Nachdem vier Menschen in Hessen nach dem Verzehr von Gurken an Listerien erkrankt waren und einer verstarb, hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt Ermittlungen gegen den Inhaber eines Lebensmittelbetriebs in Südhessen eingeleitet.
Ausgangspunkt soll ein Obst- und Gemüsebetrieb sein, der unter anderem Gurkenscheiben auslieferte. In einem Gutachten seien gravierende Hygienemängel festgestellt worden, die Betroffenen infizierten sich zwischen Oktober 2021 und Januar 2022 in Kliniken in Frankfurt und Offenbach. Die Verantwortlichen im Landkreis Groß-Gerau sehen erhebliche Mängel bei den Kontrollen. Obwohl dieser Betrieb zweimal im Jahr hätte kontrolliert werden müssen, sei dies in Zeiten der Coronapandemie nicht passiert.
Der Landesverband der SPD in Hessen warf Landwirtschaftsministerin Priska Hinz (Grüne) Versäumnisse vor und forderte persönliche Konsequenzen. Hinz habe nach dem Listerien-Skandal rund um Wilke-Wurst nichts dazugelernt. Die Kontrollbehörden kämen ihren Aufgaben nur unzureichend nach. Daher sei das Risiko, dass lebensmittelrechtliche Verstöße unbemerkt blieben, hoch.
Foodwatch: Fehler liegen im System
Von der Nichtregierungsorganisation foodwatch kam am vergangenen Freitag ebenfalls Kritik an der Ministerin. Es gebe weiterhin grundlegende Schwachstellen der Lebensmittelüberwachung in Hessen. „Schimmel, Abwasserpfützen, Rattenkot - zweieinhalb Jahre nach dem Skandal um die Wilke-Wurst ist erneut ein hessisches Lebensmittelunternehmen in den Schlagzeilen, in dem katastrophale hygienische Bedingungen herrschten“, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Chris Methmann. Die Fehler lägen im System.
Die Lebensmittelüberwachung müsse personell besser ausgestattet werden. Außerdem müsse man weg von der „fehleranfälligen kommunalen Überwachung und von der Geheimniskrämerei um die Ergebnisse von Lebensmittelkontrollen“. Gebraucht werde eine unabhängige Landesanstalt für Lebensmittelüberwachung, die alle Kontrollergebnisse veröffentlichen müsse.
Ministerin weist Kritik von sich
Hinz wies die Vorwürfe zurück. Gegenüber dem Hessischen Rundfunk (HR) betonte sie, dass die Lebensmittelüberwachung in den zurückliegenden Jahren gestärkt worden sei. Verantwortung für den aktuellen Skandal trage die zuständige Kreisverwaltung Groß-Gerau. Dass dessen Veterinärbehörde den Betrieb zwei Jahre lang nicht kontrolliert habe, sei nicht akzeptabel, so die Ministerin.
Der Kreis Groß-Gerau räumte Versäumnisse ein. Wie es auf dessen Internetseite heißt, ist es bei den Lebensmittelkontrollen des Kreisveterinäramts während der vergangenen zweieinhalb Jahre zu deutlichen Kontrolllücken gekommen.