Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Sonstiges

Stilllegung 2024 Agrardiesel-Debatte Bürokratieabbau

topplus Streitpunkt

Journalist Fisser zu Bauern: "Seid stolz und ehrlich!"

Das Verhältnis von Bauern und Journalisten ist getrübt. Dirk Fisser von der Neuen Osnabrücker Zeitung meint jedoch, dass hier häufig ein Missverständnis auf Seiten der Bauern zu Grunde liegt. Welches, erklärt er in seinem Gastbeitrag.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Gastbeitrag von Dirk Fisser, Neue Osnabrücker Zeitung.

Es steht nicht gut um das Verhältnis von Journalismus und Landwirtschaft. Das Ansehen meines Berufsstandes im Agrarsektor ist irgendwo knapp oberhalb der Ackerfurche. Zugegeben, es gibt schlechte Berichterstattung über Agrarthemen. Und ja, es gibt Beispiele, wo vor lauter Überzeugung das journalistische Handwerk vergessen wird. Aber das sind nach meinen Beobachtungen Ausnahmen. Leider prägen sie das Bild meiner Branche, wie auch schlechte Bauern das Bild der Landwirtschaft prägen.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Der Kritik am Journalismus liegt hier häufig ein Missverständnis zu Grunde: Der Journalist ist nicht für die Öffentlichkeitsarbeit der Branche zuständig, über die er berichtet. Für das Image einer Branche ist immer noch die Branche selbst verantwortlich. Im Positiven wie im Negativen.

Richtig ist, dass die Landwirtschaft seit einigen Jahren unter dem Brennglas der Öffentlichkeit liegt. Das ist natürlich unbequem. Vieles, was über Jahrzehnte selbstverständlich schien, gefördert und gefordert wurde, wird nun kritisch hinterfragt. Auch andere Branchen durchleben das – etwa der Energiesektor. Eine Gesellschaft entwickelt sich weiter in ihren Ansichten – manchmal auch zurück.

Genau das ist ja der Vorwurf der Landwirtschaft an ihre Kritiker: Sie wollten zurück in eine verklärende Landlust-Vergangenheit, als der Hahn noch auf dem Misthaufen krähte. In Teilen stimmt das. Aber was will die Landwirtschaft, was wollen die Bauern eigentlich? Mein Eindruck: Viele wollen ihre Branche in ihrem jetzigen Zustand musealisieren. Der Wunsch: Alles soll so bleiben, wie es ist. Das ist verständlich. Das ist menschlich. Das ist aber unrealistisch.

Nicht nur, weil die Gesellschaft Veränderungen einfordert, sondern auch weil die Landwirtschaft selbst einen Weg eingeschlagen hat und weitergeht, der das ausschließt. Das Ziel am Ende lautet Wachstum. Das geht aber nur, wenn andere weichen. Diese unbequeme Tatsache scheint die Landwirtschaft auszublenden. Die nähere Zukunft sieht so aus: Einige Betriebe fliehen in Nischen wie Bio, andere geben auf und wiederum andere wachsen. Am Ende sinkt die Zahl der Bauern weiter. Minderheitengröße hat der Berufsstand bereits erreicht. Wahlen lassen sich jedenfalls mit Bauern nicht mehr gewinnen. Das hat auch die Politik verstanden.

Warum den Bauern also schützen? Weil er Lebensmittel produziert, die wir brauchen, lautet die Antwort der Branche. Stimmt. Aber ist das wirklich ein gutes Argument, um Kritik abzuwehren? Ist es nicht viel mehr so, dass die Gesellschaft genau deswegen das Recht hat mitzureden?

Darin steckt die eigentliche Chance der Branche: ein Dialog darüber, wie es zusammen weitergehen soll. Voraussetzung auf Seiten der Landwirtschaft ist, dass sich die Branche selbst ehrlich macht und aus ihrer Wagenburg herauskommt. Bauer ist ein stolzer Beruf mit hoher Wertschätzung. Nutzen Sie die Chance!

STREITPUNKT

Dieser Text stammt aus der Rubrik Streitpunkt, die jeden Monat in der top agrar-Heftausgabe erscheint. Der Gastbeitragzeigt, wie die Landwirtschaft von außen gesehen wird und ist nicht die Meinung der Redaktion. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.

Die Redaktion empfiehlt

top + Letzte Chance: Nur noch bis zum 01.04.24

3 Monate top agrar Digital + 2 Wintermützen GRATIS

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.