Die Digitalisierung muss Einzug halten in die Berufsschulen. Darin waren sich die 16 Lehrkräfte, die sich vergangene Woche in Freising-Weihenstephan zur Bundesringtagung für berufliche Schulen der Landwirtschaft trafen, einig. Daneben sprachen sie auch über den hohen Mangel an Berufsschullehrern und die dadurch bedingte wachsende Zahl von Quereinsteigern im Lehramt.
Digitalisierung in den Berufsschulen
Nach Ansicht von Professor Heinz Bernhardt, TUM, werden die Anforderungen an die Auszubildenden mit zunehmender Digitalisierung der Arbeitswelt auch in der beruflichen Erstausbildung steigen. Von den Auszubildenden würde zukünftig ein Grundverständnis für Informatik erwartet. Daher muss die Digitalisierung stärker in der berufsschulischen Bildung Einzug halten. Derzeit gäbe es jedoch für die agrarwirtschaftlichen Berufsschulen noch keine schlüssigen Konzepte, wie die Digitalkompetenz im Unterricht erworben werden soll.
Im Anschluss an die Diskussion berichteten zwei junge Kolleginnen über ihre Erfahrungen mit Learning-Apps im Unterricht. Gerade zur Unkrautbestimmung auf dem Feld gäbe es etliche leicht zu bedienende Internetanwendungen, die auch im betrieblichen Alltag gut einzusetzen sind. So muss keiner mehr Bestimmungsbücher mit auf den Acker nehmen.
Berufsschullehrer sind gesucht
Auf den kontinuierlichen Mangel an beruflichen Lehrkräften, auch im agrarwirtschaftlichen Bildungsbereich, wies Professor Alfred Riedl, Studiendekan für Berufliches Lehramt an der TUM, in seinem Vortrag hin. Angesichts des Bewerbermangels an grundständig ausgebildeten Lehrkräften würden die Bundesländer auf Sonderprogramme zurückgreifen und Hochschulabsolventen über das Referendariat oder den Direkteinstieg (direkt in den Schuldienst mit paralleler Nachqualifizierung) einstellen. Für Professor Riedl seien dies Notlösungen.
Nur in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin gibt es ein grundständiges „Agrarlehrer-Studium“. In den anderen Bundesländern erhalten die Lehrpersonen nur über das Referendariat eine pädagogische Qualifikation oder sie steigen direkt in den Beruf ein und bekommen nebenher ihre pädagogische Ausbildung.
Riedl forderte daher
- alternative Zugangswege, orientiert an der grundständigen beruflichen Lehrerbildung
- Erschließung neuer Zielgruppen besonders in Mangelfachrichtungen
- Werbung für die beruflichen Lehramtsstudiengänge
Als Beispiel nannte er den an der TUM den Studiengang „Master Berufliche Bildung integriert“, der den Masterstudiengang mit dem Vorbereitungsdienst kombiniert und dadurch die Ausbildungszeit für Berufsschullehrer verkürzt.
Weniger Auszubildende in den Grünen Berufen
Insgesamt berichteten alle Berufsschullehrer von leicht sinkenden Ausbildungszahlen. Auszubildende für die Grünen Berufe sind in allen Regionen gesucht. Nur den Garten- und Landschaftsbauern gelingt es genügend Nachwuchs zu gewinnen.