verzichten.

Es gibt nicht nur schwarz und weiß

Klar sei, dass der landwirtschaftliche Sektor durch eine klimaeffiziente Produktion einen Beitrag zur Verringerung der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen leisten kann. Es gebe aber auch andere Maßnahmen, die z. T. einen wirkungsvolleren Beitrag zum Erreichen des deutschen Klimaziels leisten. Wichtig sei, dass alle Maßnahmen objektiv wahrgenommen und beurteilt werden. Es sei nicht alles schwarz und weiß. „Es lohnt sich, die Fakten differenziert zu betrachten und zu vergleichen.“, so der VDF.

Flugreisen sind klimaschädlicher

Wer sein persönliches Verhalten klimafreundlicher gestalten möchte, kann dies besonders effektiv im Energie- und Mobilitätsbereich erreichen. So könne mit einem Verzicht auf eine Flugreise eine große Menge klimaschädlicher Gase eingespart werden, so der Verband. Laut CO2-Rechner des Umweltbundesamtes werden für eine Flugreise von Köln nach Mallorca 0,85 t CO2-Äquivalent pro Person fällig. Mit einer kompletten Umstellung der Ernährungsweise auf vegetarisch erreicht man jedoch lediglich eine Einsparung von 0,35 bis 0,45 t CO2-Äqivalent (je nach Körpergewicht) und das auf ein ganzes Jahr gerechnet. Um dasselbe Klimaziel wie beim Verzicht auf einen Mallorca-Urlaub zu bewirken, müsse man sich somit mindestens zwei Jahre lang vegetarisch ernähren.

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.