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Kommentar: „Wegen Reichtums geschlossen“

Von außen betrachtet glauben viele, die Bauern hätten das meiste Geld und die dicksten Renten. In Österreich vermittelt dieses falsche Bild aktuell auch eine Studie der Nationalbank. Ein Kommentar von Cornela Baumgartner.

Lesezeit: 3 Minuten

Ein Kommentar von Cornela Baumgartner, Gebietsbäuerin aus Pöggstall (Niederösterreich), erschienen in der top agrar Österreich 2/2019.

Bauern haben die größten Vermögen“ oder „Altbauer müsste man sein“ − so oder ähnlich wurde kürzlich das Ergebnis einer Nationalbankstudie über die finanzielle Situation und zum Konsum der Haushalte von Medien betitelt. Sie erklärten die Bauern zum klaren Sieger in dem Ranking der verschiedenen Berufsgruppen − mit einem (Median-)Vermögen von knapp 900 000 €.

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Wie kann das sein? Schließlich schrieb der Standard nur wenige Tage zuvor, dass alleine in den letzten sechs Jahren 19 000 Bauernhöfe in Österreich ihre Hoftore für immer geschlossen haben. Resultiert diese enorme Zahl daraus, dass die Bauern immer reicher werden? Wohl kaum.

Dem Vermögensbegriff muss zumindest mit einem Minimum an erwartbarer Transparenz begegnet werden. Schließlich ist der größte Teil landwirtschaftlichen Vermögens notwendiges Betriebsvermögen, dass die Existenzgrundlage des Betriebes bildet. Darunter sind eigenbetrieblich genutzte Wirtschaftsgüter genauso zu verstehen wie landwirtschaftliche Grundstücke.

Das Gegenstück bildet das frei verfügbare Privatvermögen, das ausschließlich der privaten Lebensführung des Haushaltes dient. Diese zentrale Unterscheidung ist bewusst unterlassen worden. Darüber hinaus wurde in der Studie ein erheblicher Teil des Nettovermögens, nämlich Finanzvermögen, nicht erfasst. Die reichen Haushalte nehmen an den Befragungen entweder gar nicht teil oder verweigern konkrete Antworten. Selbst die weit über 3 000 existierenden Privatstiftungen, die über ein Stiftungsvermögen von rund 70 Mrd. Euro verfügen, werden nicht einmal annähernd in die Studie einbezogen.

Verantwortung ist ein großes Wort, Bäuerinnen und Bauern nehmen diese wahr. Sie haben einen beinahe rund um die Uhr-Job, wenig Freizeit und Urlaub. Die meisten arbeiten im Nebenerwerb, um die Generationsfolge fortzusetzen. Richtig, das Vermögen übernehmen wir Bauern von unseren Eltern. Sonst müssten wir unsere Lebensmittel gänzlich aus dem Ausland importieren. Diese werden dort weder unter vergleichbaren ökologischen noch sozialen Standards produziert.

Zu wenig Verantwortung zeigen hingegen leider immer noch manche Medien und betreiben mit substanzlosen Artikeln Bauernbashing. Die Intention aller sollte Wertschätzung für unsere Bauern sein.

Sie sind die einzige selbstständige Berufsgruppe, die den Preis ihrer Produkte nicht selbst bestimmt. Und im Gegensatz zu allen anderen Branchen hat sie 50 Jahre lang keine Inflationsabgeltung für ihre Produkte erhalten! Ebensowenig wird den Bauern die Erhaltung der Kulturlandschaft für die Bevölkerung und den Tourismus entlohnt. Gleichzeitig entstehen aber immer höhere Auflagen, die oft mit großen Investitionen einhergehen. Zudem können Bauern nicht einfach Konkurs anmelden, denn sie haften – anders als viele Gesellschaftsformen – mit ihrem gesamten Vermögen.

Dringend gefordert ist daher eine gesellschaftlich unterstützte Landwirtschaftspolitik, die wirtschaftliche, soziale und ökologische Ziele gleichberechtigt integriert. Politische Instrumente − von rechtlichen über Förderpolitik bis zur Markt- und Handelspolitik − sollten dringend umgestaltet werden. Ebenso wichtig sind EU-weite Regeln für eine verpflichtende, klare Lebensmittelkennzeichnung. Dann können die Verbraucher ihren Teil der Verantwortung auch aktiv wahrnehmen.

Hinweis der Redaktion: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten.

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