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topplus Protest in Berlin

Kontra-Argumente zur "Wir haben es satt"-Demo

Im Berufsstand ist die "Wir haben es satt"-Demo am 18. Januar in Berlin umstritten. Nach den Pro-Argumenten von Moritz Schäfer gestern hier die Kontra-Seite von Anneke Kreißig.

Lesezeit: 4 Minuten

Darum geht’s: Auf die bundesweiten Bauernproteste im Herbst folgt am 18. Januar 2020 parallel zur Grünen Woche in Berlin die 10. „Wir haben es satt“-Demonstration. Hinter den Organisatoren steht ein Bündnis aus Bauern, Umwelt-, Natur-, Tier- und Verbraucherschützern. Wir haben zwei Berufskollegen gefragt, was sie von der Demo halten. Im ersten Teil argumentierte Moritz Schäfer für die Demo.

Hier nun die Kontra-Seite von Anneke Kreißig. Die 27-Jährige arbeitet in Niedersachsen im Familienbetrieb mit 280 Zuchtsauen und 120 ha Ackerbau.

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Umstellung auf Bio ist nicht Zukunftsvision aller Bauern

Ich finde es gut, dass sich mehr und mehr Landwirte und Landwirtinnen engagieren. Vor allem bei den Bauerndemos am 22. Oktober 2019 haben wir gezeigt, dass Landwirte, egal ob Tierhalter oder Ackerbauern zusammenhalten können und wir alle letztlich die gleichen Interessen in unserem Berufsstand haben: Wir machen unsere Arbeit tagtäglich nach bester fachlicher Praxis und fordern, dass das auch anerkannt wird.

Ein ähnliches Ziel verfolgt auch die „Wir haben es satt“-Demo am 18. Januar in Berlin auf den ersten Blick: Wertschätzung unserer Arbeit, faire Preise, Artenvielfalt. Doch der Tenor beruht auf der Sichtweise, dass wir alle eine Umstellung auf ökologische, kleinbäuerliche Landwirtschaft wünschen. Ich bin nicht der Meinung, dass das die Zukunftsvision aller Betriebe ist. Daher werden ich und mein Trecker nicht an der Demo in Berlin teilnehmen.

Die Demo-Organisatoren fordern faire Preise, auch für Kleinstbauern in Entwicklungsländern. Ich denke, wir sollten zunächst anfangen, gleiche und faire Bedingungen innerhalb der EU zu fordern. Gerade beim Thema Stallbau entwickeln sich die Anforderungen und finanziellen Unterstützungen enorm auseinander und das innerhalb einer Staatengemeinschaft. Dass Landwirtschaft wieder ein lukrativerer Beruf werden muss, mit dem Argument gehe ich einher. Jedoch denke ich nicht, dass eine Ausrichtung aller Betriebe auf ökologische Tierhaltung sinnvoll ist.

Die Vielfalt der Betriebsstrukturen macht doch unsere Landwirtschaft vor Ort aus. Auch wenn es aktuell den Anschein macht – nicht alle Verbraucher wollen Fleisch und Milch aus besonders artgerechter oder gar ökologischer Tierhaltung. Auch weiterhin wird es ein starkes Segment geben, dass konventionell produzierte Lebensmittel aus Intensivtierhaltungsanlagen kauft. Hier regelt letztlich der Markt das Geschehen, die Politik kann nur Weichen stellen. Genauso kann eine systematische Reduzierung des Pflanzenschutzeinsatzes nicht die einzige Lösung sein. Eine Reduzierung, da, wo es sinnvoll ist, ja. Ackerbau und Tierhaltung bleiben immer ein Eingriff in die Natur, wir können nur daran arbeiten, uns beim Arten- und Klimaschutz zu verbessern.

Statt die „Wir haben es satt“-Demo zu unterstützen, halte ich es daher für sinnvoller, auf die Menschen bei uns vor Ort zuzugehen oder auf den Erlebnisbauernhof auf der Grünen Woche, die gleichzeitig in Berlin stattfindet. Denn ich denke, dass wir Landwirte in unserem Tun oft unverstanden sind.

Ich bin gut darin, unsere Form der Tierhaltung und des Ackerbaus zuhause auf meinem Betrieb, den Menschen zu erklären. Die Erfahrung zeigt mir, dass Hofführungen meine Arbeitsmotivation immer wieder gestärkt haben. Wenn ich den Menschen ehrlich erkläre, wie wir arbeiten und was wir bereits für den Umweltschutz tun, gab es immer zu 100% positive Rückmeldungen.

Leider erreichen wir auf unseren Höfen nicht jeden. Daher fahre ich mit meinem Trecker zu Veranstaltungen bei uns vor Ort. Dort versuchen sowohl ökologische, als auch konventionelle Betriebe Seite an Seite, die Landwirtschaft den Menschen näher zu bringen. Auf diesen Veranstaltungen ergibt sich häufig die Gelegenheit mit lokalen Politikern zu reden. Sie können sich in Berlin für uns einsetzen und unsere Anliegen direkt an die richtige Stelle tragen. Das macht für mich einen besseren Eindruck, als vor den Türen des Ministeriums lautstark zu Protest aufzurufen.

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