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Leserfrage

Kommt Gülle in mein Trinkwasser? Das können Landwirte Bürgern antworten

Was kostet die Filterung von Nitrat aus dem Trinkwasser? Wie hoch ist der Schadstoffeintrag durch undichte Abwasserkanäle und wo landet der Klärschlamm?

Lesezeit: 4 Minuten

Frage: Als Landwirt muss ich mich zunehmend der Kritik meiner Mitbürger stellen. Oft werde ich mit dem Themenbereich des Gewässerschutzes konfrontiert. Daher hätte ich gerne auf folgende Fragen eine Antwort:

  1. Wie hoch sind die Kosten, um Nitrat aus dem Trinkwasser herauszufiltern, bzw. können Arzneimittelrückstände und sonstige chemische Belastungen mit demselben Verfahren herausgefiltert werden?

  2. Gibt es belastbare Zahlen, wie groß der Schadstoffeintrag in Gewässer durch undichte Abwasserkanäle von Kommunen und Städten ist?

  3. Wie und wo werden denn die Klärschlammmengen untergebracht? In unserer Region ist mir kein Landwirt bekannt, der sich diesem Risiko aussetzt.

Wir haben Dr. Jörn Krämer vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband gefragt.

Seine Antwort:

1. Trinkwasseraufbereitung

Zu Kosten der Trinkwasseraufbereitung liegen leider wenige Daten vor. Neben der technischen Aufbereitung von Trinkwasser gibt es zudem Ausweichmaßnahmen wie Rohwasserverschneidung, Standortverlagerung oder Vertiefung von Brunnen.

Einen wichtigen Beitrag hat die UBA-Studie „Landwirtschaftlich verursachte Kosten zur Sicherung der Trinkwasserbereitstellung“ geliefert. Erstellt wurde diese von MOcons (Prof. Oelmann/Mühlheim an der Ruhr) in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe für regionale Struktur- und Umweltforschung (ARSU), dem IWW Zentrum Wasser und drei Wasserversorgern (Oldenburgisch-ostfriesischer Wasserverband - OOWV, RheinEnergie, Rheinisch Westfälische Wasserwerksgesellschaft – RWW).

„Es existieren verschiedene Verfahren zur Nitrat- und zur Pflanzenschutzmittel-(PSM-) Entfernung. Dazu zählen die biologische Denitrifikation, das CARIX-Verfahren, die Elektrodialyse und die Umkehrosmose (für die Nitratentfernung) bzw. die Aktivkohle-Adsorption und die Oxidation mit Ozon (für die Entfernung von PSM). Die Auswahl eines Aufbereitungsverfahrens ist von einer Vielzahl lokaler Faktoren wie z. B. der Wasserhärte oder der Notwendigkeit einer Vor- und Nachbehandlung abhängig, sodass nicht jedes Verfahren für jeden Standort geeignet ist. In der UBA Studie wurden Kosten der Aufbereitung von vier Nitrat- und PSM-haltigen Rohwässern aus den Modellregionen berechnet.

Als Nitrat-Zielwerte für das aufbereitete Trinkwasser wurden 37,5, 25 und 10 mg/l festgelegt. Dies entspricht 75 %, 50 % bzw. 20 % des Nitratgrenzwertes von 50 mg/l der Trinkwasserverordnung. Ein Zielwert von 50 mg/l kam nicht in Betracht, weil aus technischen Gründen ein gewisser „Sicherheitsabstand“ erforderlich ist, damit der Grenzwert der Trinkwasserverordnung (50 mg/l) auch wirklich jederzeit eingehalten werden kann. Für die vier Modell-Wasserwerke liegen die Gesamt-Aufbereitungskosten (Betriebs- und Investitionskosten) zwischen 0,55 und 0,76€/m³ Trinkwasser.“

Mit Aktivkohlefiltration können Kläranlagen auch Arzneimittelreste aus dem Wasser entfernen.

2. Stickstoffeinträge durch Sickerwasser

Zu 2: Hierzu gibt es Zahlen für Nordrhein-Westfalen. Je Einwohner und Tag resultiert ein Stickstoff (N)-Aufkommen in Höhe von 11 g. Als N-Verluste aus urbanen Systemen (Rohrleckagen, sonstige Punktquellen in Siedlungsgebieten) werden 1,65 g N/(EW*Tag) geschätzt.

Für NRW resultiert daraus eine Jahressumme von ca. 10.700 t Stickstoff. Im Vergleich zum N-Austrag aus landwirtschaftlichen Flächen spielt der N-Austrag aus urbanen Systemen in NRW aber eine untergeordnete Rolle. Weiteres zu den N-Einträgen durch Kläranlagen finden Sie auch unter dem Beitrag Übeltäter Kläranlage

3. Klärschlammentsorgung

Das Statistische Bundesamt nennt Zahlen zur Klärschlammentsorgung aus der öffentlichen Abwasserbehandlung für die Bundesländer. Im Jahr 2017 wurden von den in Deutschland angefallenen rund 1,7 Mio. t Klärschlammtrockensubstanz circa 312.000 t in der Landwirtschaft verwertet. Dies entspricht rund 18 %.

Zählt man noch die fast 172.000 t hinzu, die bei landschaftsbaulichen Maßnahmen wie z.B. Rekultivierung eingesetzt wurden, wurden in 2017 knapp 30 % der Klärschlammmenge einer bodenbezogenen Verwertung zugeführt. Der Großteil des Klärschlamms, nämlich fast 1,2 Mio. t bzw. rund 70 %, wurde thermisch behandelt.

In Bayern wurden im Berichtszeitraum ca. 10 % des Klärschlamms in der Landwirtschaft verwertet, weitere 17 % in landschaftsbaulichen Maßnahmen. Über 70 % der Verwertung entfielen auf eine thermische Behandlung, hauptsächlich Verbrennung.

Verschiedene rechtliche Regelungen (z.B. Düngeverordnung) schränken den Einsatz von Klärschlamm in der Landwirtschaft immer stärker ein.

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